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Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Druckversion

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Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Marcus Sabinius Merula - 11-09-2023

[Bild: St-ckland-L.jpg]

An der Straße von Iscalis nach Dubris, bei der Meile V, befindet sich das Stück Land, welches Marcus Sabinius Merula, ehemals Centurio der II Legio Augusta, nach seinem ehrenvollen Ausscheiden  aus seinem Dienst vom allergnädigsten Caesar Vespasianus Augustus erhalten hat. 

Noch liegt das Land brach, doch es eignet sich hervorragend als Weideland. Es verfügt über eine eigne Quelle und wird von einem Ulmenwäldchen begrenzt.

Bild: wurde von mir mit Bing Image Creator erstellt.


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Marcus Sabinius Merula - 11-09-2023

Ein paar Stunde hatte der Wagen gebraucht, bis er sein Ziel erreicht hatte. Zuvor waren wir an einigen anderen Landgütern vorbei gekommen. Das Landgut der Furier musste auch irgendwo in der Nähe liegen. Zumindest hatte Furius Satuninus das damals erwähnt, als er mir in seinem Officium die Eigentumsurkunde überreicht hatte. Er hatte auch davon gesprochen, dass das Nachbargrundstück einem Veteranen gehöre, dessen Name mir leider entfallen war. Aber das machte nichts. Spätestens wenn das Land genutzt würde, würde ich auch meinen Nachbarn kennenlernen.
"Ich glaube, wir sind da!" sagte ich zu meiner Frau, als der Wagen angehalten hatte und Aratas vom Kutschbock heruntergesprungen war, um uns die Tür zu öffnen. Ich hatte zuvor schon neugierig aus dem Fenster geschaut, weil ich ganz gespannt darauf war, was uns hier erwartete.
Als ich mich erhob, stöhnte ich etwas, denn meine Beine waren vom langen Sitzen eingeschafen. Ich stieg als erster aus und half dann meiner Frau. Danach folgten die beiden Sklaven.
Auf den ersten Blick wirkte das Land, wie ein verwunschener Wald auf mich, den es zu erkunden galt. Einige Vögel zwitscherten, als ich ein paar Schritte von der Straße weg machte, vorbei an scheinbar uralten moosbewachsenen Bäumen und mich bald auf der Wiese einer Lichtung wieder fand. Der Waldboden schien bei jedem meiner Schritte etwas nachgeben zu wollen. Zwischen ein paar Felsbrocken entsprang ein kleines Rinnsal. Das musste die Quelle sein! Alles sah sehr idyllisch aus. Kaum vorstellbar, dass dies eines Tages unser Landgut werden sollte "Na, wie findest du es?" fragte ich Prisca. "Hier liegt noch sehr viel Arbeit vor uns!" stellte ich fest.


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Accia Prisca - 11-09-2023

Die Fahrt im Wagen war holperig und unbequem. Prisca fühlte sich an ihre Fahrt von Londinium nach Iscalis erinnert und schaute sehr viel aus dem kleinen Fenster, da sie das Gefühl hatte, hier im Wagen zu ersticken und gleichzeitig zu erfrieren. Sie fragte sich, wie Merula das machte. Sie jedenfalls zog sich den Lammfellumhang um die Schultern und sah zu, wie die Landschaft langsam vorbeiholperte.

Irgendwann aber waren sie wohl angekommen, und stöhnend stand Merula auf. Prisca machte sich gleich Sorgen ob seines Beines, aber scheinbar ging es doch und er kletterte aus dem hölzernen Kasten heraus und reichte ihr die Hand. Vorsichtig kletterte auch sie so heraus und zog noch einmal ihren Umhang richtig um die Schultern.
Vorsichtig schaute Prisca sich um. Das Land war anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte eine typisch offene, römische Wiese erwartet, die nur darauf wartete, in ein feld verwandelt zu werden. Aber hier standen viele alte Bäume. Priscas Blick heftete sich an ihnen fest und folgte dem Verlauf der Zweige bis hoch hinauf, wo noch Herbstlaub in den Wipfeln hing. “Es ist sehr schön“, sagte sie und ging los. Sie trat auf die alten Bäume zu und wich den Wurzeln auf, die zum stolpern verleiteten, um ganz nahe an eine so hohe… sie war sich nicht sicher. War es eine Ulme? Oder eine Linde? Sie legte ihre Hand auf den Stamm und hatte das Gefühl, etwas erhabenes zu berühren.
Als Merula meinte, sie hätten viel Arbeit vor sich, wurde Prisca fast wie aus einem Traum gerissen. Sie drehte sich leicht zu ihm um. “Ich hoffe, du willst diese schönen Bäume nicht fällen“, meinte sie fast ängstlich. Natürlich brauchte man Bauholz, und natürlich wusste Prisca, dass man in einem Wald nur sehr wenig anderes machen konnte, als Schweine und Bienen zu halten. Aber es kam ihr geradezu frevelhaft vor, etwas so schönes und altes einfach zu Fällen, nur um ein Haus zu bauen.


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Marcus Sabinius Merula - 11-12-2023

Prisca ging erstaunt auf das kleine Wäldchen zu und betrachtete jeden Baum, als wäre er ein Wunder. Offenbar hatte sie noch nie einen richtigen Wald gesehen, denn sie war wohl immer nur in Londinium und Iscalis geblieben. Ich hingegen kannte die dichten Wälder Britannias nur zu gut. Ich wusste, welche Gefahren dort lauerten! Neben den wilden Tieren waren es vor allem diese Barbaren, die unbescholtenen Bürgern auflauerten. Was sie mit ihnen zu tun pflegten, hatte ich auch einmal sehen müssen. Sie hängten die toten Körper ihrer Opfer einfach in die Bäume und ließen sie dort vermodern. Aber das brauchte Prisca nicht zu erfahren. Sie war zu empfindsam für solche Dinge. Sie liebte diesen Ort und das wollte ich nicht durch solche üblen Geschichten verderben. Sie berührte einen dicken alten Baum mit ihrer Hand, als wollte sie ihn spüren. Wahrscheinlich war das eine ihrer typischen weiblichen Sentimentalitäten! 
Ich hingegen kümmerte mich lieber um das Praktische und untersuchte den Boden. Er war fruchtbar genug, um etwas darauf anzupflanzen. Vielleicht Gemüse oder Obstbäume. Oder ich könnte die Wiesen nutzen, um Vieh zu halten. Ich rief Phoebus zu mir, damit er meine Pläne aufschreiben konnte. Ich überlegte, wie viele Arbeiter ich brauchte, um das Land zu kultivieren.

"Diese Bäume dort müssen weg!" Ich zeigte auf ein paar Bäume, die mir im Weg waren. Egal, was ich mit dem Land vorhatte, diese Bäume störten nur! Meine Frau sah das aber anders, sie hatte sich in diese Baumriesen verguckt! "Was soll ich denn sonst damit machen? Das Holz kann man gut gebrauchen." Ich war da viel pragmatischer. Aber ich hatte sie ja mitgenommen, damit sie mir ihre Meinung sagen konnte. "Was denkst du, wozu diese Bäume gut sind? Was würdest du mit diesem Land machen?" Vielleicht hatte sie ja eine gute Idee, die mir entgangen war.


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Accia Prisca - 11-12-2023

Die Bäume müssen weg. Irgendwie traf dieser Satz Prisca tiefer, als er sollte, denn sie sollte keine Gefühle für einen Baum hegen. Und trotzdem fühlte sie sich den Bäumen wesentlich mehr verpflichtet als ihrem Ehemann. Was sagte das wohl über sie aus? Prisca schaute zu Merula und dann wieder zu den alten Bäumen und überlegte, welches Argument sie anbringen könnte, das einen wirklich logischen Grund lieferte, die Bäume stehen zu lassen.
“Nun, sie spenden doch schön Schatten für die Quelle, nicht?“ fiel ihr als erstes ein. “Und vielleicht wohnen Dryaden darin, die die Quelle versiegen lassen, wenn man die Bäume fällt. Ist es nicht so mit dem Heiligtum der Diana in Nemoria?“ Das letzte hatte Prisca eben schnell erfunden, sie hatte keine Ahnung, ob dieses Heiligtum in Italia irgendwo eine Quelle beherbergte. Aber sie wusste, dass dort ein heiliger Hain stand, der nicht abgeholzt werden durfte.
“Vielleicht ist dieses Land hier der Diana auch heilig? Dann solltest du lieber sicher gehen und vielleicht Schweine hier züchten.“ Schweine hielt man allgemein im Wald, wo sie Eicheln und Nüsse fraßen und manchmal auch Trüffel ausgruben. “Und vielleicht ein paar Bienenstöcke? Bienen mögen Bäume.“
Prisca wusste, dass das jetzt eher schwache Gründe waren. Sie sah noch einmal zu den Bäumen und dann fast schon flehentlich zu Merula. “Bitte“ sagte sie ohne wirklich viel Hoffnung. “Ich fände es traurig, wenn sie gefällt würden.“


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Marcus Sabinius Merula - 11-13-2023

Als wollte sie sich zur vehementen Verfechterin dieser Bäume aufschwingen, präsentierte sie mir kurz darauf einige Argumente gegen ihre Abholzung. Mit nachdenklicher Miene hörte ich zu, als sie vorschlug, die Bäume als Schattenspender für die Quelle zu nutzen. Schattenspender? Hier in Britannia, wo jeder Sonnenstrahl willkommen war? Als nächstes brachte sie Baumgeister ins Spiel, die in den Bäumen hausten und die Quelle versiegen lassen würden, wenn die Bäume gefällt würden. Nun musterte ich sie noch skeptischer. "Dryaden? In Britannia?" fragte ich. Ehrlich gesagt hatte ich noch nie von einem Heiligtum der Diana in Nemoria gehört, aber das musste ja nichts bedeuten. "Du meinst, das hier könnte ein heiliger Hain sein?" Hoffentlich kein keltischer! Ich hatte bereits gesehen, wozu diese Barbaren fähig waren - sie schmückten die Bäume mit den Überresten ihrer Opfer, die sie ihren blutrünstigen Göttern darbrachten. Im Interesse aller hoffte ich, dass dies hier nicht der Fall war!
rPrisca schlug dann vor, Schweine zu züchten, da sie für gewöhnlich in Wäldern gehalten wurden. Allerdings hielt man sie hauptsächlich in Eichenwäldern. Ach ja, und natürlich Bienen, meinte sie dann auch noch! 
"Schweine? Und Bienen? Schweine hält man in Eichenwäldern. Das hier sind Ulmen. Nun ja, vielleicht haben sich ja in diesem Wäldchen auch ein paar Eichen verirrt." Ich wandte mich an Phoebus, der eifrig dabei war, alles zu notieren, was meine Frau und ich sagten. "Phoebus, geh und sieh nach, ob es hier auch Eichen gibt!" Der Sklave sah mich verwundert an. Ich hoffte, er wusste, wie Eichen aussahen. Er legte seine Tabula und den Stylus beiseite und lief los.
Als ich mich wieder meiner Frau zuwandte, sah ich, wie sie mich eindringlich anschaute und mich dann anflehte, die Bäume nicht fällen zu lassen. Ich machte ein paar Schritte auf sie zu und nahm ihre Hände. "Nun, wenn dir so viel daran liegt, lassen wir die Bäume stehen. Zumindest die meisten. Was meinst du, sollten wir uns hier auch ein Häuschen bauen lassen? Wir könnten dann hier den Sommer verbringen."


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Accia Prisca - 11-15-2023

Prisca hatte wenig Hoffnung, dass ihre Worte ihn überzeugen würden. Der Ton, den er in seinen fragen anschlug, ließ auch eher vermuten, dass er nicht glaubte, dass das hier irgendein sakraler Bereich sein könnte. “Nun, Dryaden leben doch überall, heißt es, warum also nicht hier?“ fragte sie also etwas kleinlaut zurück und machte sich innerlich schon auf eine Ablehnung gefasst.

Aber Merula überraschte sie, denn ihr Vorschlag mit den Schweinen wurde zumindest nicht rundheraus abgelehnt, und er ließ sogar Phoebus nachsehen, was das hier für Bäume waren. Prisca wagte ein ganz klein wenig Hoffnung, und musste wirklich erleichtert lächeln, als Merula zustimmte, die meisten Bäume doch stehen zu lassen. Sie hätte nicht gedacht, dass er das machen würde, aber scheinbar wollte er es ihr zuliebe wirklich tun. Nur kurz schlich sich darüber ein schlechtes Gewissen bei ihr ein, aber für den Moment überwog die Freude.

“Es müsste etwas weiter weg stehen, wegen der Bäume, und Schweine riechen so streng“, gab Prisca zu bedenken und wurde etwas verlegen. Es fühlte sich falsch an, ihn in seine Planung hineinzureden, wo sie doch nicht Teil dieser Zukunft sein würde. Verlegen zog sie ihr Lammfell enger. “Gefällt es dir denn nicht in Iscalis?“ fragte sie also, statt wirklich auf seine Frage zu antworten, ob sie hier im Sommer gerne sein wollte.


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Marcus Sabinius Merula - 11-16-2023

Dryaden in Britannia? Ich hob skeptisch die linke Augenbraue an. "Nun, hier sind es wohl eher die blutrünstigen Dämonen der Barbaren!" gab ich zu bedenken. Unglücklicherweise wurden sie immer noch von einigen der Kelten verehrt. Diesen Irrglauben konnte man den Leuten einfach nicht aus ihren Schädeln austreiben! Daran waren nur die Druiden schuld! Deshalb war es wichtig, jeden zu töten, dem man habhaft wurde! Aber das war natürlich kein Thema für eine Unterhaltung mit meiner Frau.
Inzwischen war ich tatsächlich soweit, mich mit dem Gedanken an eine Schweinezucht und einer Imkerei zu arrangieren. Wenn Prisca so viel an den Bäumen lag, dann sollten sie in Ceres Namen stehen bleiben! Ich hätte nicht gedacht, dass sie so abergläubisch sein konnte! Aber vielleicht war ja wirklich etwas dran an dieser Sache. Da wäre ich sicher der Letzte gewesen, der sich mit einer Horde Nymphen anlegen wollte!
Nach einer Weile eilte Phoebus wieder zu uns zurückt. Der dunkelblonde Sklave sah etwas angespannt aus. "Dominus, sich auch einige Eichen unter den Bäumen, doch zumeist sind es aber Ulmen und Linden es befinden. Wenn du möchtest, kann ich eine genaue Aufstellung über den Baumbestand machen," sagte er eifrig, während ich nachdenklich nickte. "Ja, mach das! Wir schauen uns derweil nach einem geeigneten Platz für ein Haus um." Auch wenn sie nicht direkt meine Frage beantwortet hatte, glaubte ich, sie würde sich über ein Häuschen hier draußen freuen. Denn auch hierbei schien sich meine Frau bereits so ihre Gedanken gemacht zu haben. Ich nickte, als sie meinte, es müsse weiter weg stehen, damit die Geruchsbelästigung durch die Schweine nicht so groß würde. Aber natürlich auch wegen der Bäume. "Komm, lass uns ein Stück laufen!" Ich bot ihr meine Hand, damit sie nicht stolperte. 
"Doch, es gefällt mir schon in Iscalis! Dort haben wir alles, was wir brauchen. Aber träumst du nicht auch manchmal von einem Ort, an den du dich zurückziehen kannst?" antwortete ich auf iheFrage.


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Accia Prisca - 11-16-2023

So wirklich überzeugt schien Merula von der Nymphen-Theorie nach wie vor nicht und brachte vielmehr die keltischen Götter ins Spiel. Prisca war klug genug, den Mund zu halten und dazu weder etwas zu fragen, noch zu widersprechen. Bei den Kelten verstand Merula keinen Spaß, das wusste sie inzwischen nur allzu gut. Er verabscheute alles keltische zutiefst, während Prisca das nicht so sah. Verdammt, auch wenn sie gewusst hätte, dass Corvus kein Römer war, sondern Kelte, sie hätte sich wohl dennoch in ihn verliebt. Und auch in dieses Land mit seinem Regen, seinen alten Bäumen und der vielen, grünen Natur.

Phoebus kam zurück und meinte, dass auch Eichen unter den Bäumen wären, aber mehr Ulmen und Linden. Prisca kannte sich zu wenig mit Bäumen aus, um zu wissen, was das hieß, aber sie hoffte einfach, dass Merula Wort halten und die Bäume stehen lassen würde.
Erst einmal wollte er aber mit ihr ein Stück spazieren. Prisca nickte und suchte sich einen Weg wieder zurück über die Wurzeln und an seine Seite. Noch einmal warf sie einen Blick zurück zu dem alten stamm und hatte fast das Gefühl, einen alten Freund zu verlassen, ehe sie sich von dem Anblick ganz losriss und mit Merula losspazierte, züchtig an seiner Seite und die Arme fest um das Lammfell, damit es ihr nicht von der Schulter rutschte. Erst bei ihm angekommen bemerkte sie seine Hand. Sie war noch nie an seiner Hand gegangen. Natürlich nicht, immerhin hatte er kaum gehen können. Irgendwie verwirrte sie der Anblick kurz, und etwas zögerlich griff sie nach ihm. Irgendwie fühlte sich das sehr komisch an.
Er fragte sie, ob sie nicht auch von einem Rückzugsort träumte, und Prisca wand sich innerlich ein wenig bei dieser frage. Wie sollte sie das beantworten, ohne ihn zu verletzen? “Ich musste im letzten Jahr so oft umziehen, dass ich darüber so gar nicht nachgedacht habe“, sagte sie also. “Ich dachte, nachdem dein Bein nun wieder heil ist, würdest du es genießen, in Gesellschaft zu sein, nachdem du so lange darauf verzichten musstest.“


RE: Ein Stück Land an der Straße von Iscalis nach Dubris - Marcus Sabinius Merula - 11-20-2023

Wahrscheinlich waren meine Worte schon zu viel für sie gewesen. Sie war ein so sanftes und zartbesaitetes Geschöpf, dem man nicht so viel an derber Barbarei zumuten konnte. Daher beließen wir es mit diesem Thema.

Der gute Phoebus, der gerade von seiner Erkundungstour zurückgekommen war, schnappte sich seine Tabula und den dazugehörigen Stylus und verschwand wieder, nicht ohne vorher eine leichte Verbeugung angedeutet zu haben. Wenn es um Zahlen ging, war er in seinem Element!

Prisca hatte meine Hand ergriffen. Für sie musste das auch alles noch sehr ungewohnt sein. Einen Ehemann zu haben, der nicht mehr bettlägerig war und der sich auch nicht mehr auf einen Stock stützen musste. Sie erzählte mir, dass sie im letzten Jahr so oft umziehen musste, so dass sie nie über einen Rückzugsort nachdenken konnte. "Ich bevorzuge am liebsten deine Gesellschaft, meine Liebe. So viele Jahre war ich Soldat, weil es meine Bestimmung war. Doch nun ist das alles zu Ende. Wenn ich die Kameraden von früher treffe, dann wird immer wieder aufs Neue bewusst, was mir verloren ging." Prisca war einer der wenigen Menschen, die mich nicht bedauerten, für das, was geschehen war. Deshalb hatte ich sie zur Frau genommen. Auch dieser Moment mit ihr war so schön. Wir beide zusammen spazierten über das Grundstück, was einmal unser Landgut werden würde.
Ich schlug einen Weg ein, der uns noch etwas weiter wegführte. Weg von dem Wagen und den beiden Sklaven. Auch hier standen einige Büsche und Bäume. doch mir schien dieser Ort geeignet zu sein, um hier das Haus bauen zu lassen. "Was meinst du? Wäre das ein geeigneter Platz für unser Refugium?" Ich sah ihr tief in ihre dunklen Augen, in denen ich so gerne versank. Dann nahm ich sie in den Arm, drückte sie an mich und küsste sie.