RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
Hach, wie gern würde ich in diesen sturen, kleinen Kopf hineinsehen. Ich las es an Calums Blick, dass er über meine Antwort nicht erfreut war. Aber insgesamt war Calum ohnehin im letzten Jahr (oder Jahrzehnt) ständig mies drauf und fühlte eine Art Weltschmerz. Jetzt grade richtete der sich nur nach außen statt nach innen.
“Du unterschätzt mich, Calum. Mir geht es nicht um perverses, nicht um Vergnügen und noch nicht einmal ums Römer töten. Aber du hast recht und diese Trivialitäten bedeuten mir recht wenig. Aber dir bedeuten sie etwas, also ist es respektlos, wenn du auf etwas bedeutsames verzichtest.“ Ich grinste schief unter meiner Kapuze und hörte zu, wie er darüber fantasierte, was er mit dem Römer machen wollte, der das getan hatte. Die Haut abziehen. Ich gab einen leisen, glucksenden Laut von mir. Der kleine, liebe Calum, der Louarn so ähnlich darin war, verletzte Vögelchen pflegen zu wollen, wollte jemandem die Haut abziehen. Und das ganz ohne Übung. Ich fand das richtig erfrischend und sehr amüsant. Mich nannten sie pervers und schrecklich und abnormal, aber wenn man ihnen nur den richtigen Anreiz dafür bot, waren sie genauso wie ich. Das einzige, was sie erschreckte, war die Erkenntnis, dass ich dafür keinen besonderen Anreiz brauchte, sondern diesen Teil meiner Natur akzeptierte, anstatt ihn einzusperren und nur zu ausgesuchten Gelegenheiten Amok zu laufen. Weshalb der Teil bei mir auch sehr kultiviert und ausgebildet war, während Calum keine Ahnung hatte, was er damit anfangen sollte.
“Ich werde dir etwas geben“ sagte ich, nachdem er sich nun seiner Manieren wieder erinnerte und brav bitte gesagt hatte. “Aber erst, wenn du es dann auch brauchen kannst. Die Substanz verdirbt, weißt du, und erfüllt dann nicht mehr ihren Zweck. Oh, sie betäubt immer noch, aber dann bekommt derjenige, der getroffen wird, ekelige Krämpfe und Zuckungen und manche beißen sich dabei die Zunge ab. Also falls du das willst, geht das auch. Aber wenn du ihn in sich selbst einsperren willst, so dass er alles sieht, hört und fühlt, aber hilflos dem ausgeliefert sich weder bewegen noch schreien kann… Nun, ich kann das bewerkstelligen. Ich mische dir sogar extra dafür etwas. Aber die beste Wirkung hat es, wenn es frisch ist.“ Ich legte den Kopf schief. “Wenn du willst, fangen wir uns ein oder zwei Römer, und du kannst das mit dem Häuten üben. Es ist schwierig, weißt du?“ Ich bezweifelte, dass Calum dazu bereit war, aber ich wollte seine Reaktion sehen.
Falke
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