RE: Eine fremde Heimat - Ankunft
Die Zeit verstrich, während ich den beiden Schauspielern gebannt zusah. Ich lachte gelegentlich herzhaft, da das Stück an einigen Stellen recht derb war. Der Platz hatte sich inzwischen weiter gefüllt. Immer mehr Menschen waren an Land gegangen. Einige von ihnen blieben stehen und taten es mir gleich: Sie ließen sich für einen kurzen Moment in das Reich der Fantasie entführen, bevor sie ihre Lebensreise fortsetzten.
Mir fiel eine Familie auf, die anscheinend mit demselben Schiff nach Londinium gekommen war. Ich vermutete, dass es sich um eine Familie handelte: Ein älterer Mann, ein Mädchen und ein junger Mann, den ich auf mein Alter schätzte. Das Mädchen schien eine Vorliebe für Theater zu haben, denn sie bat ihren Vater, eine Weile zuzusehen. Ich warf immer wieder einen Blick auf sie. Sie war hübsch, wenn auch noch etwas kindlich und offensichtlich verwöhnt, denn ihr Vater konnte ihr keinen Wunsch abschlagen. Der junge Mann hingegen hatte sich zurückgezogen, um Proviant zu besorgen. Etwas, was auch ich noch erledigen musste, bevor es weiter in den Westen des Landes ging.
Als das Stück der beiden Straßenkünstler zu Ende ging, hörte ich, wie das Mädchen darum bat, den Schauspielern eine Münze zustecken zu dürfen. Reflexartig griff auch ich nach meinem Geldbeutel und holte zwei Asse heraus. Diese Summe konnte ich sicher entbehren.
Das Mädchen gab den beiden ein paar Münzen, woraufhin ich auch meine beiden Münzen dem jungen Mann gab. "Bitte schön, für eure unterhaltsame Darbietung!" sagte ich. Die beiden konnten sicherlich ein wenig Unterstützung gebrauchen, denn sie sahen nicht so aus, als ob täglich eine Mahlzeit auf sie wartete. Ich wollte mich schon abwenden und mich um meinen Proviant kümmern, als ich mitbekam, wie das Mädchen ihren Vater bat, die beiden Schauspieler mit nach Iscalis zu nehmen. Ich überlegte einen Moment, dann wandte ich mich zu ihnen um. "Ihr wollt auch nach Iscalis? Das ist auch mein Ziel! Darf ich mich euch anschließen?" Allein zu reisen konnte bisweilen recht gefährlich sein. Auch wenn der Süden inzwischen befriedet war, wie es so schön hieß, konnten immer noch Rebellen und Räuber auf den Straßen lauern. Deshalb waren Reisegemeinschaften wesentlich sicherer!
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