08-11-2023, 01:30 PM,
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Furiana Nivis
Flüchtling aus Éire
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RE: Lughnasadh
(08-08-2023, 10:18 PM)Louarn schrieb: Ich hatte mich grade so durch eine Horde kreischender Mädchen durchgezwängt und saß, als auf einmal ein Römer zu mir kam und mich nach den Spielregeln fragte. Ich guckte ihn wahrscheinlich ein bisschen zweifelnd an, denn hier mitspielen zu wollen, ohne zu wissen wie, war schon, nun, nennen wir es mutig. außerdem war er zwei Köpfe kleiner als alle anderen und trug keine Hosen. Und das bei diesem Spiel konnte schon zu interessanten Einblicken führen, die der Mann vielleicht nicht beabsichtigte.
"Ähm, also an Lughnasadh darf prinzipiell jeder an allen Spielen teilnehmen, wenn er freundliche Absichten hat", sagte ich und guckte kurz an ihm vorbei, dorthin, wo ich Niamh gesehen hatte. sie stand nicht mehr da, und ich hatte die Hoffnung, dass sie mich nicht bemerkt hatte. Trotzdem platzierte ich mich sicherheitshalber so, dass der Römer mich ein bisschen abschirmte und blieb sitzen, anstatt wie sonst aus Höflichkeit aufzustehen. "Normalerweise spielen wir ohne Tunika, damit man nicht aneinander hängen bleibt, aber...das wird schon gehen", meinte ich mit Blick auf seine nackten Beine und reichte ihm meinen Caman. "Mit dem Schläger spielst du den Ball. Entweder hebst du ihn vom Boden auf, oder du balancierst den Ball auf der Platte hier vorne, oder du schlägst ihn, am besten ins Tor oder zu jemandem von deiner Mannschaft. Mit der Hand darfst du den Ball nur aus der Luft fangen, aber werfen und in der Hand behalten sind verboten. Vom Boden aufheben auch. Oder andere Spieler mit der Hand festhalten. Aber ein bisschen rempeln ist in Ordnung, solange niemand verletzt wird. Und die mit roter Schärpe spielen alle zusammen. Mehr ist es eigentlich nicht." Ich glaubte nicht, dass der Römer kreative, keltische Beleidigungen kannte. Ich hoffte, dass er sie nicht verstand, denn die würden ganz sicher kommen. "Aber es kann ziemlich robust zugehen. Sicher, dass du spielen willst?"
Ich hatte quasi noch keine endgültige Antwort erhalten, als auf einmal aus dem Nichts Niamh neben dem Römer auftauchte und mich begrüßte. Verdammt. Ich hatte gehofft, dass ich mich unbemerkt davonschleichen konnte, denn nach unserer letzten Begegnung wollte ich wirklich nicht eine Fortsetzung des ganzen. Sie hatte mir gesagt, dass ich ihr Herz gebrochen hatte, und so wie es sich anhörte sogar mehrmals. Und auch, wenn sie gesagt hatte, dass sie mich nicht hasste, war ich mir ziemlich sicher, dass es doch so war.
Dementsprechend unsicher guckte ich wohl auch aus der Wäsche, als sie mich so freudig begrüßte, und war verwirrt. Gerade eben klang sie so, als wären wir alte Freunde, die sich nach Jahren wiedersahen und nun die Gelegenheit nutzen wollten, Geschichten beim Feuer auszutauschen. Ja, sie klang wirklich so, als würde sie sich freuen, mich zu sehen, was aber gar nicht sein konnte. Bei unserem letzten treffen hatte sie geweint. Ich hatte es bemerkt. Natürlich hatte ich es bemerkt. Tränen waren so ziemlich das fieseste, was es gab, das ein Mädchen einsetzen konnte. Zumindest, wenn ich sie gern hatte.
Ich erhob mich jetzt doch, weil es keinen Sinn mehr hatte, mich hinter dem Römer zu verstecken, und stieg einmal über den Baumstamm, um mich nach meinem dahinter liegenden Hemd zu bücken.
"Haia, Niamh", begrüßte ich sie, ohne sie wirklich viel anzusehen, damit sie mir mein schlechtes Gewissen nicht so sehr ansah. "Ja, ich hab gerade ein bisschen gespielt. Ich... Ich wusste, dass Cinead dich nach Cheddar gebracht hat, aber ich wusste nicht, dass du hier geblieben bist. Ich..." Wenn ich jetzt sagte, dass ich nicht gekommen wäre, wenn ich das gewusst hätte, würde es sie wahrscheinlich nur wieder verletzen. Verdammt, ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. "Du siehst wirklich sehr hübsch in dem Kleid aus. Und ich freue mich, dass du wieder ganz gesund bist", sagte ich also stattdessen und überlegte, wie ich jetzt dezent die Flucht antreten könnte, um ihr nicht wieder Schmerzen zu bereiten, weil ich einfach war, wer ich war.
(08-10-2023, 02:13 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Saturninus bückte sich und machte einen seitlichen Knoten in seine Tunika, so dass er sie überm Knie raffte: "So besser?", fragte er, nahm den Schläger und probierte es ein wenig aus mit dem Ball. Es war nicht so einfach, wie es aussah, es ging um Geschicklichkeit, aber es gelang ihm, den Ball vom Boden aufzuheben und zu balancieren, in die Luft zu schlagen und wieder aufzufangen:
"Ich werde mein Glück versuchen", lachte er und band sich noch die Schärpe um. Der Rothaarige sprach gut Latein:
"Bist du aus Cheddar? Wenn man Patron einer Ortschaft oder eines Landstrichs ist, verliert man mal rasch die Übersicht, das ist der Nachteil. Ich bin Furius Saturninus und Du? Selbstverständlich scheut kein Römer je eine Herausforderung - doch ihr seid wirklich alle sehr groß und kräftig. Löst du mich bitte wieder ab, wenn ich Dich um Hilfe anrufe?"
Sport war für den Furius etwas anderes als das gewöhnliche Leben. Hier waren sie alle gleich. Saturninus redete auch mit Wagenlenkern, selbst wenn sie Sklaven waren, ungezwungen, und das tat er auch mit Britanniern.
Niamh schaute grinsend zu dem Römer hinüber. Er traute sich was, wenn er tatsächlich mitspielen wollte. Hoffentlich bekam er nicht den Schläger ab! Doch er nahm Louarns Schärpe und den Schläger entgegen und wollte tatsächlich spielen. Das konnte sicher lustig werden! Ein Neuling, der durchweg zwei bis drei Köpfe kleiner war, der keine geeignete Kleidung trug und keine Ahnung von den Regeln hatte, gegen fünfzehn gegnerische Spieler und vierzehn aus der eigenen Mannschaft! Das war wirklich mutig oder einfach nur dumm!
Niamh war sich nicht sicher, ob Louarn sich wirklich freute, als er sie sah. Denn im Grunde wich er ihren Blicken aus. Zwar begrüßte er sie, aber es war nicht diese freudige Begrüßung, wie es früher einmal gewesen war. Ihre eigene Freude erhielt einen Dämpfer und sie fragte sich, ob er sie vielleicht wirklich gar nicht mehr mochte und sie deshalb auch nicht mehr sehen wollte. Schließlich hatte sie ihn einfach so zurückgelassen ohne sich noch einmal bei ihm bedankt zu haben und ohne noch einmal mit ihm zu sprechen.
"Ja, ich habe dort drüben bei den Mädchen gestanden. Dann sah ich dich plötzlich und dachte, ich komme mal rüber zu dir." sagte sie zu ihm und lächelte. "Ja, Ciaran hat mich nach Cheddar gebracht. Ich bin bei Ceridwen untergekommen. Sie war früher mal Pristerin auf Mona, hat sie mir erzählt." Niamh erzählte das recht freimütig, obwohl der Römer sich in Hörweite befand. Allerding glaubte sie nicht, dass er sie verstehen könnte, Kaum ein Römer verstand die Sprache ihrer Heimat.
Niamh war sich nicht sicher, ob es einfach Verlegenheit war oder ob es sein Desinteresse war, dass er so zurücklhalten war. Ja, er machte ihr ein Kompliment, des Kleides wegen und freute sich, dass sie wieder gesund war. Doch er sprach mit ihr, wie mit einer alten Bekannten, die er von früher kannte, aber mit der er nun nichts mehr verband.
"Das Kleid ist von Ceridwen. Sie hat es mir ausgeliehen und sie hat auch mein Haar geflochten. Und ja, mir geht es wieder gut. So ziemlich," meinte sie mit einem gequelten Lächeln. Sie suchte nach Worten, wie sie es ihm sagen sollte, was sie ihm sagen wollte. Aber manchmal war es furchtbar schwer, das zu sagen, was man wollte. Manchmal wollten die richtigen Worte nicht immer sofort über die Lippen kommen.
"Louarn, es tut mir so schrecklich leid, was alles passiert ist und dass ich so häßlich zu dir war. Ich habe mich nicht mal bedankt, dass du mich befreit hast!" sagte sie schließlich. Aber das war noch lange nicht alles, was sie sagen wollte.
"Louarn!" Sie startete einen weiteren Versuch. "Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, denn ich weiß nicht, ob du mich überhaupt noch gerne hast. Ich... ich ...äh. Also ich mag dich immer noch. Nein, eigentlich ist mögen das falsche Wort. Ähm, was ich eigentlich sagen wollte, und das meine ich wirklich ernst, äh .... Ja, also ich liebe dich immer noch und auch wenn du das nicht hören willst und lieber ohne mich sein willst, aber es tut mir so furchtbar weh, wenn du nicht bei mir bist. Aber ich kann verstehen, wenn du sagst, dass du mich nicht mehr sehen willst, nach alldem, was passiert ist und ich so blöd zu dir war und überhaupt... Äh." Ja, genau!
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