(11-05-2023, 12:27 PM)Ceridwen schrieb: Besonders die junge Braut schien hocherfeut zu sein, als sie mich sah. Offenbar hegte sie eine gewisse Sympathie für uns Eingeborene, warum auch immer. Sie gab sich große Mühe, etwas Nettes in unserer Sprache zu sagen und benutzte dafür einen Dialekt, der inzwischen fast überall auf der heiligen Insel gesprochen wurde. Zumindest überall dort, wo sich die römische Plage ausgebreitet hatte. "Diolch yn fawr iawn am eich caredigrwydd, annwyl wraig,*" gab ich freundlich lächelnd zurück, denn ich war der Meinung, dass eine solche Freundlichkeit honoriert werden sollte. Es war nicht alltäglich, dass ein Römer sich darum bemühte, in der Sprache der Unterworfenen zu sprechen. Vor lauter Arroganz beherrschten die meisten nur ihr Latein, weil sie der Meinung waren, alle Welt müsste sich ihnen unterordnen. Lediglich die die höhergestellten und gebildeten beherrschte vielleicht noch die griechische Sprache "Möge dir viel Gutes beschert sein in deinem Leben!" sprach ich und drückte ihre Hand.
Natürlich war mir nicht entgangen, dass fast alle Blicke auf uns gerichtet waren. auch das Brautpaar fragte sich sicher schon, wer der junge Mann in meiner Begleitung war. Doch solange niemand fragte, kam mir zu seiner Identität nichts über die Lippen. Sollte sich jeder seinen eigen Reim darauf machen oder eben fragen!
* = Vielen Dank für deine Freundlichkeit, verehrte Dame.
Ceridwens Begleiter beachtete mich weder noch gratulierte er mir. Vermutlich konnte man Höflichkeit auch nicht erwarten von einem Piraten. Ceridwen antwortete mir - und ich verstand leider nur die Hälfte. Es klang auch ehrlich gesagt anders als aus meinem Mund:
"Das ist bestimmt eure Hochsprache", sagte ich:
"Ich würde eure Sprache sehr gerne besser lernen. Danke für die guten Wünsche, werte Ceridwen, ich werde sie dir niemals vergessen. Mein Gemahl Iulius Cato und ich fühlen uns geehrt, dass du und deine Begleitung heute unsere Gäste seid"
Es machte mir viel mehr Freude, Frieden zu stiften als Unfrieden.
(10-13-2023, 03:53 PM)Titus Ovidius Decula schrieb: Die Offiziere der Legion waren eingeladen worden und da ich meinen Stationierungsort noch nicht gut kannte, freute ich mich auf die Abwechslung. Ich begab mich also in die Villa Claudia.
Der Bräutigam war Iulius Cato. Die Braut war viel jünger als er und man sah nicht viel von ihr, weil sie ihren Schleier trug. Sie strahlte Jungfräulichkeit aus jeder Pore aus. Ich hätte Lust gehabt, sie ihr zu nehmen, um Cato zu ärgern. Aber das war nur ein flüchtiger Gedanke. Der Rest der Gäste schien laut "Provinz" zu schreien.
Ich bedankte und begrüßte alle Gäste mit der gebotenen jungfräulichen Schüchternheit, jedoch liebenswürdig. Nur der blonde Ritter, der mir als Ovidius Decula vorgestellt wurde, wollte mir nicht gefallen. Er sah mich an - so ähnlich wie mein Stiefvater Haterius mich angesehen hatte. Besser konnte ich es nicht ausdrücken. In seinem Blick lag Verachtung, weil ich nur ein Mädchen war. Doch wie bei meinem Stiefvater schwang noch etwas anderes in diesem Blick mit, was ich nicht recht verstand. Ich wusste nur, dass es mir Furcht einjagte.
Ich bedankte mich für die Glückwünsche des Militärtribuns, dann tat ich so, als müsse ich dringend etwas mit Serena und ihrem Mann bereden.
(11-03-2023, 04:00 PM)Marcus Sabinius Merula schrieb: Wie meine Frau, hielt auch ich mich zunächst im Hintergrund und beobachtete das feierliche Treiben. Für mich war es das erste Ereignis nach meiner Genesung, zu dem ich geladen worden war. Meiner Frau oblag es sogar, der Braut als Pronuba beizustehen. Schließlich war sie nun eine verheiratete Frau und die junge Claudia, die heute Iulius‘ Frau werden würde, eine ihrer Freundinnen.
.....
Gespannt verfolgte ich dann die Zeremonie, bei der meine Frau dann auch, wie vorgesehen, ihre Rolle spielte. Doch damit war ihre Aufgabe noch nicht erledigt. Wahrscheinlich war es ihr ganz recht, dass sie nun die Hochzeit verlassen konnte, um das Hochzeitsgemach in der Villa Iulia vorzubereiten.
Zwischenzeitlich erblickte ich auch Priscas Sabinius. Er wirkte wesentlich weniger mürrisch als früher und stand und schritt daher wie eine I. Eigentlich war er ein sehr ansehnlicher Mann mit kühnen Zügen. Ich freute mich für Prisca, dass sie nun keinen siechen Veteranen mehr an ihrer Seite hatte. Ich beschloss, beide bald zu mir einzuladen.
(10-31-2023, 12:29 PM)Furia Serena schrieb: Während die Zeremonie ihren Gang nahm, flüsterte ich ein wenig mit meinem Ehemann. Die meisten der Anwesenden kannte ich von dem einen oder anderen Fest oder Empfang und ich staunte, dass selbst Ceridwen, die Dorfälteste von Cheddar, mit einem schnittigen jungen Kerl an ihrer Seite erschienen war. Ob das wohl ihr Sohn war? Alt genug war die Vettel ja. Die ganzen Soldaten kannte ich allerdings nicht - bis auf Sabinas Bräutigam natürlich. "Wer sind denn die ganzen militärisch aussehenden Männer dort?" fragte ich daher meinen Gatten leise.
Als sich die Zeremonie dem Ende zuneigte, machte ich mich bereit, meinen Part zu spielen. Sabina musste meinen Armen noch "entrissen" werden und ich freute mich schon ein wenig auf das Schauspiel. Beim letzten Mal war ich noch selbst die Braut, die den Armen der "Mutter" entrissen wurde. Ich wartete also in Sabinas Nähe auf meinen Einsatz, während Prisca sich wahrscheinlich gleich auf den Weg zur Villa Iulia machen würde.
So langsam näherte sich der Tag dem Ende, und ich musste mich bereit machen, aus Serenas Armen gerissen zu werden, auf dass man mich in einem Brautzug in mein neues Heim geleite. Auch der Brautzug folgte der Tradition: Zwei Jungen, deren beide Eltern noch am Leben waren, würden mich an der Hand führen, ein dritter mit einer Weißdornfackel vorneweg laufen. Andere Kinder würden die Symbole der tugendhaften Ehefrau mit sich führen: einen mit Salz, Weizen und Öl gefüllten Korb, eine Spindel und einen Spinnrocken (
schluck) Ich war froh darüber, dass kein Ahne auf den Einfall gekommen war, auch noch einen Webstuhl mit einzureihen.
Wie beim Raub unserer sabinischen Vorfahrinnen war es dann nicht Cato selbst, sondern zwei seiner Untergebenen von der Legion, die mich meiner "Mutter" entrissen, um mich ihm zuzuführen. Cato würde vorausgehen, um mich an der Haustür der Villa Iulia zu erwarten.
Ich bereitete mich vor, zu weinen, in dem ich mich bemühte, an etwas Trauriges zu denken. Cloelias Tod fiel mir als erstes ein. Es klang ungeheuer selbstsüchtig, doch der war eigentlich zu verschmerzen. Dann dachte ich daran, dass wenn es Krieg geben würde, mein Xerxes lange von mir getrennt sein müsste
Das reichte aus , dass sich meine braunen Augen mit Tränen füllten und sie über mein Gesicht liefen. All zu sehr wollte ich jedoch nicht weinen. Bei mir war das nicht malerisch wie bei Serena, sondern meine Nase würde anschwellen und ihre Färbung meinem Flammeum Konkurrenz machen.
Ich klammerte mich an Serena fest, weinte wirkungsvoll und ließ mich frohen Herzens entführen
>>>
Sim off. Salvete liebe Gäste, die Feier geht selbstverständlich weiter, Cato und Sabina sind auch noch bis zum Abendeinbruch anwesend