(08-10-2023, 02:13 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Saturninus bückte sich und machte einen seitlichen Knoten in seine Tunika, so dass er sie überm Knie raffte: "So besser?", fragte er, nahm den Schläger und probierte es ein wenig aus mit dem Ball. Es war nicht so einfach, wie es aussah, es ging um Geschicklichkeit, aber es gelang ihm, den Ball vom Boden aufzuheben und zu balancieren, in die Luft zu schlagen und wieder aufzufangen:
"Ich werde mein Glück versuchen", lachte er und band sich noch die Schärpe um. Der Rothaarige sprach gut Latein:
"Bist du aus Cheddar? Wenn man Patron einer Ortschaft oder eines Landstrichs ist, verliert man mal rasch die Übersicht, das ist der Nachteil. Ich bin Furius Saturninus und Du? Selbstverständlich scheut kein Römer je eine Herausforderung - doch ihr seid wirklich alle sehr groß und kräftig. Löst du mich bitte wieder ab, wenn ich Dich um Hilfe anrufe?"
Sport war für den Furius etwas anderes als das gewöhnliche Leben. Hier waren sie alle gleich. Saturninus redete auch mit Wagenlenkern, selbst wenn sie Sklaven waren, ungezwungen, und das tat er auch mit Britanniern.
Ob das mit dem komischen Knoten besser war? Mein Blick sprach wahrscheinlich Bände, denn ich konnte bei aller druidischer Kunst nicht verbergen, dass ich das für eine ziemlich
mutige Idee hielt. Sobald der Römer das erste Mal nach einem Ball grätschen musste, würden gewisse sehr private Teile seiner Anatomie unsanft Bekanntschaft mit dem Boden machen. Aber wenn sich die Römer weniger stark vermehrten, war das ja auch irgendwie gut. Und wenn er spielen wollte, sollte er spielen.
Ich hatte mich grade über den Baumstamm also zu Niamh begeben, als er mich noch nach meinem Namen fragte, und ob ich aus Cheddar sei.
“Äh, Louarn. Nein, ich komme aus dem Norden und arbeite jetzt in Cheddar. Also, viel Erfolg, Furius Satanus“, wünschte ich ihm und hatte nicht wirklich vor, ihn abzulösen, wenn er – und das war ziemlich sicher – Probleme bekommen würde.
(08-11-2023, 01:30 PM)Niamh schrieb: Niamh war sich nicht sicher, ob Louarn sich wirklich freute, als er sie sah. Denn im Grunde wich er ihren Blicken aus. Zwar begrüßte er sie, aber es war nicht diese freudige Begrüßung, wie es früher einmal gewesen war. Ihre eigene Freude erhielt einen Dämpfer und sie fragte sich, ob er sie vielleicht wirklich gar nicht mehr mochte und sie deshalb auch nicht mehr sehen wollte. Schließlich hatte sie ihn einfach so zurückgelassen ohne sich noch einmal bei ihm bedankt zu haben und ohne noch einmal mit ihm zu sprechen.
"Ja, ich habe dort drüben bei den Mädchen gestanden. Dann sah ich dich plötzlich und dachte, ich komme mal rüber zu dir." sagte sie zu ihm und lächelte. "Ja, Ciaran hat mich nach Cheddar gebracht. Ich bin bei Ceridwen untergekommen. Sie war früher mal Pristerin auf Mona, hat sie mir erzählt." Niamh erzählte das recht freimütig, obwohl der Römer sich in Hörweite befand. Allerding glaubte sie nicht, dass er sie verstehen könnte, Kaum ein Römer verstand die Sprache ihrer Heimat.
Niamh war sich nicht sicher, ob es einfach Verlegenheit war oder ob es sein Desinteresse war, dass er so zurücklhalten war. Ja, er machte ihr ein Kompliment, des Kleides wegen und freute sich, dass sie wieder gesund war. Doch er sprach mit ihr, wie mit einer alten Bekannten, die er von früher kannte, aber mit der er nun nichts mehr verband.
"Das Kleid ist von Ceridwen. Sie hat es mir ausgeliehen und sie hat auch mein Haar geflochten. Und ja, mir geht es wieder gut. So ziemlich," meinte sie mit einem gequelten Lächeln. Sie suchte nach Worten, wie sie es ihm sagen sollte, was sie ihm sagen wollte. Aber manchmal war es furchtbar schwer, das zu sagen, was man wollte. Manchmal wollten die richtigen Worte nicht immer sofort über die Lippen kommen.
"Louarn, es tut mir so schrecklich leid, was alles passiert ist und dass ich so häßlich zu dir war. Ich habe mich nicht mal bedankt, dass du mich befreit hast!" sagte sie schließlich. Aber das war noch lange nicht alles, was sie sagen wollte.
"Louarn!" Sie startete einen weiteren Versuch. "Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, denn ich weiß nicht, ob du mich überhaupt noch gerne hast. Ich... ich ...äh. Also ich mag dich immer noch. Nein, eigentlich ist mögen das falsche Wort. Ähm, was ich eigentlich sagen wollte, und das meine ich wirklich ernst, äh .... Ja, also ich liebe dich immer noch und auch wenn du das nicht hören willst und lieber ohne mich sein willst, aber es tut mir so furchtbar weh, wenn du nicht bei mir bist. Aber ich kann verstehen, wenn du sagst, dass du mich nicht mehr sehen willst, nach alldem, was passiert ist und ich so blöd zu dir war und überhaupt... Äh." Ja, genau!
Und dann redete Niamh. Sie erzählte, dass sie jetzt hier lebte, bei einer ehemaligen Priesterin von Mona, und verwechselte Cinead und Ciaran miteinander. Sofort ruckte mein Kopf einmal hoch und ich suchte mit den Augen die ältere Frau, neben der Niamh vorhin gestanden hatte. War sie gemeint? Wenn ja, und wenn sie auf Mona gewesen war… vielleicht kannte sie meine Mutter? Auf einmal fing mein Herz seltsam schnell zu klopfen an. Cathbad hatte sich immer geweigert, sie auch nur zu erwähnen. Wann immer er über unser aller Mütter gesprochen hatte, dann nur, um uns daran zu erinnern, dass sie sterben mussten, weil die Römer hier waren, und dass es unsere Aufgabe wäre, sie zu rächen. Aber nie erwähnte er auch nur ihre Namen, oder erzählte gar irgend etwas persönliches über sie. Alles, was ich von meiner Mutter Gwyneth wusste, wusste ich von Caradoc, und der kannte sie nur flüchtig. Und auch er hielt sich recht bedeckt. Aber vielleicht…
Aber Niamh redete noch weiter und lenkte meinen Blick wieder mehr in ihre Richtung. Ich wusste ehrlicherweise nicht, was ich zu ihrer Unterbringung in Cheddar sagen sollte, und wollte mich schon dezent aus dem Staub machen und diese Ceridwen suchen, als sie sich völlig überraschend bei mir entschuldigte. Das verwirrte mich schon, aber da konnte ich ihr das schlechte Gewissen nehmen.
“Du musst dich dafür nicht bedanken. Es war ja meine Schuld, dass.. dass überhaupt all das passiert ist. Ich hätte besser auf dich achtgeben sollen und nicht einfach wegreiten, auch wenn… Egal. Du musst dich nicht entschuldigen. Es gibt nichts, zu entschuldigen, und ich hatte es verdient“, sagte ich also mit leicht abgewandten Blick, weil ich ihr noch immer nicht in die Augen schauen konnte.
Aber sie sprach mich noch einmal an und… dann musste ich ohnmächtig geworden sein oder sowas. Denn das, was ich hörte, konnte nicht stimmen. Ich stand da und schaute sie an, wie immer mehr Worte aus ihrem Mund kamen. Sie sagte, dass sie mich liebte. Immer noch. Dass sie mich bei sich haben wollte. Trotz allem.
Und irgendwie reagierte mein Körper mal wieder schneller als mein verstand, denn das nächste, was ich mitbekam, war, dass ich sie auf einmal in meinen Armen ganz dicht an mich gezogen hatte und meine Lippen sich mit Vehemenz an ihre in einem ausgehungerten Kuss schmiegten, in dem all das war, was sich über die letzten Monate in mir angestaut hatte. Eigentlich, seit ich sie im Dorf der Priesterinnen vom Pferd hatte gleiten lassen. All das, was dort zwischen uns war, wie ich nachts vor ihrer Tür gestanden hatte und mich davon abgehalten hatte, anzuklopfen. Wie ich ihr die verdammte Tür eingehangen hatte und sie dann im Türrahmen im Sonnenlicht gestanden hatte. Aber auch der Schmerz, sie in Dunduvans Armen liegen zu sehen. Der Schmerz in meiner Brust, als ich durch den Nebel davon geritten war. Die Trauer über ihren Verlust und die Angst um sie wegen meiner Träume. Das Hochgefühl, sie in Erwans Haus in meine Arme zu ziehen. Und wieder die Trauer und die so unendlich große Schuld, ihr weh getan zu haben. All das war in mir, in diesem Kuss, während ich sie mit dem einen Arm feshielt und mit der anderen Hand so ganz sanft ihr Gesicht und ihr Haar berührte, als hätte ich Sorge, sie zu zerbrechen, oder festzustellen, dass sie nur ein Traumbild war.
Keine Ahnung, wie lange ich sie küsste, aber als ich mich von ihr löste, hörte ich Gejohle vom Spielfeld, was darauf schließen ließ, dass es kein allzu kurzer Kuss war. Peinlich berührt, aber auch unwillig, ließ ich sie vorsichtig los, ohne aber von ihr wegzutreten.
“Du kennst mich doch gar nicht, Niamh. Und… und du liebst Suileabhain. Und du verdienst auch jemanden, der… der für dich richtig sorgen kann und dir einen ganzen Stall voll Kinder schenkt. Ich meine...“ Wie sollte sie denn verstehen, was es wirklich bedeutete, mich zu lieben? Sie wusste doch gar nicht, wer und vor allen Dingen
was ich war. Wollte sie es überhaupt wissen? Ich war mir nicht sicher, ob es gerecht war, all das bei ihr abzuladen. Sie hatte schon so viel durchgemacht.
“Ich will dir nicht mehr weh tun, Niamh. Ich wollte dir nie weh tun.“ Aber ich würde ihr weh tun, ganz sicher.
“Können wir… können wir irgendwohin, um zu reden?“ Vielleicht war es nicht fair von mir. Aber sie sollte es wissen. Sie sollte wissen, warum ich war, wie ich sein musste.