Saturninus ärgerte sich ein wenig über sich selbst, dass er tatsächlich noch nicht die Zeit gefunden hatte, an die Stadtverwaltung zu schreiben. Dagegen hatte er erfahren, dass Iulius Cato bereits das Baugrundstück für sein Theater ergattert hatte. Und das Grundstück um die ehemalige Casa des Tuchhändlers Erwan war bestimmt auch wieder zu haben, wenn man schnell genug war:
"Nautius ist ein junger Patrizier. Ein Nautius war sogar ein Gefährte des berühmten Aeneas. Aber offen gesagt haben sie es seit den frühsten Tagen der Republik nicht mehr zu Berühmtheit gebracht. Ich befürchte fast, dass sie zu Bürgerlichen herab gesunken sind - mit nicht viel mehr als einem glänzenden Namen aus der Vergangenheit", er zuckte mit den Schultern:
"Doch der Name ist noch da, und der junge Nautius scheint ein netter Bursche zu sein" , er lächelte Serena an:
"Ich freue mich auf Londinium", gestand er:
"Und wenn die Antwort von Manlia auf sich warten lässt, können wir uns um so mehr auf den Rechtsstreit vorbereiten. Ja, Plautius Seneca empfängt uns. Er ist vielleicht nicht das, was liebenswürdig ist, aber er wird uns mit gutem Rat weiter helfen"
Die Erwähnung des Rechtsgelehrten erinnerte ihn wieder daran, wie er einst mit ihm über Furia Stella gesprochen hatte. Er hatte ihm damals geraten,
Stella entmündigen zu lassen. Er, Saturninus, hatte im entscheidenden Moment gezögert und das nicht fertig gebracht. Vielleicht würde Serena verstehen, warum nicht. Vielleicht würde sie es aber auch nicht verstehen. Er wollte, dass Serena zumindest begriff, warum seine Cousine und er solch ein enges Verhältnis -
gehabt hatten:
"Dann erzähle ich dir selbst von Stella. Ich hole dazu ein wenig aus: Der Zufall hat es gewollt, dass fast alle männlichen Furier auf der falschen Seite in den Wirren des Vierkaiserjahrs standen und umgekommen sind. Einige waren gerade erwachsen geworden. Eigentlich blieben nur zwei Kinder übrig: Stella und ich. Stella war jung verheiratet worden und ihr erster Gatte starb sehr früh. Sie hat an ihm gehangen. Als Stellas Vater dann auch im Sterben lag, vertraute er mir meine Cousine an. Ich wurde ihr Vormund. Stella war immer zart. Es schien so, als wolle sie sich dem Leben verschließen. Ich hatte ihrem Vater versprechen müssen, sie nie gegen ihren Willen zu verheiraten. Und sie wollte nicht. Wir waren die letzten Furier und wir liebten uns wie Bruder und Schwester.
Leider geschah dann etwas, was ich normalerweise jedem gegenüber geheim halte, denn es wirft ein schlechtes Licht auf meinen Haushalt und meine Autorität. Ich befürchtete sogar einige Zeit lang, dass dein Vormund Claudius Menecrates mir deine Hand nicht geben würde, wenn er davon erführe. Stella hat sich in einen Plebejer, der ihr das Leben gerettet hat, verliebt. Als ich sie nicht heiraten ließ, ist sie mit dem Mann einfach davon gelaufen",
Saturninus schluckte und ließ seinen dunklen Blick auf Serena ruhen. Er konnte sich vorstellen, dass die wohlbehütete junge Patrizierin, die im Hause des sittenstrengen Consulars aufgewachsen war, schockiert sein würde.