RE: Niamhs Hütte
Nach eine fürchterlich kalten Nacht und einem Vormittag voller Gedanken, ging ich schließlich doch nach Cheddar. Wahrscheinlich war ich ein ziemlicher Arsch, dass ich das tat, aber ich war müde, mir war kalt und ich fühlte mich einsam. Und ja, ich mochte Niamh ja auch. Ich wollte mit ihr zusammen sein und dass sie glücklich war. Ich mochte sie nur nicht genug, als dass ich deshalb Kinder wollte, trotz all den Dingen, die das bedeutete.
Aber weglaufen löste dieses Problem nicht, und das Nachdenken hatte auch nur Kopfschmerzen gebracht. So oder so, ich sollte mich wohl bei ihr entschuldigen, weil ich ohne ein Wort zu sagen verschwunden war. Wahrscheinlich hatte sie sich Sorgen gemacht. Und das war auch nicht meine Absicht. Es fühlte sich nur einfach falsch an, bei ihr zu sein und über Raven nachzudenken.
Ich hatte also beschlossen, mich wie ein Mann zu benehmen, Raven aus meinen Gedanken zu verbannen und mich auf das Leben zu konzentrieren, das ich gerade drauf und dran war, zu zerstören, und war nach Cheddar geritten. Vor Niamhs Hütte stieg ich ab und murmelte noch einmal die Erklärung vor mich hin, die ich mir zurechtgelegt hatte.
“Haia, Niamh. Ich weiß, es war nicht fair von mir, ohne ein Wort zu verschwinden. Ich hätte dir Bescheid geben sollen. Es gibt nur im Moment so viele Dinge, die mir im Kopf herumgehen und die ich für mich selbst sortieren musste. Ich weiß, ich hätte nicht einfach wegbleiben sollen, aber ich brauchte die Zeit alleine. Es tut mir...“
An dieser stelle kam ich an einer verschlossenen Tür an. Sie war nicht einfach zugezogen, sondern der Riegel war vorgelegt und das Schloss geschlossen. Gut, ich wusste, wie es funktionierte und hätte es jederzeit öffnen können. Aber wenn die Tür so geschlossen war, hieß das, dass Niamh nicht da war und auch nicht in der Nähe. Was zur Anderswelt war hier los?
Die alte Eleri von nebenan kam grade vorbei und sah mich da stehen wie ein Kalb bei Donner.
“Sie ist nicht da.“
Das sah ich auch. Ich drehte mich zu der alten Frau um. “Wo ist sie?“
“Ist in die Stadt gefahren mit der Gwrach. Wollten sich das Spektakel der Römer ansehen. Hat sich rausgeputzt wie eine Prinzessin dafür.“
Ich schaute wahrscheinlich noch verwirrter drein. “Das Schauspiel in der Stadt? Das Wagenrennen?“
“Das für den römischen Herrscher, der nach Iscalis gekommen ist. Hywel hat sie hingefahren und gegrinst, als würde er zwei Fürstinnen zu ihrer Hochzeit fahren.“
Das alles war sehr seltsam. War das die Retourkutsche, weil ich weggegangen war? War sie deshalb zu Ceridwen gegangen und wollte sich jetzt mit den Spielen ablenken? Ich hatte ein echt ungutes Gefühl bei der Sache.
“Danke, Eleri“, bedankte ich mich und stieg schon wieder auf meinen Braunen, um in Richtung Iscalis zurück zu reiten. Die Chancen standen zwar schlecht, aber vielleicht fand ich sie ja in dem Gewimmel.
Falke
|