Acht Wochen waren seit Lughnasad vergangen und meiner
Nacht mit Ciaran im Eichenhain. Wie versprochen hatte er mich letzten Vollmond erneut besucht und auch heute Nacht würde wieder der Vollmond über dem Land der Göttin scheinen. Ich hatte eine Kerze ins Fenster gestellt als das vereinbarte Zeichen, dass er kommen sollte. Aidan lag wach in seinem kleinen Bettchen und ich spielte ein wenig mit ihm, während ich den Eintopf im Kessel im Hauptraum meines Häuschens umrührte.
Versonnen saß ich da und hoffte, dass Ciaran bald kommen würde. Ich hatte Rhea schon gestern zurück nach Iscalis geschickt, damit ich einige Tage allein im Haus sein würde. Die Hintertür war wie verabredet nicht versperrt und wir würden noch etwas essen können, bevor wir Sex haben würden. Kurz maulte Aidan, der wahrscheinlich auch Hunger hatte und ich gab ihm noch fix die Brust, während das Essen alleine vor sich hin kochte.
Meine Stimmung war ein wenig nachdenklich an diesem Abend und ich hatte viel über meine Beziehung zu Ciaran nachgedacht. Nunja, Beziehung war vielleicht übertrieben - zumindest momentan noch. Ich fühlte eine gewisse Zärtlichkeit für ihn und genoss auch seine Zuwendungen als Liebhaber - aber war das Liebe? Ich dachte, dass ich in Aidans Vater verliebt gewesen war, aber mit der Distanz zerriss dieses Band nach und nach und es war wohl nur eine Verliebtheit. Vor allem die Nachricht, dass er Aidan zu sich holen wollte, hatte das letzte bisschen Verliebtheit zu Furius Saturninus gründlich vertrieben.
Und trotzdem war da etwas...auch wenn ich es nicht unbedingt Liebe nennen würde. Da war nicht nur sexuelle Lust, sondern auch ein wenig das Gefühl, dass wir eine ähnliche Wellenlänge hatten. Ich sah nicht das, was er sah - aber ich fühlte den Rhythmus in der Erde und den Worten und der Musik auf meine intuitive Art. Das Göttliche war für mich allgegenwärtig, denn das wurde ich in Tor Uisneach gelehrt. Fühlte sich Schicksal etwa so an?
Nachdem Aidan mit seinem Abendessen fertig war und ich ihn in sein Bettchen verfrachtet hatte, beschloss ich meine Holzflöte aus meinem Schlafzimmer zu holen. Es war eine armlange Holzflöte, die durch ihren Durchmesser von guten zwei Fingern eher warme, erdige aber auch sehr melancholische Töne hervorbrachte im Gegensatz zu den gebräuchlicheren schlanken kleinen Flöten aus Holz oder Knochen. Es war ein Instrument aus Eriu und es brauchte nicht lange bis mein kleiner Sohn friedlich einschlummerte, nachdem ich angefangen hatte auf der Flöte zu spielen.