RE: [Thorianum A] - A II Praxis des Medicus Flav. Pytheas
" Ich werde deinen Rat bezüglich der Maden befolgen, Heiler Pally. Was außer Honig wirst du mir dalassen? Etwas Einheimisches?", fragte Pytheas und fuhr fort:
"Und ich glaube zu verstehen, was du mir über den Folterer sagen möchtest. Wohlhabende Römer haben allerdings sehr viele andere Möglichkeiten, diese Lust an Macht zu befriedigen. Beispielsweise können sie sich an ihre Sklaven halten. Grausamkeit gegen die Dienerschaft ist zwar gesellschaftlich nicht angesehen, doch wo es keinen Kläger gibt, gibt es auch keinen Richter.
- Experimente… auch ich mache Experimente“
Es war für Pytheas sehr interessant, dass der Heiler dieses Thema anschnitt. Er hatte noch nie wirklich mit jemandem über seine Arbeit reden können, und er hatte wahrhaftig das Gefühl, einen verwandten Geist zu treffen:
"Ich bin hier mit dem Auftrag, Feldforschung über die Bleikrankheit, die bei den Minensklaven auftritt, anzustellen und möglichst ein Gegenmittel zu finden. Ritter Balventius, der Minenpächter, gab mir freie Hand, und ich habe einige der gängigen Mittel , die in der Literatur berschrieben werden, an den Arbeitern ausprobiert. Einige Autoren sind der Meinung, dass die Kur sich oft in der Nähe der Krankheitsverursacher befindet, und sie empfehlen Pseudoargyros, Scheinsilber, zur Behandlung. Und hier kam ich ans Ende meiner Möglichkeiten. Meine Probanden waren schlicht zu unwillig oder auch zu ungebildet, um mir berichten zu können, welche Wirkung der Stoff genau auf sie hatte. Obendrein verursachte er als Nebenwirkung hohes Fieber. Die Anzahl der Freiwilligen nahm rapide ab. Wie hast du dieses Problem des Erkenntnisgewinns bei deinen Experimenten lösen können?“
Denn was Pally sagte über die Gegenstände, die man erforschte und die noch kein anderer erforscht hatte, das klang für Pytheas nach Wissenschaft, wie man sie in Alexandria und noch in Rom betrieb, doch die er in Britannien nicht erwartet hätte:
"Und euch nennen sie Barbaren!“, rief er aus: "Verzeih, ich möchte weder Dich noch dein Volk beleidigen. Doch ich glaube, dass die Schriftsteller euch verkennen. - Dein Geist ist wie eine große Landschaft, auf der die einzelnen Teile mit goldenen Fäden verbunden sind. Wenn du etwas suchst, musst du dich nur im Geist zu dem Ort begeben und dem goldenen Faden folgen. Dann siehst Du, mit was es in Verbindung steht, was es beeinflusst und was am selben Platz ist, weil es so ähnlich wirkt. Ich habe über solche Techniken wie du sie beschreibst, gelesen, aber noch nie jemanden getroffen, der sie wirklich beherrscht. Wir verlassen uns allzu sehr aufs Schreiben und Notizen machen, nehme ich an. Könnte ich das denn auch lernen? Vielleicht um endlich eure Sprache zu sprechen!“ Pytheas schaute den keltischen Heiler sichtlich beeindruckt an. Dann überlegte er einen Moment, um eine fundierte Erklärung auf Pallys nächste Frage zu liefern:
"Ich hatte Angst, Heiler Pally, sogar große Angst. Auch wenn mein Leben gewiss nicht mehr wert ist als dass der anderen Leute, hänge ich an ihm. Ich habe jedoch meine Kindheit und Jugend als Sklave der Römer verbracht. Ich habe sehr früh lernen müssen, dass es das Beste ist, sich nicht zu rühren, ganz gleich was um dich herum geschieht, denn so geht es vielleicht an einem vorüber. Mittlerweile bin ich erwachsen und ein freier Mann. Aber das hier… es hat mich wohl an früher erinnert“, Pytheas schüttelte über sein eigenes Unvermögen den Kopf:
"Mein Angreifer hielt mich für arrogant, was ihn noch wütender gemacht hat. Dabei war ich nur wie versteinert vor Furcht. Und Nadeln mag ich nicht. Allerdings bin ich der Auffassung, dass ich das, was ich anderen zufüge, auch selbst einmal zumindest ansatzweise erdulden muss, um zu wissen, wie es ist. Daher blieb mir auch nichts anderes übrig, als das Scheinsilber an mir selbst auszuprobieren"
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
|