RE: Hochzeitsgemach von Iulius Cato und Claudia Sabina
... Der Morgen dämmerte. Ich drehte mich auf den Bauch, stützte mein Kinn in meine Hände und betrachtete meinen Xerxes, der neben mir noch schlief. Eine dunkle Strähne fiel in seine Stirn. Ich musste mich beherrschen, sie nicht zu küssen oder daran zu zupfen.
Ich, ich war nun eine Matrona. Es war anders gewesen, als meine Freundinnen mir gesagt hatten. Es war auch anders als Anaxarete gemeint hatte. Es war nicht wirklich unangenehm gewesen, als ich den ersten Schreck über Nacktheit erst einmal verdaut hatte. Einen Moment lang war es sogar schön gewesen, weil mein Ehemann mich begehrte. Doch es war auch anders als in den Liebesromanen. Ich meinte, ich könnte die Sache durchaus wiederholen. Doch dafür alles zu wagen, alles zu opfern und nur noch daran zu denken wie die Romanheldinnen - nein. Die körperliche Liebe konnte nicht der alleinige Lebenszweck einer Dame sein.
Auf Zehenspitzen erhob ich mich, ging für kleine Patrizierinnen und wusch mich in der Schüssel. Anaxarete war auch schon wach. Ihr mütterliches Gesicht war tief bekümmert und sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel:
"Meine arme, kleine Herrin, mein armer kleiner Schatz!", seufzte sie, als sie mir mein Haar kämmte und aufsteckte.
Dann jedoch sah sie meine vergnügte Miene:
"Bei der Großen Mutter, Sabina, du wirst doch nicht etwa ein sinnliches Frauenzimmer sein!", entfuhr es ihr.
Ich schüttelte den Kopf. Anaxarete zog mir ein Hauskleid an, bohrte mir meine Ohringe in meine Ohrlöcher, zupfte das Kleid zurecht und tupfte mir Myrrhenöl auf die kleinen Kuhlen am Halsansatz. So wieder hergerichtet, legte ich mich ins Bett und sagte:
"Guten Morgen, mein liebster Xerxes. Wünsche, dass du wohl geruht hast"
|