RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
Saturninus fühlte sich keinesfalls erhaben über die Ratschläge von Frauen, und Serena hatte schon öfter bewiesen, dass sie Talent dafür besaß, mit Menschen umzugehen. Ihr Argument war nicht von der Hand zu weisen:
"Nun ist seit Stellas Flucht schon über ein Jahr vergangen. Vor dieser Gabinius-Geschichte hat sie sehr zurückgezogen gelebt. Ich hoffe offen gesagt, dass man sie in der Öffentlichkeit ganz und gar vergessen hat. Wenn Gras über eine Sache gewachsen ist, sollte man keine Ziege hinschicken, die es wieder herunterfrisst. Aber ich werde es mir überlegen. Denn es kommt auch auf das Verhalten von ihr und ihrem ...Mann an. Wenn sie hübsch draußen auf dem Gabiniergut bleiben, dann würde ich die Sache eher ruhen lassen. Sollten sie aber in Iscalis wohnen wollen und tagtäglich übers Forum flanieren, dann müssen wir wohl demonstrieren, dass die Verwandtschaft zusammen hält", er lachte ein wenig:
"Wir werden als erschreckend modern gelten, meine teure Gemahlin. Ist das denn in deinem Sinne?"
Serena streichelte seine Hand, als er die Stiftung ansprach. Saturninus fühlte einen angenehmen Schauer seinen Rücken hinabjagen. Natürlich gab Serena ihm den pflichtgemäßen Begrüßungskuss am Morgen und abends, und sie teilte mit ihm das Lager (obwohl sie leider nie wieder so wild gewesen war wie in der Nacht des Brandes), doch dass sie ihm von alleine eine Zärtlichkeit schenkte, das geschah zum ersten Mal. Kaum wagte er es, ihre Hand zurückzustreicheln.
Er versuchte, zu verstehen, was sie gerne haben wollte:
"Du meinst, du möchtest dich anstatt des Thermentraktes lieber der Waisenkinder in Iscalis annehmen , damit sie tüchtige Bürger werden? Das ist ein nobles Anliegen. Vielleicht nobler als das, deiner Cousine Sabina zu ermöglichen, morgens länger im Bett zu bleiben.
Man könnte eine Stiftung oder ähnliches machen, auch hier könnte uns der werte Plautius Seneca beraten. Aber was genau soll dein Waisen - Haus sein?"
Saturninus konnte sich unter Serenas Konzept wenig vorstellen. Waisenkinder wurden entweder innerhalb der Verwandtschaft verteilt - oder sie landeten auf der Straße. Manchmal nahmen auch Nachbarn sie in ihren Dienst, denn ab dem siebten Jahr konnten Kinder gut mithelfen. Der Staat hielt sich ja, wie in den meisten Dingen übrigens, ganz und gar raus.
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