RE: Tablinum | Der erste Tag in Iscalis
Als Serena vom Verlust des Vaters sprach, dämmerte es Menecrates. Die Nachricht hatte ihn zwar noch in Rom erreicht, es wurde auch ein Kondolenzschreiben abgeschickt, aber im Trubel der Vorbereitungen für den Umzug in die neue Provinz war der Schicksalsschlag untergegangen, was der Claudier - unangenehm berührt - registrierte. Er richtete sich auf, nahm die Beine von der Kline und folgte den Ausführungen im Sitzen weiter. Die Notwendigkeit eines passenden und förderlichen Vormunds leuchtete ihm ein, daher nickte er, hob aber im nächsten Augenblick erstaunt die Brauen, als er vernahm, dass Serena der Besuch bei ihm nahegelegt wurde.
In diesem Moment trat Linos mit einem Sklaven ein, doch die Angelegenheit musste warten, denn der Hausherr hatte noch einiges zu sagen.
"Nahegelegt wie Abschiebung, oder nahegelegt wie eine wohlgemeinte Empfehlung?" Er wartete die Antwort nicht ab, weil sie nicht von Belang war, und zum Zeichen dessen schüttelte er den Kopf. "Hin wie her, selbstverständlich bist du mir herzlich Willkommen. Ich werde dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt, und für eine gute Zukunft werde ich auch sorgen. Auf das Vermögen deines Vaters bist du jedenfalls nicht angewiesen.“ Eine Tochter des Hauses auszustatten, damit sie standesgemäß auftreten und in eine gute Familie einheiraten konnte, stellte kein Problem für die wohlhabenden Claudier dar, auch wenn sie nur Teile des Vermögens nach Britannia mitgenommen hatten und der Hauptbesitz in Rom verblieb.
"Fangen wir an, einen Schritt vor den anderen zu tun, und beginnen mit deiner kulinarischen Versorgung." Er lächelte und streckte sich wieder aus, bevor er sich Linos zuwandte. Im Normalfall gehörte dessen Mitteilung weder in die Essenszeit noch in einen Besuchstermin, aber was war schon normal am Folgetag eines großen Umzugs mitsamt den anstehenden Regelungen, um schnellstmöglich zu einem geregelten Alltag zu finden.
"Ein neuer Sklave, das ist gut", antwortete Menecrates zeitverzögert. "Du hättest ruhig mehrere erwerben können, oder hast du das?" Erwartungsvoll lag der Blick des Claudiers auf seinem Verwalter. Den neuen Sklaven würdigte er bislang keines Blickes.
"So lange wir nicht ausreichend Sklaven haben, muss jeder überall einspringen. Versteht er unsere Sprache? Kann er servieren? Falls ja, dann gleich mal ab mit ihm in die Küche, und du kannst dich zu uns setzen." Das Ungewöhnliche der Einladung erklärte sich durch das verspätete Aufstehen des Hausherrn und den vielen anstehen Aufgaben für den geschrumpften Rest des Tages. Erst jetzt musterte Menecrates den neuen Sklaven, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Er wirkte jung und willig.
Menecrates' Blick wanderte zu Serena. "Das ist unser Verwalter Linos. Ganz gleich, was du brauchst oder wonach dir ist, er wäre auch dein Ansprechpartner."
Zurück zu Linos fragte er: "Was konntest du bereits erledigen? Haben wir schon Lieferanten für die Lebensmittel? Wir brauchen auch Futter für die Pferde, aber zunächst sollten wir unseren eigenen Hunger stillen. Greift zu!"
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