11-05-2023, 12:27 PM,
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Ceridwen
Dorfhexe
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RE: Hochzeit von M. Iulius Cato und Claudia Sabina
(10-26-2023, 04:33 PM)Claudia Sabina schrieb: Der Überraschungsgast war eine Keltin. Es war nicht Bonni, sondern eine hochgewachsene ältere Frau mit dem Habitus einer Isispriesterin. Ihr Gewand war aus dunkelblauer Wolle, und sie trug einen goldenen Halsreif und Ohrringe.
Als sie uns ansprach, um uns zu gratulieren, kämpften in mir einen Moment lang Scheu (eine Dame soll sich nie in den Vordergrund spielen) und Mutwillen miteinander.
Mich entzückten Kelten nämlich. Ich fand, dass es sehr ansprechende, schöne Leute waren.
Für was fuhr man denn in entfernte Provinzen, wenn man nicht Land und Leute kennen lernen wollte?
Der liebe Cato! Er wusste das, und deshalb hatte er mir echte Kelten für meine Hochzeitsfeier besorgt.
"Dynnargh, Arlodhes ker, ha grassa" , sagte ich langsam. Es war bestimmt keine gebildete Sprache, sondern das mit lateinischen Wörtern durchmischte Britonisch, das man bei Händlern, Handwerkern und Sklaven in Iscalis hörte.*
Ein wenig davon hatte ich aufgeschnappt.
Einen neugierigen Blick warf ich auf den Mann an Ceridwens Seite. Er war groß und ... nun ja, er sah wie ein Pirat aus. Nicht dass ich je Piraten begegnet wäre auf meiner Reise. Wäre ich ihnen in die Hände gefallen, hätte mein Vormund entweder eine große Summe Lösegeld bezahlen müssen, oder man hätte mich gar nach Parthien verkauft. Oder Schlimmeres. Ich wusste also Isis sei Dank nicht, wie Piraten aussahen. Doch zumindest stellte ich mir Piraten wie diesen Kelten mit der eigentümlichen Frisur und dem kühnen Profil vor.
Er musste merken, dass ich neugierig war, und ich wandte den Blick schnell ab. Ob das Ceridwens Mann war? Er war viel jünger als sie, aber man sagte, dass die Keltinnen außergewöhnlich freizügig in diesen Dingen waren. Ich musste Ceridwen auch umbedingt noch unbedingt fragen, warum die Ikenerfürstin Bonni zwar mein Geschenk angenommen hatte, aber dann fortgelaufen war. Vielleicht hatte ich sie beleidigt. Barbaren waren soo empfindsam.
Sim off: * Kornisch: Willkommen, liebe Dame und danke
Besonders die junge Braut schien hocherfeut zu sein, als sie mich sah. Offenbar hegte sie eine gewisse Sympathie für uns eingeborene, warum auch immer. Sie gab sich große Mühe, etwas nettes in unserer Sprache zu sagen und benutzte dafür einen Dialekt, der inzwischen fast überall auf der heiligen Insel gesprochen wurde. Zumindest überall dort, wo sich die römische Plage ausgebreitet hatte. "Diolch yn fawr iawn am eich caredigrwydd, annwyl wraig,*" gab ich freundlich lächelnd zurück, denn ich war der Meinung, dass eine solche Freundlichkeit honoriert werden sollte. Es war nicht alltäglich, dass ein Römer sich darum bemühte, in der Sprache der Unterworfenen zu sprechen. Vor lauter Arroganz beherrschten die meisten nur ihr Latein, weil sie der Meinung waren, alle Welt müsste sich ihnen unterordnen. Lediglich die die höhergestellten und gebildeten beherrschte vielleicht noch die griechische Sprache "Möge dir viel Gutes beschert sein in deinem Leben!" sprach ich und drückte ihre Hand.
Natürlich war mir nicht entgangen, dass fast alle Blicke auf uns gerichtet waren. auch das Brautpaar fragte sich sicher schon, wer der junge Mann in meiner Begleitung war. Doch solange niemand fragte, kam mir zu seiner Identität nichts über die Lippen. Sollte sich jeder seinen eigen Reim darauf machen oder eben fragen!
(10-30-2023, 06:24 PM)Titus Ovidius Decula schrieb: Ich hatte mich über diese Ansammlung langweiliger Römerinnen mokiert. Aber sie wurde von einer Dritten getoppt, die nun dem Brautpaar die Hände verband. Sie war lang und hager wie eine Wanderheuschrecke - und fast so groß wie ich selbst. War das eine Frau oder ein verkleideter Kerl? Iulius Cato traute ich alles zu.Überhaupt waren eine Menge seltsamer Gestalten eingetroffen. Ich hielt sie für die Geschöpfe, mit der der Iulier die Abende verbrachte. Er war verdorben genug, um sie öffentlich zur Schau zu stellen.
Ein altes Keltenweib, das freundlich begrüßt wurde, hatte das Gesicht einer notorischen Hexe. Ich nahm an,, dass Cato sie für Giftanschläge einspannte. Unauffällig ließ ich meine angebissene Pastete wieder auf ein Silbertablett gleiten.
Ich wurde beobachtet. Ich spürte die Intensität des Blicks, als hätte man mir in den Nacken geschlagen. Ich drehte mich um, sah aber niemanden hinter mir stehen. Das war unheimlich. Gut, dass ich nicht dazu neigte, Gespenster zu sehen. Alles hatte eine natürliche Erklärung.
Der kleine Musicus, der Goldschatz, zwinkerte mir nun zu. Ich trat an ihn heran und flüsterte: "Im Garten" Dort sollte er hinkommen, dort würde ich sehen, ob er außer der Lyra auch Flöte spielen konnte. Ach nein. Das war für andere, nicht für mich. Aber küssen würde ich ihn können, bis er wimmerte und ihm die Luft wegblieb. Dieser Gedanke stimmte mich heiter. Ich war bereits wieder etwas zur Seite getreten, um den nächsten Gratulanten Platz zu machen, als mir jener Tribun ins Auge fiel, der den Überfall auf Chaddar angeführt hatte. Wahrscheinlich wusste er nicht wer ich war, doch ich hatte ihn in Chaddar gesehen, nachdem seine Leute auch in meinem Haus plündern wollten. Wie die meisten Dorfbewohner, war auch ich später nach draußen geeilt und hatte den Abzug der Soldaten beobachtet. Er, hoch zu Ross, war an ihrer Spitze gewesen. Inziwischen zierte ihn eine kleine aber markante Narbe an seiner Lippe. Unweigerlich musste ich Grinsen, als sich kurz unsere Blicke trafen. Hoffentlich würde es bei dieser einen kleinen Narbe nicht bleiben. Verflucht sollte er sein, dieser aufgeblasene Protz hegemonialer Männlichkeit!
(10-28-2023, 07:15 PM)Ciaran schrieb: Ich hatte Ceridwen zwar begleitet, aber ich verstand immer noch nicht, warum ich niemanden umbringen sollte. Es wäre so einfach! Alle hier waren so… so…. Römisch. Ein langsam wirkendes Gift in den Wein oder ins Essen, oder ein Kontaktgift beim herumstreifen aufgetragen auf die viele, freiliegende Haut, und in einer Woche wäre jeder hier tot. Klang für mich nach wie vor nach einer vernünftigen Lösung. Aber nein.
Ich hielt mich im Hintergrund, als Ceridwen sich durch die Meute nach vorne drückte. Nein, ich hatte da keinen Elan, mich in den Mittelpunkt zu stellen und dafür zu sorgen, dass sich irgendwer an mich länger als einen oder zwei Tage erinnern würde. Ich suchte mir eine ruhige Ecke am Rand, von der aus ich alles gut sehen konnte, aber selber nicht unbedingt gesehen wurde.
Und ich stellte gleich mehrere Dinge fest. Bei dem Altersunterschied zwischen Bräutigam und Braut könnte man annehmen, dass der Kerl ein Fürst war, der seine dritte Nebenfrau heiratete, um vielleicht doch noch einen Erben zu fabrizieren. Aber das schien niemandem hier aufzufallen. Oh, Cathbad hatte uns erzählt, dass bei den Römern die alten Säcke die jungen Mädchen heirateten, und ich hatte es schon oft genug gesehen. Als hätten sie Angst vor einer Beziehung zu einer Gleichaltrigen, da diese sich ihnen wohl nicht so einfach unterwarf. Römer wollten einfach alles unterwerfen, auch die eigenen Frauen.
Das zweite waren die vielen Legionäre waren mit ihren albernen, klappernden Gürteln. Alle hatten sich rausgeputzt, gaben sich aber zivil. Es wäre so einfach, dafür zu sorgen, dass es bald weniger davon gäbe. Meine Aufmerksamkeit galt aber einem herausgeputzten Schnösel unter den Legionären. Der Kerl hatte nicht nur einen überheblichen Blick – also überheblicher als die anderen Römer – sondern vor allen Dingen eine auffällige Narbe im Gesicht. Bislang hatte ich ihn nicht gesehen, aber trotzdem wusste ich gleich, dass das der Kerl war, der den Medicus hatte umbringen wollen. Der Tribun, der keinen mehr hoch bekam.
Ich lehnte mich leicht an die Wand hinter mir und blieb im Schatten. Vielleicht war er ja der Grund, warum ich jetzt hier sein und Ceridwen und die anderen hier nicht umbringen sollte. Ich wandte mich kurz zu Ciaran um, der scheinbar seine ganz eigene Studie zu dieser gaballten Ansammlung römischen Übermuts anstellte. Mir schien, als habe er ebenfalls schon jenen Tribunen ins Visir genommen. Sicher war er sehr traurig darüber, niemanden hier töten zu dürfen. Obwohl, wenn es einer besonders verdient hätte, zu sterben, dann war es wohl dieser Tribun! "Der Kerl mit der Narbe ist jener Tribun, der Cheddar an Beltane überfallen hat! Er würde es verdienen, zu sterben! Aber langsam, sehr langsam! Damit er dahinsiecht das Martyrium seines Sterbens voll auskosten kann," meinte ich leise zu Ciaran. Das sollte natürlich keine Aufforderung sein, denn nichts, was hier vor all diesen Römern geschah, sollte in irgendeiner Weise auf mich oder gar auf Cheddar zurückfallen.
(11-03-2023, 04:00 PM)Marcus Sabinius Merula schrieb: Wie meine Frau, hielt auch ich mich zunächst im Hintergrund und beobachtete das feierliche Treiben. Für mich war es das erste Ereignis nach meiner Genesung, zu dem ich geladen worden war. Meiner Frau oblag es sogar, der Braut als Pronuba beizustehen. Schließlich war sie nun eine verheiratete Frau und die junge Claudia, die heute Iulius‘ Frau werden würde, eine ihrer Freundinnen.
Nach und nach waren die Gäste eingetroffen. Einige gehörten zu den vornehmsten Familien der Stadt und waren daher auch hochgestellte Persönlichkeiten. Ich musste mich an solche Veranstaltungen erst noch gewöhnen. Sie waren weit entfernt von dem, was ich bisher gewohnt war. Vielleicht wirkte ich daher auch etwas steif. Erst recht als dann auch noch ein altes Keltenweib auftauchte! Ich fragte mich, ob sie sich an der Tür geirrt hatte. Aber offensichtlich war sie eingeladen worden. Seltsam, wen der Iulier so alles zu seiner Hochzeit geladen hatte!. Aber vielleicht war sie ja auch auf Bitten der Braut da. Frauen neigten ja manchmal zu eigentümlichen Ideen.
Verständlicherweise waren auch viele Militärangehörige geladen, denn schließlich war der Bräutigam gegenwärtig der ranghöchste Offizier der II. Augusta. Da waren zum Beispiel die übrigen Tribunen und auch Centurio Octavius. Es würde nicht ausbleiben, mit dem einen oder anderen Kameraden ein Gespräch über alte Zeiten führen zu müssen. Auch das würde neu für mich sein, denn wenn ich ehrlich war, trauerte ich meinem Leben immer noch nach. Alles war damals viel einfacher gewesen.
Gespannt verfolgte ich dann die Zeremonie, bei der meine Frau dann auch, wie vorgesehen, ihre Rolle spielte. Doch damit war ihre Aufgabe noch nicht erledigt. Wahrscheinlich war es ihr ganz recht, dass sie nun die Hochzeit verlassen konnte, um das Hochzeitsgemach in der Villa Iulia vorzubereiten. Ich ließ weiter meinen Blick über die allzu vielen römischen Gäste schweifen, bis mir ein junger Mann ins Auge fiel, den ich einfach nicht übersehen konnte. Mir war, als sei ich gerade von einem Blitz getroffen worden. Als seien all meine Erinnerungen zu neuem Leben erweckt worden. Ich musste mich an Ciaran festhalten, damit ich nicht den Boden unter den Füßen verlor. Straften mich die Götter nun, indem sie mich mit Trugbildern zu erschrecken versuchten? Mit den Bildern von Toten? Doch dieser junge Mann war nicht tot! Er sah sehr lebendig aus! Er stand etwas Abseits im Hintergrund, als gehöre er hier gar nicht hin. Diese Augen, dieser Mund - all das hatte ich vor vielen Jahren schon einmal gesehen. Es gab eine Zeit, da hatte ich diese Augen geliebt und diesen Mund geküsst, auch wenn ich damals Verrat begangen hatte. Verrat an mir, Verrat an meinen Schwestern und Verrat an meinem Volk. Aber ich hatte dafür gebüßt! Auf die schlimmste Art, wie eine Mutter nur büßen konnte, wenn man ihr Kind aus ihren Armen riss.
* = Vielen Dank für deine Freundlichkeit, verehrte Dame.
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