RE: Sitzungszimmer - Modernisierungen
Als die Honoratioren das Sitzungszimmer verlassen wollten, wartete bereits eine kleine Gruppe von Schreibern und Notaren auf sie. Einer der Notare, Gaius Antoninus, ergriff das Wort:
"Hochgeehrter Stadtrat, wir kommen von der Kooperative der Notare und Stadtschreiber", sagte er:
"Und wir sind uns einig geworden, eine gewisse Modernisierung und Qualitätsssicherung unserer Arbeitsplätze zu fordern"
"Aha" , sagte der Bürgermeister N°2: "Modernisierung? Ihr schreibt auf Papyrus aus der Provinz Aegypten, ihr schreibt auf Wachstafeln, deren Wachs von besten britannischen Bienen produziert wird. Ihr habt Griffel, Federn und Tinte. Was ist daran nicht mehr modern? Generationen von Schreibern haben damit ihr Auskommen gefunden"
Gaius Antoninus: "Das Schreibzeug ist von guter Qualität. Aber hast du einmal versucht, mit den hiesigen Sklaven zu arbeiten, geehrter Bürgermeister? Kaum einer ist alphabetisiert"
Bürgermeister N°2:"Das ist bedauerlich. Aber wir sind nicht in Rom, wo du ausgebildete Verwaltungssklaven auf dem Markt bekommst. Wir müssen mit den Kelten einig werden, die wir haben"
Gaius Antoninus:"Wir hatten einen sehr guten Verwaltungssklaven. Einen Griechen. Sein Name war Leander"
Bürgermeister N° 2: "Und wo ist er jetzt? Verstorben?"
Gaius Antoninus:"Aber nein, er war nur eine Leihgabe. Sein Herr hat ihn gestern abgeholt. - Hast du nicht auch bemerkt, wie schnell und gut in letzter Zeit alles erledigt worden ist? Das war er, unser Leandi"
Bürgermeister N°2: "Ich habe es bemerkt", andere der Honoratioren nickten zustimmend: "Doch wenn er nur geliehen war, was sollen wir tun? Dann müsst ihr eben wieder arbeiten wie zuvor auch"
Gaius Antoninus: "Wir hätten einen Gegenvorschlag. Wir machen Leanders Herren, dem Honoratior Plautius Seneca ein Kaufangebot für den Sklaven. Es muss natürlich schon so gut sein, dass er sich das auch ernsthaft überlegt. Dann haben wir den guten Leander wieder und alle sind zufrieden"
Bürgermeister N°2: "Außer dem Quästor, der wird nicht zufrieden sein, wenn für so etwas Geld ausgegeben wird. An wie viel habt ihr denn gedacht?"
Gaius Antoninus: "Tausend Sesterzen!"
Quästor: "Ich bin dagegen, die Stadtkasse mit einem so unerwarteten Betrag zu belasten"
Bürgermeister N°2: "Da hört ihr es! Also müsst ihr ohne diesen Griechen auskommen"
Gaius Antoninus (etwas verschämt) " Manche von uns dachten schon an einen Streik, um eine Verbesserung zu erzwingen"
Bürgermeister N° 2: "Kanaille! Unverschämtheit! Meint ihr denn, wir kommen nicht ohne euch aus?"
Gaius Antoninus: "Nein, kommt ihr nicht! Aber denkt doch einmal an die Vorteile: Wir könnten junge Sklaven von ihm ausbilden lassen und die an andere Gemeinden verkaufen. Auf diese Weise hätten wir den Kaufpreis bald wieder drin"
Bürgermeister N°2: "Lasst uns bis Morgen Bedenkzeit. Wir werden darüber beraten. Doch um euren guten Willen zu zeigen, solltet ihr gleich wieder alle an die Arbeit gehen"
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