RE: [Schreibstube] Legat Augusti Petilius Rufus
Lucius Petilius Rufus hörte zu.
Dass diese Stadt keine Vigiles hatte, war bedauerlich. Aber viele Städte hatten keine eigene Feuerwehr oder gar Leute, die sich mit Brandursachen auskannten. Schade, denn sonst hätten sich vielleicht mehr hinweise ergeben, wie die Ursache der schweren Löschbarkeit der Flammen.
Die Patrouillen waren gut, auch wenn Rufus sich etwas fragte, warum die Legion hier einfache Wächteraufgaben übernehmen musste. Das sollte sich ändern, die Stadt sollte für ihre eigene Sicherheit sorgen und nicht nach der Legion schreien müssen, wann immer es schwierig wurde. Die Legion war ja schließlich keine Dorf-Vigiles.
Furius Saturninus hielt Rufus ein Schriftstück unter die Nase, auf dem eigentlich nur drei Wörter standen. Das erste konnte Rufus zwar lesen, kannte aber dessen Bedeutung nicht. Die anderen beiden bedeuteten Verräter in Latein und griechisch, was darauf schließen ließ, dass das erste Wort ebenfalls diese Bedeutung hatte.
“Vor allen Dingen sagt es mir, dass dieser jemand, der den Hausherrn geköpft und die Wand beschmiert hat, Griechisch in Wort und Schrift kann, ebenso Latein und… aus welchem Keltenstamm auch immer dieses erste Wort stammt. Die Kelten können allgemein weder lesen, noch schreiben, und erst recht kein Griechisch. Das lässt eher auf eine gebildete Person schließen, am ehesten auf einen Römer, sofern hier nicht zufällig einige Griechen wohnen.
Dass danach keine weiteren Vorkommnisse aufgetreten sind, lässt eher vermuten, dass es sich um etwas Persönliches gehandelt hat, das so gerächt wurde. Der Mann war Tuchhändler, nicht? Vielleicht hat er die Stoffe auch gefärbt oder nachbehandelt. Viele Farben brennen recht heftig, vor allen Dingen die günstigen.“
Rufus atmete einmal tief durch und war wesentlich beruhigter als vor seinem Eintreffen. Der Princeps Officii hier in Iscalis schien einer jener Männer zu sein, die Gewalt nicht gewohnt waren und deshalb schnell erschreckten und in übergroße Vorsicht verfielen. Er selber war in genug Schlachten gewesen, um den Anblick von gräßlich verstümmelten Leichen und Blut sehr gut zu kennen und war daher sehr viel weniger ängstlich.
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