RE: Cubiculum | MSM
Prisca merkte, wie ihr Mann sie immer wieder ansah. So hoffnungsvoll und erwartungsvoll. Sie wusste dann immer nicht, was er von ihr erwartete und fühlte sich irgendwie unbehaglich. Sie redete sich ein, dass sie ihn nur noch besser kennen lernen musste, um die Blicke und Gesten zu deuten, aber das änderte trotzdem erst einmal nichts an ihrem Unbehagen. Aber sie überspielte es so tapfer wie möglich und konzentrierte sich auf das Spielfeld.
“Wenn es dir nichts ausmacht, dann nehme ich gerne die hellen Steine“, sagte Prisca, als er sie fragte, welche sie lieber haben wollte. Die dunklen Steine fingen an, und sie wollte ihm gerne den Vortritt lassen, wenn er sie schon fragte. Sie hoffte, dass das so auch in seinem Sinne war. Sie wollte es gerne richtig machen.
Er schickte auch Midas hinaus, um etwas zu trinken zu holen. Er war sehr aufmerksam, dass er ihr Birnensaft bringen lassen wollte, das musste sie anerkennen. Er kümmerte sich um sie und beschützte sie. Prisca bekam ein noch schlechteres gewissen, weil sie das zwar bemerkte, aber trotzdem deshalb keine Schmetterlinge im Bauch für ihn hatte. Sie sollte sich wirklich mehr anstrengen, sich in ihn zu verlieben.
Er lenkte sie von diesen Gedanken ab, indem er nach ihren Freundinnen fragte. “Ich… ich möchte ihnen gerne wieder schreiben. Aber die Boten, die nach Londinium reiten, sind nicht so günstig, also warte ich immer eine Weile, bis ich das Geld gespart habe, und viel zu berichten habe, bis ich ihnen schreibe. Gerade warte ich darauf, dass Carisia Prima mir zurückschreibt. Ich hab ihr vor zwei Wochen einmal geschrieben, dass ich geheiratet habe und jetzt hier wohne. Aber bis jetzt kam noch keine Botschaft von ihr zurück. Und ein paar meiner anderen Freundinnen haben gerade frisch geheiratet und einige sind weggezogen aus Londinium. Ich weiß nicht, wo alle sind.“
Prisca fühlte sich gerade ziemlich einsam und versuchte, sich selbst aufzumuntern. “Aber Claudia Sabina hier ist nun ja auch meine Freundin und hat mich gebeten, mit ihr täglich zu weben. Ich habe angenommen, dass du da nichts dagegen hast und hab es ihr zugesagt. Sie heiratet auch bald und webt ihr Kleid gerade, und ich hab ihr meine Unterstützung zugesagt.“ Ein kurzer, verstohlener Blick, ob er damit einverstanden war oder ob ihn das wütend machte, ehe sie fortfuhr. “Und Lu… Furia Serena ist ja nun auch meine Freundin. Wenn die Flitterwochen vorüber sind, hat sie sicher wieder mehr Zeit.“
Als Prisca an der Reihe war, würfelte sie und setzte ihre ersten zwei Steine auf das Spielbrett, ehe sie die Würfel an ihren Mann zurückreichte. “Schreibst du Briefe? An deine Kameraden und Freunde?“ Prisca hatte keine Ahnung, mit wem ihr Ehemann befreundet war. Vielleicht sollte sie das herausfinden.
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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