RE: Triclinium
"Das wird Durs bestimmt gefallen. Unsere Tiere haben übrigens alle Namen: Selma heißt die Ziege, und Helma und Hertha sind unser Hühnerpaar. Weißt du, Gerwina, es war ein Wunder, dass uns Fenia überhaupt finden konnte, das ganze Jahr lang haben wir keinen Besucher gehabt. Zuerst gelangten wir zu den Priesterinnen des keltischen Heiligtums, es liegt nördlich von hier. Die Weisen Frauen waren sehr freundlich und boten uns sogar Obdach. Aber eine von ihnen hatte ein kleines Kind und es gab nur Frauen und..."
ich erinnerte mich daran, wie zornig der Furier gewesen war:
"... ich wusste damals nicht, ob und welche Art Männer Stellas Cousin hinter uns herschicken würde. Vielleicht Sklavenjäger, vielleicht Kopfgeldjäger. Sie hätten auch die Weisen Frauen nicht verschont. Wir wollten sie also nicht in Gefahr bringen, liebe Gerwina, und wir zogen weiter"
Furius hatte uns allerdings gar nicht jagen lassen. Sein Zorn hatte sich gelegt, und er war davon ausgegangen, dass wir umgekommen wären, bis er die erste Lebensnachricht erhalten hatte:
"Wir reisten viele Tage, und wir umgingen alle Siedlungen. Und dann auf einer Anhöhe sahen wir sie: Die Marschen des Großen Flusses Sabrina, der sich im Westen ins Meer ergießt. Es ist gefährlich dort, denn es gibt trügerische Sümpfe, doch es ist auch wunderschön, liebe Schwester. Es wimmelt von Tieren und Pflanzen. Der Fluss gibt, was man braucht. Wir fanden auf eine der Halbinseln eine zerfallene Hütte, setzten sie instand und lebten dort", jetzt lächelte ich Gerwina an:
"Dieses armselige Leben zu ertragen und trotzdem bei mir zu bleiben, Schwester! Sie, eine Patrizierin aus einer der ältesten Familien Roms, eine zarte, elegante und kultivierte Dame. Stella hat sich nie beklagt, in keinem Moment. Da wusste ich, wie sehr mich meine Fridila liebt...", und ich sang das Lied, das ich in den Marschen für Stella geschrieben hatte:
"Weißt Du, was das Beste ist?
Dass Du auch mein im Sommer bist,
Herzliebes Weib im Treuen!
Dass sommerlang mir lacht Dein Mund,
Dein Blick aus warmem Herzensgrund —
Mich könnte sonst zu keiner Stund
Der Blüten Pracht erfreuen"
Weisst Du, was das Beste ist?
Dass Du auch mein im Herbste bist,
Holdlieblichste der Frauen!
Dass mein Dein schwarzes Flechtenhaupt
Auch wenn der Sturm den Wald entlaubt
Und Glanz und Grün und Blüten raubt
Den Marschen und den Auen.
und dem Sabrinaheime
In Not und Tod und Ewigkeit,
In Freud' und Leid die Meine!" *
Ich endete und fügte hinzu: "...und wie sehr ich meine Fridila liebe, Gerwina. Und unseren kleinen Quiwon", und ich dachte es nur, doch ich wollte es nicht aussprechen, um die Götter nicht neidisch zu machen: Ich bin so glücklich, dass ich es kaum ertragen kann:
"Ich wünsche dir so sehr, dass du das gleiche Glück wie ich erfahren darfst. Deshalb nur sage ich, dass wenn dieser Centurio ein guter Mann ist, dann würde ich dir nie im Wege stehen"
Sim off: *Julius Lohmeyer: Weißt du, was das Beste ist? (bearbeitet) Sammlung Ehelieder, 1896, urheberrechtfrei
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