RE: Atrium | Wieder eine Rechtsberatung
Ich winkte mit den Händen ab, als Furius Saturninus Leander direkt ansprach. Mein Sklave war manchmal unmöglich, das wusste niemand besser als ich selber. Aber er war das einzige männliche Wesen, dem ich wenigstens genug Grips anvertraute, mein Erbe nicht bei der erstbesten Gelegenheit zu verprassen und damit vernünftig zu haushalten. (Außerdem hatte ich ihn schon so lange, was aber ein sentimentaler Grund gewesen wäre, den ich für mich ausschloss.)
“Ach, er soll seine Arbeit machen und nicht Lehrer werden. Das fehlte mir gerade noch. Als mein freigelassener hat er dann immerhin einen gewissen Stand. Die Stadtverwaltung soll sich trauen, ihn weiter wie einen Sklaven zu behandeln, der andere Sklaven lehrt! Einwilligungen kann man auch wieder zurückziehen“, erinnerte ich den Patrizier vor mir an die Verpflichtungen von Stand und Ansehen. Nein, ein Sklave konnte Sklaven ausbilden. Ein freier Römer, ob freigelassen oder nicht, war stets zu Höherem berufen. Und da er mein Erbe sein würde, sowieso.
Dass der LAPP aber so schnell kommen würde, war hoch erfreulich. “Oh, wundervoll. Ich wage nicht zu hoffen, dass auch bereits ein Gerichtstag angesetzt ist für derlei Dinge?“ fragte ich einmal unverbindlich. Hätte ja sein können, dass der Handel um die besten Termine schon eröffnet war. Denn natürlich wurden für solche Gelegenheiten Bestechungsgelder gezahlt.
Da der Furier auch zwei Sklaven freilassen wollte, traf sich das ohnehin gut. “Wenn du nicht bereits die Modalitäten für die freilassung geklärt hast, wäre es mir allerdings eine Ehre, als Adsertor Libertatis für die Freilassung deiner Sklaven zu sprechen, und ebenso wäre es mir eine Ehre, wenn du selbiges für meinen Leander dann tun würdest.“
Das Ritual der Manumissio vindicata erforderte neben einem Prätor nicht nur den freizulassenden Sklaven und seinen Besitzer, sondern auch immer jemanden, der für den Sklaven sprach. Der adsertor behauptete vor dem Prätor, dass der Mann oder die Frau oder das Kind ein freier Mensch sei, und der Eigentümer schwieg und antwortete nichts darauf. Mit der Berührung der Rute – deshalb vindicata – wurde dieser dann fortan als freier Mensch behandelt.
|