RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris
Die Fahrt im Wagen war holperig und unbequem. Prisca fühlte sich an ihre Fahrt von Londinium nach Iscalis erinnert und schaute sehr viel aus dem kleinen Fenster, da sie das Gefühl hatte, hier im Wagen zu ersticken und gleichzeitig zu erfrieren. Sie fragte sich, wie Merula das machte. Sie jedenfalls zog sich den Lammfellumhang um die Schultern und sah zu, wie die Landschaft langsam vorbeiholperte.
Irgendwann aber waren sie wohl angekommen, und stöhnend stand Merula auf. Prisca machte sich gleich Sorgen ob seines Beines, aber scheinbar ging es doch und er kletterte aus dem hölzernen Kasten heraus und reichte ihr die Hand. Vorsichtig kletterte auch sie so heraus und zog noch einmal ihren Umhang richtig um die Schultern.
Vorsichtig schaute Prisca sich um. Das Land war anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte eine typisch offene, römische Wiese erwartet, die nur darauf wartete, in ein feld verwandelt zu werden. Aber hier standen viele alte Bäume. Priscas Blick heftete sich an ihnen fest und folgte dem Verlauf der Zweige bis hoch hinauf, wo noch Herbstlaub in den Wipfeln hing. “Es ist sehr schön“, sagte sie und ging los. Sie trat auf die alten Bäume zu und wich den Wurzeln auf, die zum stolpern verleiteten, um ganz nahe an eine so hohe… sie war sich nicht sicher. War es eine Ulme? Oder eine Linde? Sie legte ihre Hand auf den Stamm und hatte das Gefühl, etwas erhabenes zu berühren.
Als Merula meinte, sie hätten viel Arbeit vor sich, wurde Prisca fast wie aus einem Traum gerissen. Sie drehte sich leicht zu ihm um. “Ich hoffe, du willst diese schönen Bäume nicht fällen“, meinte sie fast ängstlich. Natürlich brauchte man Bauholz, und natürlich wusste Prisca, dass man in einem Wald nur sehr wenig anderes machen konnte, als Schweine und Bienen zu halten. Aber es kam ihr geradezu frevelhaft vor, etwas so schönes und altes einfach zu Fällen, nur um ein Haus zu bauen.
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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