RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
Saturninus glaubte, das Konzept zu begreifen, und mit neu erwachter Achtung schaute er Serena an, die da etwas auf die Beine stellen wollte, was es nicht einmal in der Hauptstadt gab: Ein eigenes Haus, in dem Waisenkinder erzogen und ausgebildet werden sollten.
"Eine Fundation aus frommer Gesinnung heraus, das ist ein hervorragender Gedanke", sagte er: "Aber natürlich, liebe Serena, da gebe ich dir ganz freie Hand. Auch um die Mädchen mit einer Mitgift auszustatten und sie an brave Bürger zu verheiraten - ich gehe doch davon aus, dass du das Waisenhaus auf römische Waisen beschränken möchtest",
immer noch streichelte Serena Saturninus Handrücken. Ihm schoss das Blut in die Wangen, ihre Berührung hatte gleichzeitig etwas Verruchtes und völlig Unschuldiges. Am liebsten hätte er sie umarmt und leidenschaftlich geküsst. Doch er konzentrierte sich auf ihr Anliegen, da er ihren Verstand genauso wie ihren Körper schätzte:
"Eine Sklavin? Nein, das ist nicht gut; Sklaven lehren Kinder nur, sich selbst wie Sklaven zu benehmen. Ich würde eher eine Freigelassene vorschlagen, die sowohl tugendhaft ist als auch die römischen Werte hochhält.
Ich hätte Furiana Senia vorgeschlagen, doch sie hat immer ein Kind an der Hand und eines an der Brust, und ich würde auch ungern Gadrianus von ihr trennen wollen. Und andere", er ging im Geiste seine weiblichen Freigelassenen durch:
"Entweder sind sie gescheit, aber nicht sonderlich tugendhaft wie beispielsweise Furiana Deirdre. Sie käme jedoch ohnehin nicht in Frage, weil sie soviel ich weiß, die römischen Werte nie so recht verstanden hat ", gab er mit einem kleinen Lächeln zu. Er wollte Deirdre zwar nicht anders haben, als sie war, doch die Leitung des Waisenhauses würde er ihr nicht übertragen:
"Oder sie sind tugendhaft, aber nicht sehr helle. Da wären sie mit den Kindern und der Leitung überfordert. Furiana Cleopatra und Furiana Melania wären gescheit und integer, doch beide Frauen leben in Rom, und ich würde sie nur zwingen, herzukommen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt.... Mir fällt gerade noch jemand ein: Furiana Betua"
Die Gallierin war ganz aus seinem Sinn verschwunden gewesen:
"Sie war vor Sabi und Seang unsere Köchin, ist aber dann mit ihren Kindern auf unser Landgut gezogen. Ich weiß gar nicht, ob sie einen festen Gefährten hatte. Doch ihre eigenen Kinder dürften mittlerweile großjährig sein, und ihre Mutter nicht mehr brauchen. Sie war freundlich und tüchtig und sie kann Lesen und Schreiben wie alle unsere Haussklaven, doch du müsstest sie dir anschauen, teuerste Gemahlin, ob sie dir zusagt. Ich muss unseren Hausverwalter fragen, wo sie geboren wurde und wie alt sie genau ist, doch ich entsinne mich, dass es Armorica war, und Betua dürfte in den Dreißigern sein",
Saturninus wurde ernst: "Ich könnte ihr natürlich den Dienst befehlen, Serena", sagte er: "Doch besser geschieht, was freiwillig geschieht, zumindest bei freien Menschen und sie ist schon seit einiger Zeit eine freie Frau. Wenn du gerne mit ihr sprechen möchtest, lass ich nach ihr schicken"
Nun zog er Serenas Hand an seine Lippen und streichelte mit seinen Lippen die kleine Stelle an ihrem Handgelenk, an der ihr Pulsschlag zu spüren war:
"Jetzt geraten wir doch in den Ruf von Modernität. Nicht wegen meiner Cousine, sondern wegen deiner Pläne", bemerkte er, und er war stolz auf Serenas Tatkraft.
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