08-10-2023, 02:13 PM,
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RE: Lughnasadh
(08-08-2023, 05:00 PM)Furia Serena schrieb: Ich hatte mich für dieses rustikale Sommerfest einfach und bescheiden in warmen Gelb- und Orangetönen gekleidet ohne viel Schmuck und mit einem einfachen geflochtenen Zopf, den ich als Knoten festgesteckt hatte. Es geziemte sich nicht vor dem einfachen Volk mit Gold und Seide zu protzen und bewies Volksnähe fand ich. Als Schmuck hatte ich nur das rötliche Korallenarmband und die dazu passende Kette meiner Mutter ausgewählt.
Die Sklaven hatten mir eine gepolsterte Ecke in dem offenen Wagen hergerichtet, mit dem wir nach Cheddar gefahren waren. In dem offenen Wagen befanden sich auch noch die anderen Sklaven, die am hinteren Ende die Beine über den Rand baumeln ließen sowie einem quadratischen Holzkäfig mit zwei prächtigen, fetten Gänsen und zwei Körben aus Weidezweigen mit Leckereien aus unserem Haushalt, die man in der Regel nur auf der Tafel eines Reichen fand.
Es gab Honig von unseren Bienenstöcken, Garum und Defrutum, eingelegte Oliven und Marmelade aus Quitten und Zitronen nach griechischer Art. Aber auch geräucherter Fisch, Käse und Blutwurst sowie feines, weißes Weizenbrot und ein kleiner Block Salz befand sich in den großen Körben. Wer auch immer diese Preise gewann, würde sich über ein vorzügliches Festmahl freuen können oder man konnte die Gänse natürlich auch als Zuchtvieh nutzen.
In meiner Heimat Dumnonia war ausgelassenes Gänseschmalz auf frischem Brot mit einer Prise Salz eine Delikatesse, bei der mir gleich das Wasser im Mund zusammenlief. Traditionell wurden die Gänse später im Jahr geschlachtet und über den Winter gegessen. Ich war schon gespannt, ob es hier wohl auch Stände mit Häppchen geben würde und was diese anboten. Als wir angekommen waren, überließ ich die Übergabe der Preise den Sklaven, da die Preise ohnehin über ein Etikett mit dem Namen ihres Spenders verfügten.
Ich ließ mir aus dem Wagen helfen und ergriff dann den Arm meines Mannes, der mich herumführte. Wir sahen beiden, wie sich die jungen Leute vor dem Stein mit dem Loch drängten und rätselten, welchen Sinn dieser Stein wohl hatte, als wir die Dorfälteste Ceridwen trafen. "Ja, lass sie uns fragen. Vielleicht bringt es Paaren ja Glück den Stein anzufassen" meinte ich schmunzelnd. Ich lächelte ihr freundlich zu und begrüßte sie mit einem "Salve, Ceridwen"
(08-08-2023, 09:30 PM)Ceridwen schrieb: Es herrschte eine gelassene Stimmung auf dem Fest. Kaum zu glauben, dass vor gerade mal drei Monaten die Legion hier gewütet hatte und für Tränen und leid gesorgt hatte. Die jungen Leute feierten ausgiebig und auch Niamh schien davon anesteckt zu sein. Ich hatte nichts dagegen, dass sie sich lieber den jungen Mädchen anschließen wollte, die die Spieler auf dem Iomaint-Spielfeld bejubelten und anfeuerten. Sie hatte so viel mitmachen müssen. Ein wenig Ablenkung tat ihr gut. Vielleicht würde sie hier in Cheddar endlich das finden, wonach sie so sehr suchte: Liebe, Geborgenheit und eine neue Heimat.
Zufrieden ließ ich meinen Blick über all die fröhlichen Menschen gleiten und hatte selbst dabei ein sanftes Lächeln auf meinen Lippen. Könnte es doch jeden Tag so sein, dachte ich einen Moment. Ein Tag ohne Sorgen, ohne Tränen und ohne die Furcht vor den Soldaten der Legion. Wenn ich daran zurückdachte, wie ich mit dem Furier zu Castra geritten war, dann hatte ich noch immer ein mulmiges Gefühl in meinen Eingeweiden.
Kaum hatte ich an den Furius gedacht, erschien er auch schon in Begleitung einer Frau und einiger seiner Sklaven. Heute hatte er auf seine Toga verzichtet, was ihn vielleicht ein wenig sympathischer erscheinen ließ.
"Salve Furius!" entgegnete ich lächelnd seiner Begrüßung. "Wie du siehst, feiern die Leute heute alle sehr ausgelassen. Sie haben viel dafür getan, um die schlimmen Ereignisse verarbeiten zu können." Vor allen Dingen hatten sich die meisten bewaffnet. Ich hoffte, sie hielten diese Waffen gut versteckt, solange sie nicht gebraucht wurden. Mochte diese Zeit lange andauern!
Furius stellte mir seine Frau vor. Sie war noch sehr jung und hüsch. Auch sie grußte nich freundlich, was ich natürlich erwiderte. "Salve Furia! Ich freue mich, dich kennenzulernen! Ich hoffe, dir gefällt es hier bei uns in Cheddar."
Dem Furius war offenbar unser heiliger Stein in der Dorfmitte aufgefallen. Wahrscheinlich weil sich dort ettliche junge Paare zusannengefunden hatten, um sich dort die Hände hindurchzureichen. Nun wollte er den Sinn dahiner erfahren.
"Oh, das ist keinesfalls ein Mysterium, verehrter Furius! Vielleicht ist dir der Begriff der Handfaste geläufig? Die jungen Paare, die sich durch den heiligen Stein die Hand reichen, gehen dort die Ehe für ein Jahr und einen Tag ein. Wenn die Zeit dann vorüber ist, können sie entscheiden, ob sie sich für immer vermählen oder auseinandergehen wollen." Für Römer war dies sicher unvorstellbar. Ihre Ehen waren meist arrangiert. Oft kannten sich die Ehepartner vorher überhaupt nicht. Nun, das konnte hier nicht so leicht passieren.
"Ich überlasse dir die von uns gestifteten Preise für die Sieger der Wettkämpfe, werte Dorfälteste", sagte Saturninus und deutete den Wagen, den die Sklaven gerade abluden:
"Furia Serena hat die Preise persönlich ausgesucht. Zwei gemästete Gänse und Körbe mit Honig von unseren Bienenstöcken, Garum und Defrutum, eingelegte Oliven und Marmelade aus Quitten und Zitronen nach griechischer Art, sowie geräucherter Fisch, Blutwurst sowie feines, weißes Weizenbrot und ein kleiner Block Salz. Meine Frau hat unseren Gutshof förmlich geplündert", er lachte ein wenig und sagte dann mit einem warmen Blick aus seinen dunklen Augen:
"Es freut mich, zu sehen wie Cheddar wieder aufblüht"
Die Dorfälteste sollte wissen, dass er seine Aufgaben als Patron überaus ernst nahm.
Als Ceridwen ihnen erklärte, was es mit der Handfaste auf sich hatte, kratzte er sich jedoch am Kopf: "Willigen die Väter der jungen Frauen da immer ein? Anderseits: So kauft keiner die Katze im Sack", er grinste ein wenig verlegen. Er selbst würde nur eine Patrizierin und die auf korrekte Weise heiraten wollen, damit die Kinder aus einer legitimen Ehe stammten:
"Und wessen Kinder sind es, wenn Kinder gezeugt werden?"
(08-09-2023, 03:29 PM)Owain schrieb: Schon Wochen vor dem Fest hatte ich allerhand Schmuck, aber auch nützliche Dinge, wie zum Beispiel Gewandfibeln, Gürtelschnallen oder Haarnadeln hergestellt, die ich am Fest zu verkaufen gedachte. Da ich nicht den ganzen Tag an meinem Verkaufsstand sitzen wollte, während Aglaia sich zu Tode langweilte oder mit fremden Männern flirtete, hatte ich mir einen Gehilfen engagiert, dem ich vertraute und der die meiste Zeit an meinem Stand saß und sie bronzenen und Silbernen Stücke an den Mann oder die Frau bringen sollte. Für Aglaia wartete natürlich eine besondere Überraschung an meinem Verkaufsstand. In einem Kästchen, welches nicht zum Verkauf stand, befand sich ein silberner Halsreif aus ineinander verkordelten Drähten im Mittelteil und zwei Köpfen, die mit Doppelspiralen verziert waren. Dabei lagen noch ein Paar Ohrringe, die die Form von Triskelen hatten.
.....Dort stand bereits Dylan, so hieß mein Gehilfe, und wartete auf Kundschaft. Ich begrüßte ihn freundlich und stellte ihn Aglaia vor. "Das ist Dylan, Liebes. Er kümmert sich heute um meinen Stand." Dylan war ein netter und hilfsbereiter Kerl, der in der Nachbarschaft der Schmiede wohnte, und dem ich gelegentlich auch einige Reparaturen umsonst gemacht hatte. Dafür wollte er sich heute revanchieren.
Saturninus kannte Dylan nicht, doch Owain, den Kunstschmied, erkannte er. Er nickte ihm freundlich zu und wandte sich dann an Furia Serena: " Er hier ist ein Kunstschmied namens Owen. Suche dir ruhig etwas Hübsches aus, meine Gemahlin"
Das Owain Aglaias Sklave war, erwähnte er nicht. Das war irrelevant , und Aglaia war auch eher kein Thema für die sittsamen Öhrchen von Serena.
Und dann fragte er Owain: " Meinst du, du bist fähig, auch etwas in römischem Stil zu schmieden? Wenn ja, hätte ich zwei größere Aufträge für Dich"
Mit dessen Eigentümerin Liciniana Aglaia würde er sich bestimmt einigen, da diese Aufträge auch Owain zu Gute kommen würden. Er würde sich einen Namen machen.
(08-08-2023, 10:18 PM)Louarn schrieb: Ich hatte mich grade so durch eine Horde kreischender Mädchen durchgezwängt und saß, als auf einmal ein Römer zu mir kam und mich nach den Spielregeln fragte. Ich guckte ihn wahrscheinlich ein bisschen zweifelnd an, denn hier mitspielen zu wollen, ohne zu wissen wie, war schon, nun, nennen wir es mutig. außerdem war er zwei Köpfe kleiner als alle anderen und trug keine Hosen. Und das bei diesem Spiel konnte schon zu interessanten Einblicken führen, die der Mann vielleicht nicht beabsichtigte.
"Ähm, also an Lughnasadh darf prinzipiell jeder an allen Spielen teilnehmen, wenn er freundliche Absichten hat", sagte ich und guckte kurz an ihm vorbei, dorthin, wo ich Niamh gesehen hatte. sie stand nicht mehr da, und ich hatte die Hoffnung, dass sie mich nicht bemerkt hatte. Trotzdem platzierte ich mich sicherheitshalber so, dass der Römer mich ein bisschen abschirmte und blieb sitzen, anstatt wie sonst aus Höflichkeit aufzustehen. "Normalerweise spielen wir ohne Tunika, damit man nicht aneinander hängen bleibt, aber...das wird schon gehen", meinte ich mit Blick auf seine nackten Beine und reichte ihm meinen Caman. "Mit dem Schläger spielst du den Ball. Entweder hebst du ihn vom Boden auf, oder du balancierst den Ball auf der Platte hier vorne, oder du schlägst ihn, am besten ins Tor oder zu jemandem von deiner Mannschaft. Mit der Hand darfst du den Ball nur aus der Luft fangen, aber werfen und in der Hand behalten sind verboten. Vom Boden aufheben auch. Oder andere Spieler mit der Hand festhalten. Aber ein bisschen rempeln ist in Ordnung, solange niemand verletzt wird. Und die mit roter Schärpe spielen alle zusammen. Mehr ist es eigentlich nicht." Ich glaubte nicht, dass der Römer kreative, keltische Beleidigungen kannte. Ich hoffte, dass er sie nicht verstand, denn die würden ganz sicher kommen. "Aber es kann ziemlich robust zugehen. Sicher, dass du spielen willst?"
Saturninus bückte sich und machte einen seitlichen Knoten in seine Tunika, so dass er sie überm Knie raffte: "So besser?", fragte er, nahm den Schläger und probierte es ein wenig aus mit dem Ball. Es war nicht so einfach, wie es aussah, es ging um Geschicklichkeit, aber es gelang ihm, den Ball vom Boden aufzuheben und zu balancieren, in die Luft zu schlagen und wieder aufzufangen:
"Ich werde mein Glück versuchen", lachte er und band sich noch die Schärpe um. Der Rothaarige sprach gut Latein:
"Bist du aus Cheddar? Wenn man Patron einer Ortschaft oder eines Landstrichs ist, verliert man mal rasch die Übersicht, das ist der Nachteil. Ich bin Furius Saturninus und Du? Selbstverständlich scheut kein Römer je eine Herausforderung - doch ihr seid wirklich alle sehr groß und kräftig. Löst du mich bitte wieder ab, wenn ich Dich um Hilfe anrufe?"
Sport war für den Furius etwas anderes als das gewöhnliche Leben. Hier waren sie alle gleich. Saturninus redete auch mit Wagenlenkern, selbst wenn sie Sklaven waren, ungezwungen, und das tat er auch mit Britanniern.
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