RE: Büro der Bürgermeister
Leander betrat den Raum, in dem gerade einer der beiden Duumviri die Amtsgeschäfte führte, und nahm den angebotenen Platz. Es war ein wenig seltsam, sich zu setzen, da Sklaven entweder standen oder knieten und er sich nicht erinnern konnte, schon einmal in Gegenwart von Numonius Pusinnus gesessen zu haben, aber das gehörte zu den kleinen Freuden der Freiheit.
“Wenn du schon fragst, interessiert mich die Führung des Archivs. Bevor wir uns falsch verstehen: Dessen Führung, nicht der Dienst als kleiner Schreiber.“ Ja, Leander war selbstbewusst genug, um eine Führungsposition anzustreben und nicht die eines untergeordneten, kleinen Schreibers. Immerhin sprach er fließend Latein und griechisch in Wort und Schrift und hatte schon zuvor das Archiv quasi allein geordnet und in seinen jetzigen Zustand versetzt. Und das zusätzlich zur Arbeit im Bürgerbüro und bei der Terminüberwachung. Er hatte definitiv bewiesen, dass er weit höheren Anforderungen gewachsen war als ein einfacher Schreiber. Schon allein, weil er Maiordomus war – übrigens nach wie vor, Seneca konnte man da nicht sich selbst überlassen – war er es gewohnt, andere Leute anzuleiten und Arbeit zuzuweisen.
“Und wenn du lachen möchtest, dann möchte ich fünf Denare pro Arbeitstag. Sobald wir dann darüber fertig gelacht haben, einigen wir uns auf zwei.“ Nein, an Selbstbewusstsein mangelte es Leander sicherlich nicht, und wer erwartet hatte, dass er noch unterwürfig wie ein Sklave wäre, der wurde jetzt wohl überrascht. Leander lächelte freundlich und ruhig, wie es seine Art war, aber unterwürfig war an ihm wenig.
|