"Ich denke, dass du für die Stelle sehr gut geeignet bist, Bürger Tarutius, und würde dich gerne mit einem Anfangsgehalt von fünfzehn Denaren im Monat einstellen", das war das gängige Gehalt für einen einfachen Sekretär:
"Ja, suche du bitte Flavianus Pytheas auf und frage ihn, ob und was er von der Missetat mitbekommen hat. Aber gehe nicht allzu forsch vor. Der Medicus ist ein Flavianus" Der Grieche war Freigelassener des Kaisers, und Saturninus war sich sicher, dass er nicht nur medizinische sondern auch Spitzeldienste leistete:
"Wenn du mit der Frau alles geklärt hast, würde ich dich auch auf der Stelle vereidigen"
* Verctissa überlegte ob der vielen Fragen, die nun durch den Mund des jungen Dolmetschers auf sie einprasselten, ihre Antworten genau. Ihre Stimme war nun leiser und fast zögerlich:
"Es ging alles sehr, sehr schnell", versuchte sie zu erklären: "Der Mann war blond, ja. Helles Gesicht. Und prächtig mit dem Gürtel mit vielen Streifen. Purpur konnte ich nicht erkennen. Doch sein Schwertgehänge war besonders, sehr fein, sehr verziert mit Gold. Das Schwert war ein Römerschwert, nicht sehr groß. Der Mörder war verletzt im Gesicht, er hatte einen Schnitt im Gesicht. Blut tropfte herab.",
sie streckte beide Arme aus, um die Länge des Gladius anzuzeigen und zeigte dann auf ihre Lippen, um anzudeuten, an welcher Stelle der Flüchtende seine Verletzung gehabt hatte:
"Die Leute kannte ich alle nicht. Nur meine Nachbarin ist mitgegangen, um mir zu helfen. Sie heißt Totia. Sie hat mir später geholfen, mein liebes Kind nach Hause zu bringen"
Verctissa schluckte. Sie hatte für ihren Sohn auf Heilung gehofft. Stattdessen waren sie seinem Tod in die Arme gelaufen. Es schmerzte, und der Schmerz würde nicht so schnell vergehen:
"Den Heiler habe ich in keinem Moment gesehen. Er kam nicht aus dem Haus"
Verctissa schüttelte energisch den Kopf.
Aber als der junge Römer, der ihre Sprache so gut sprach, ihr sagte, dass er vor Gericht für sie sprechen würde, füllten sich ihre Augen vor Tränen. Ohne dass es hätte jemand verhindern können, nahm sie seine Hand und küsste sie:
"Ich danke dir vielmals. Du hast ein gutes Herz", sprach sie mit altmodischer Höflichkeit: "Möge die Weiße Mutter Brigid dich segnen, und dir eine gute Frau und Nachkommen so zahlreich wie die Sterne schenken"