RE: Die alte Schmiede am Dorfrand
Saturninus war daran gewöhnt, in den Thermen unter Männern nackt zu sein, aber als Owen an ihm vorbeihuschte, um sich umzuziehen, warf er doch einen Blick auf ihn und dachte, dass Aglaia, zumindest was die Physis anging, wie immer guten Geschmack bewiesen hatte. Der Schmied war kerniger als Narcissus, wenn jener Apoll war, so hätte man diesen vielleicht für einen Mars oder einen noch jugendlichen Hercules Modell stehen können lassen.
Mit einem freundlichen Lächeln kam der junge, ansprechende Kelte auf ihn zu und wollte ihm das Tonmodell der zu fertigenden Bronzeplastik zeigen. Vorsichtig nahm er die Tücher ab. Saturninus erblickte einen tönernen jungen Krieger. Der Körper war angespannt, als wolle er den Speer gleich werfen. Er wirkte lebendig, konventionell und doch trug er eine eigene Handschrift:
"Nein, ich möchte nichts ändern. Es scheint sehr gut zu werden, Licinianus", bemerkte Saturninus:
" Ist das wirklich deine erste Arbeit im römischen Stil? Das kann ich kaum glauben. Dein Besuch in meinem Haus, um dir die Bronzen anzusehen, war wahrhaftig nicht vergeblich. Du lernst schnell" , er fragte sich, wer oder was der junge Mann einst gewesen war, bevor er zu Aglaia gekommen war. Normalerweise fragte er sich das nicht - der Verkauf unter dem Kranz stand ja gerade für den Übergang in ein völlig neues Leben. Das alte sollte völlig vergessen werden:
"Hattest du früher, damit meine ich vor deiner Zeit im Haus des Roten Mondes schon einmal mit römischen Kunstschmieden Kontakt?", fragte er dennoch interessiert.
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