08-13-2023, 09:32 AM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: Lughnasadh
(08-12-2023, 06:36 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Der Kelte schaute kritisch, als Saturninus seine Tunika schürzte, damit sie ihm nicht im Weg war. Er schien nicht zu verstehen, dass Römer sich wie kleine Hunde in das verbissen, was sie haben wollten und nicht losließen, bis sie das hatten, was sie wollten. Saturninus war gleich seinen Vorfahren zäh, auch wenn er diesen Eindruck nicht immer machte. Jetzt sah er aber ein hübsches Mädchen, welchem sich dem Großen näherte. Er glaubte die Situation zu begreifen. Menschliches erweckte seine Nachsicht, weil es ihn amüsierte:
"Saturninus ist mein Name. Er bedeutet: Zum Gott Saturn gehörend", korrigierte er, weil der Kelte gut Latein sprach und somit von einer Verbesserung nur profitieren konnte:
"Wer weiß, ob du Zeit hast, Lu- arnus aus dem Norden, mich abzulösen. Ich habe heute etwas über den Heiligen Stein gelernt. Und diese Cheddarer Schönheit schaut dich so intensiv an, als wolle sie dich sofort zu dem Stein führen wie ein Opferstier zum Altar geführt wird", er zwinkerte Louarn zu und nahm Aufstellung.
Der Römer ließ sich nicht davon abbringen, mitzuspielen. 'Sein Pech', dachte Niamh und grinste immer noch. Er sprach weiter auf Luarnus, wie er Louarn nannte, ein. Niamh verstand allerdings nur einen kleinen Bruchteil dessen, was er sagte. Allerdings schien Furius Satanus, so hatte Louarn ihn genannt, Notiz von ihr genommen zu haben. Dann aber stürzte er sich ins Geschehen auf dem Spielfeld. Sicher wäre es amüsant gewesen, dem Römer dabei zuzuschauen, wie er seine ersten (und sicher schmerzvollen) Gehübungen im Iomaint machte. Aber für Niamh gab es in diesem Moment wichtigeres zu tun!
(08-11-2023, 02:18 PM)Louarn schrieb: Ob das mit dem komischen Knoten besser war? Mein Blick sprach wahrscheinlich Bände, denn ich konnte bei aller druidischer Kunst nicht verbergen, dass ich das für eine ziemlich mutige Idee hielt. Sobald der Römer das erste Mal nach einem Ball grätschen musste, würden gewisse sehr private Teile seiner Anatomie unsanft Bekanntschaft mit dem Boden machen. Aber wenn sich die Römer weniger stark vermehrten, war das ja auch irgendwie gut. Und wenn er spielen wollte, sollte er spielen.
Ich hatte mich grade über den Baumstamm also zu Niamh begeben, als er mich noch nach meinem Namen fragte, und ob ich aus Cheddar sei. “Äh, Louarn. Nein, ich komme aus dem Norden und arbeite jetzt in Cheddar. Also, viel Erfolg, Furius Satanus“, wünschte ich ihm und hatte nicht wirklich vor, ihn abzulösen, wenn er – und das war ziemlich sicher – Probleme bekommen würde.
"Ja, ich habe dort drüben bei den Mädchen gestanden. Dann sah ich dich plötzlich und dachte, ich komme mal rüber zu dir." sagte sie zu ihm und lächelte. "Ja, Ciaran hat mich nach Cheddar gebracht. Ich bin bei Ceridwen untergekommen. Sie war früher mal Pristerin auf Mona, hat sie mir erzählt." Niamh erzählte das recht freimütig, obwohl der Römer sich in Hörweite befand. Allerding glaubte sie nicht, dass er sie verstehen könnte, Kaum ein Römer verstand die Sprache ihrer Heimat.
Niamh war sich nicht sicher, ob es einfach Verlegenheit war oder ob es sein Desinteresse war, dass er so zurücklhalten war. Ja, er machte ihr ein Kompliment, des Kleides wegen und freute sich, dass sie wieder gesund war. Doch er sprach mit ihr, wie mit einer alten Bekannten, die er von früher kannte, aber mit der er nun nichts mehr verband.
"Das Kleid ist von Ceridwen. Sie hat es mir ausgeliehen und sie hat auch mein Haar geflochten. Und ja, mir geht es wieder gut. So ziemlich," meinte sie mit einem gequelten Lächeln. Sie suchte nach Worten, wie sie es ihm sagen sollte, was sie ihm sagen wollte. Aber manchmal war es furchtbar schwer, das zu sagen, was man wollte. Manchmal wollten die richtigen Worte nicht immer sofort über die Lippen kommen.
"Louarn, es tut mir so schrecklich leid, was alles passiert ist und dass ich so häßlich zu dir war. Ich habe mich nicht mal bedankt, dass du mich befreit hast!" sagte sie schließlich. Aber das war noch lange nicht alles, was sie sagen wollte.
"Louarn!" Sie startete einen weiteren Versuch. "Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, denn ich weiß nicht, ob du mich überhaupt noch gerne hast. Ich... ich ...äh. Also ich mag dich immer noch. Nein, eigentlich ist mögen das falsche Wort. Ähm, was ich eigentlich sagen wollte, und das meine ich wirklich ernst, äh .... Ja, also ich liebe dich immer noch und auch wenn du das nicht hören willst und lieber ohne mich sein willst, aber es tut mir so furchtbar weh, wenn du nicht bei mir bist. Aber ich kann verstehen, wenn du sagst, dass du mich nicht mehr sehen willst, nach alldem, was passiert ist und ich so blöd zu dir war und überhaupt... Äh." Ja, genau!
Und dann redete Niamh. Sie erzählte, dass sie jetzt hier lebte, bei einer ehemaligen Priesterin von Mona, und verwechselte Cinead und Ciaran miteinander. Sofort ruckte mein Kopf einmal hoch und ich suchte mit den Augen die ältere Frau, neben der Niamh vorhin gestanden hatte. War sie gemeint? Wenn ja, und wenn sie auf Mona gewesen war… vielleicht kannte sie meine Mutter? Auf einmal fing mein Herz seltsam schnell zu klopfen an. Cathbad hatte sich immer geweigert, sie auch nur zu erwähnen. Wann immer er über unser aller Mütter gesprochen hatte, dann nur, um uns daran zu erinnern, dass sie sterben mussten, weil die Römer hier waren, und dass es unsere Aufgabe wäre, sie zu rächen. Aber nie erwähnte er auch nur ihre Namen, oder erzählte gar irgend etwas persönliches über sie. Alles, was ich von meiner Mutter Gwyneth wusste, wusste ich von Caradoc, und der kannte sie nur flüchtig. Und auch er hielt sich recht bedeckt. Aber vielleicht…
Aber Niamh redete noch weiter und lenkte meinen Blick wieder mehr in ihre Richtung. Ich wusste ehrlicherweise nicht, was ich zu ihrer Unterbringung in Cheddar sagen sollte, und wollte mich schon dezent aus dem Staub machen und diese Ceridwen suchen, als sie sich völlig überraschend bei mir entschuldigte. Das verwirrte mich schon, aber da konnte ich ihr das schlechte Gewissen nehmen. “Du musst dich dafür nicht bedanken. Es war ja meine Schuld, dass.. dass überhaupt all das passiert ist. Ich hätte besser auf dich achtgeben sollen und nicht einfach wegreiten, auch wenn… Egal. Du musst dich nicht entschuldigen. Es gibt nichts, zu entschuldigen, und ich hatte es verdient“, sagte ich also mit leicht abgewandten Blick, weil ich ihr noch immer nicht in die Augen schauen konnte.
Aber sie sprach mich noch einmal an und… dann musste ich ohnmächtig geworden sein oder sowas. Denn das, was ich hörte, konnte nicht stimmen. Ich stand da und schaute sie an, wie immer mehr Worte aus ihrem Mund kamen. Sie sagte, dass sie mich liebte. Immer noch. Dass sie mich bei sich haben wollte. Trotz allem.
Und irgendwie reagierte mein Körper mal wieder schneller als mein verstand, denn das nächste, was ich mitbekam, war, dass ich sie auf einmal in meinen Armen ganz dicht an mich gezogen hatte und meine Lippen sich mit Vehemenz an ihre in einem ausgehungerten Kuss schmiegten, in dem all das war, was sich über die letzten Monate in mir angestaut hatte. Eigentlich, seit ich sie im Dorf der Priesterinnen vom Pferd hatte gleiten lassen. All das, was dort zwischen uns war, wie ich nachts vor ihrer Tür gestanden hatte und mich davon abgehalten hatte, anzuklopfen. Wie ich ihr die verdammte Tür eingehangen hatte und sie dann im Türrahmen im Sonnenlicht gestanden hatte. Aber auch der Schmerz, sie in Dunduvans Armen liegen zu sehen. Der Schmerz in meiner Brust, als ich durch den Nebel davon geritten war. Die Trauer über ihren Verlust und die Angst um sie wegen meiner Träume. Das Hochgefühl, sie in Erwans Haus in meine Arme zu ziehen. Und wieder die Trauer und die so unendlich große Schuld, ihr weh getan zu haben. All das war in mir, in diesem Kuss, während ich sie mit dem einen Arm feshielt und mit der anderen Hand so ganz sanft ihr Gesicht und ihr Haar berührte, als hätte ich Sorge, sie zu zerbrechen, oder festzustellen, dass sie nur ein Traumbild war.
Keine Ahnung, wie lange ich sie küsste, aber als ich mich von ihr löste, hörte ich Gejohle vom Spielfeld, was darauf schließen ließ, dass es kein allzu kurzer Kuss war. Peinlich berührt, aber auch unwillig, ließ ich sie vorsichtig los, ohne aber von ihr wegzutreten. “Du kennst mich doch gar nicht, Niamh. Und… und du liebst Suileabhain. Und du verdienst auch jemanden, der… der für dich richtig sorgen kann und dir einen ganzen Stall voll Kinder schenkt. Ich meine...“ Wie sollte sie denn verstehen, was es wirklich bedeutete, mich zu lieben? Sie wusste doch gar nicht, wer und vor allen Dingen was ich war. Wollte sie es überhaupt wissen? Ich war mir nicht sicher, ob es gerecht war, all das bei ihr abzuladen. Sie hatte schon so viel durchgemacht. “Ich will dir nicht mehr weh tun, Niamh. Ich wollte dir nie weh tun.“ Aber ich würde ihr weh tun, ganz sicher.
“Können wir… können wir irgendwohin, um zu reden?“ Vielleicht war es nicht fair von mir. Aber sie sollte es wissen. Sie sollte wissen, warum ich war, wie ich sein musste.
Zunächst hatte sie nur so daher geplappert und hatte dadurch Louarns Aufmerksamkeit nur bedingt auf sich gezogen. Offenbar interessierte er sich mehr für Ceridwen, als sie über sie gesprochen hatte. Zumindest suchten seine Augen nach der Alten. Aber vielleicht war es auch einfach nur seine Scham, die es für ihn schwierig machte, sie anzusehen. Aber genau das störte sie in diesem Moment! Dass er sie nicht anschaute und womöglich die wichtigsten Worte, die gerade nur so aus ihr herausquollen, gar nicht richtig hörte.
Erst als keine weiteren Belanglosigkeiten mehr aus ihrem Mund drangen und sie sich bei ihm bedankte und auch entschuldigte, schien sie wenigstens erreicht zu haben, dass er sich für eine Zeit lang auf sie konzentrierte und zuhörte, was sie zu sagen hatte.
Da er so selbstlos war, meinte er natürlich sofort, dass sie sich weder bei ihm bedanken noch entschuldigen müsse, denn schließlich sei er und sein Verhalten dafür verantwortlich gewesen, was alles passiert war.
Wieder wandte er leicht seinen Blick von ihr ab. Aber kein Wunder! Dabei war sie doch noch lange nicht am Ende ihrer langen und verworrenen Rede angelangt. Denn noch immer fehlte das Wichtigste! Aus diesem Grund sprach sie ihn noch einmal mit Namen an, um noch einmal seine volle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Denn das, was sie sagen wollte, sollte er nicht nur mit halbem Ohr aufschnappen und dann gleich wieder vergessen. Nein, er sollte voll und ganz verstehen, wie sie fühlte und was sie, (noch immer) für ihn empfand.
Seine Reaktion war die eines Ausgehungerten, der schon tagelang durch die Einöde gestreift war und weder Nahrung noch Wasser vorgefunden hatte. Völlig unvermittelt zog er sie in seine Arme und begann sie zu küssen. Damit hatte er sie regelrecht überrumpelt, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass es genau diese Worte gewesen waren, auf die er so lange gewartet hatte. Was musste er gelitten haben und welche Entbehrungen hatte er hinnehmen müssen! Dabei hatte er ihr doch immer wieder signalisiert, dass er nicht der Richtige für sie sei und dass es mit ihm keine Zukunft für sie gäbe.
Doch die Art, wie er sie nun küsste und dabei gar nicht mehr aufhören wollte, ließ vermuten, dass es eben doch ganz anders war! Ob er ahnte, wie sehr er Niamh damit glücklich machte? Denn je länger dieser Kuss dauerte, umso mehr wuchs die Gewissheit in ihr, dass ihre Liebeserklärung auf fruchtbaren Boden gefallen war. Er empfand wie sie! Das war die allerwichtigste Botschaft, die er ihr mit diesem Kuss signalisierte. Auch er konnte nicht ohne sie sein. Was lag dann näher, dass sie von nun an bei ihm bliebe?
Dieser Kuss war so schön gewesen und hätte sicher noch ewig dauern können. Aber irgendwann löste er sich von ihr, blieb aber dennoch bei ihr stehen. In diesem Moment glaubte sie, langsam wieder den Boden unter ihren Füßen spüren zu können, denn mit seinem Kuss hatte er sie in ungeahnte Höhen schweben lassen. Sie schlug wieder ihre Augen auf und lächelte ihn voller Verlangen an. "Oh Louarn!" seufzte sie. Sie spürte, wie sich jede Faser ihres Körpers nach seinen Berührungen zu sehnen begann.
Die Worte, die nun aus seinem Mund kamen, wollten so gar nicht zu diesem wundervollen Kuss passen, denn es waren wieder dieselben Worte, die er ihr schon einmal gesagt hatte. Sie würde ihn nicht kennen und dass sie etwas Besseres verdient habe. Doch sie schüttelte ihren Kopf. "Du irrst dich! Du bist der sanftmütigste, liebevollste und hilfsbereiteste Mann, den ich kenne!" entgegnete sie ihm. Als er den Namen ihres früheren Verlobten aussprach, musste sie bitter lachen, denn Suileabháin war nicht mehr, als eine verblasste Erinnerung an ihr altes Leben. "Ich habe Suileabháin einmal geliebt, ja. Aber er ist nichts weiter als nur ein Geist aus der Vergangenheit. Etwas, das mich daran erinnert, woher ich komme und was ich verloren habe. Mehr nicht!" Ihr Ausdruck milderte sich wieder, als sie ihn so ansah.
"Ich weiß, dass ich keinen anderen Mann möchte. Nur dich möchte ich! Und ich weiß, dass du der Richtige bist," sagte sie voller Überzeugung. Aber wieder sprach er davon, dass er ihr nicht mehr wehtun wollte. Doch er tat es, wenn er so zögerte und sie davon überzeugen wollte, dass ihre Gefühle falsch seien! Dann aber wollte er mit ihr irgendwohin gehen, wo sie reden konnten. Sie nickte. Ja, das wollte sie auch! Mit ihm allein sein. An einem Ort, wo sie ihm deutlich machen konnte, was sie für in empfand. Sie nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. "Komm!"
Sie entfernte sich mit ihm vom Getümmel des Festes zum anderen Ende des Dorfes und noch weiter, hinaus bis zum Waldrand. Dort, wo sie allein waren und sie niemand störte. Sie setze sich auf einen großen Steinbrocken, der sich irgendwann aus dem Fels über ihnen gelöst hatte und an diesem Platz liegen geblieben war.
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