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Training am Dorfrand
11-09-2023, 06:18 PM,
Beitrag #13
RE: Training am Dorfrand
Ich grinste schief, als er meinte, der Balventier hätte ihm keine Waffe in die Hand gegeben. “Warst du auch in seiner Mine? Wie schlimm ist es da? Man hört immer Geschichten, aber… so viele unserer Landsleute sind dort...“ Ich wollte ihm jetzt nicht auf die Nase binden, dass Dunduvan das Ding eigentlich fluten wollte. Ich selber wollte die Leute dort lieber befreien. Aber ich hatte keine Ahnung, wie das gehen sollte.

Er fragte dann auch zurück, was letzten Sommer passiert war. Ich konnte gar nicht glauben, dass Boduognatus nicht alles bis ins letzte Detail erzählt haben sollte. Oder die ganzen anderen Leute hier. “Seit wann braucht die Legion einen Grund, um Kelten zu schikanieren? Sie sagten, dass sie Aufständische suchen, aber sie wollten nur plündern und vergewaltigen.“ Es war dasselbe, wie es so oft passiert war in den letzten hundert Jahren, seit der erste Römer seinen Fuß in dieses Land gesetzt hatte. Aber erst die letzten zwanzig Jahre war es wirklich schlimm geworden, weil sich niemand mehr wirklich gegen sie stellte, seit Boudicca gescheitert war.

Er klang immer noch so, als wollte er am liebsten gleich weg. Jetzt vor dem Winter wäre das Selbstmord, aber im nächsten Frühling würde er dann wohl gehen, wenn nicht ein Wunder passierte und ihn irgend eines der Mädchen hier doch um den Finger wickelte. Sofern er Mädchen mochte. Sonst war es wohl ganz aussichtslos.
Ich lächelte gerade noch leicht, als er nach meiner Heimat und meiner Mutter fragte. Mein Lächeln verblasste und ich holte mein Öltuch heraus, um die Klingen einmal damit abzureiben und zu pflegen. Ein Krieger war nur so gut wie seine Waffe, und ich passte auf meine auf und behandelte sie pfleglich, wann immer das möglich war. Außerdem war es eine gute Ablenkung. “Mein Vater hat meine Mutter nicht gerade um ihre Erlaubnis gefragt, wenn du verstehst. Sie hat ihre Familie verlassen und… ist gestorben, als ich noch klein war. Ein wandernder Druide hat mich aufgenommen, deshalb bin ich viel herumgereist. Ich war zwar auch schon in den schwarzen Bergen, aber… ich glaube nicht, dass sie mich als Sohn willkommen heißen würden.“ Ich zuckte die Schultern. Dass ich was mit Aufständischen zu tun hatte, wusste Madoc ja sowieso schon, und Ciaran hatte ihm recht eindrucksvoll gedroht, ihn bei bedarf in kleine Häppchen für die Raben zu zerteilen, wenn er unserer Sache gefährlich werden würde. Und ich wusste ziemlich genau, wie ernst man sowas von Ciaran nehmen konnte, auch wenn er damals geklungen hatte, als würde er scherzen. Da war es für mich kein besonderes Ding, ihm zu sagen, ein Wanderdruide hätte mich aufgenommen. Es machte die ganze Sache weder besser noch schlimmer für mich und war sehr nah an der Wahrheit dran, so dass ich mir nichts ausdenken musste. “Die längste Zeit an einem Ort war ich, als mich ein Krieger namens Idris ausgebildet hat, mit Waffen umzugehen. Da war ich sechs Jahre lang. Ansonsten ist meine Zeit hier die längste an einem Ort.“ Noch ein Schulterzucken. Ich hatte keine Ahnung, ob sowas einen Ort zu einer Heimat machte.

Ich säuberte die Axt zuende und nahm mir vor, eine Scharte in der Schneide bei Gelegenheit rauszuschleifen, und schaute einen Moment einfach auf die Wiese vor mir. “Niamh will heiraten und Kinder kriegen“, sagte ich aus dem Nichts heraus, weil ich mit irgendwem darüber reden wollte. Keine Ahnung, ob Madoc da der richtige Gesprächspartner war oder ob er mir auch nur einreden wollte, dass das ja eine tolle Idee sei, obwohl es das ganz eindeutig nicht war. Ich hatte ja versucht, mit Alun darüber zu reden, aber der war nur ganz enthusiastisch deshalb gewesen und wollte mich unbedingt dazu bringen, es doch einfach zu machen, als ginge es dabei nicht um Menschenleben. Aber Alun war kein Krieger, er kannte den Tod nicht so wie ich. Und er war ein romantischer Träumer, hatte sich sogar in eine römische Frau verliebt. Ich hoffte, Madoc war da reifer. Immerhin war er älter, und Krieger, und hatte Sklaverei am eigenen Leib erlebt. Er musste wissen, dass das Leben nicht immer so einfach war.
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Falke
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