Forum
Cubiculum | MSM - Druckversion

+- Forum (https://adlerchronik.de)
+-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8)
+---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9)
+----- Forum: Wohnviertel (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=54)
+------ Forum: Casa Sabinia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=68)
+------ Thema: Cubiculum | MSM (/showthread.php?tid=325)

Seiten: 1 2 3 4


Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 02-19-2023

Das Cubiculum des Marcus Sabinius Merula
Der Raum ist sehr zweckmäßig eingerichtet. Neben dem Bett steht noch eine Truhe, in der sich Kleider und Wäsche befinden. Außerdem ist noch Platz für einen kleinen Tisch, auf dem stets eine Schale mit frischem Obst steht, sowie einen Stuhl.



RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 02-27-2023

>>>
[Bild: Naevia-Calida-klein.jpg] |Naevia Calida
Calida war etwas ungehalten gewesen, als Beatus so spät zurückgekommen war. Eigentlich hatte er doch nur nach einem Besuchsztermin fagen sollen! Doch der Junge versicherte ihr, er würde daran keine Schuld tragen und übergab ihr die Tabula, die ihm der Medicus mitgegeben hatte.
 Werte Naevia Calida, Konsultation bei deinem Sohn Sabinius Merula Morgen zur vierten Stunde. Bitte vergib Beatus sein Zuspätkommen. Ich allein trage die Schuld daran, da ich ihn ungebührlich lange warten ließ. Vale bene Flavianus Pytheas Medicus 
Nun, da sie die Nachricht des Medicus las, war sie wieder versöhnlich. Der Junge hatte von ihr nichts zu befürchten. Sie entließ ihn und ging zum Cubiculum ihres Sohnes. Die Schmerzen in seinem Bein waren heute wieder besonders stark. Deshalb hatte Merula am Morgen nicht das Bett verlassen.
Sie klopfte an, bevor sie das Zimmer betrat. Ihr Sohn hatte ein wenig geschlafen. Doch sein Schlaf war nicht tief genug gewesen. Als er das Öffnen der Tür gehört hatte, öffneten sich seine Augen. "Mutter?" Naevia Calida trat näher und setzte ich an den Rand seines Bettes. "Es gibt da einen neuen Medicus in Iscalis. Einen jungen Mann aus Rom, von dem man viel Gutes hört. Er kommt morgen zur vierten Stunde und sieht sich dein Bein an," 

Ich war nicht gerade davon begeistert gewesen, dass meine Mutter den nächsten Medicus anschleppte. Seitdem ich verletzt worden war, waren etliche Ärzte bei mir gewesen, die mir letztendlich aber nicht helfen konnten. Denn sie hatten mir weder die Schmerzen nehmen können, noch war es ihnen gelungen, dass ich wieder normal laufen konnte. Nein, ich war mit den Ärzten fertig! "Ach Mutter, was soll das denn bringen? Nur weil dieser Medicus aus Rom kommt, wird er keine Wunder vollbringen können!" Ich wusste, sie würde keinen meiner Einwände gelten lassen. Also tat ich das, was ich immer tat. Ich ließ es über mich ergehen!


RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 03-16-2023

>>>
Ich hatte etwas vor mich hingedöst. Nach etlichen Stunden hatte der Schmerz endlich etwas nachgelassen. Als es plötzlich klopfte, schlug ich sofort wieder meine Augen auf. "Ja?!", rief ich. Unwesentlich später öffnete sich dann bereits die Tür und ich erkannte meine Mutter, die mich mit einem fragenden Blick bedachte. "Da ist jemand für dich, der dich gerne sehen möchte!" meinte sie geheimnisvoll. Jedoch musste ich mir nicht lange den Kopf zerbrechen, um zu erraten, wer dieser jemand denn sein konnte. Denn wer wollte mich denn schon gerne so sehen? Es konnte einfach nur dieser Medicus sein, von dem sie gesprochen hatte. Eigentlich hatte ich keine Lust, mich mit ihm zu unterhalten, denn ich wusste bereits jetzt schon, wie dieses Gespräch enden würde. Aber um meiner Mutter Willen, ließ ich es eben einfach über mich ergehen.
"Na gut, dann führe ihn herein!", meinte ich mit einer leicht gelangweilten Stimme. Meine Mutter indessen ließ sich das nicht zweimal sagen und wandte sich dann dem Arzt zu. "Bitte tritt ein! Dies ist mein Sohn, Marcus Sabinius Merula!"


RE: Cubiculum | MSM - Flavianus Pytheas - 03-17-2023

Der Patient war im Bett. Es war nicht ungewöhnlich, dass wenn jemand Schmerzen hatte, er sich hinlegte und versuchte, wenigstens kurze Zeit in Morpheus Armen Erleichterung zu finden. Und Merula war ein noch junger Mann, wie seine Mutter gesagt hatte. Noch keine dreißig.
"Salve Marcus Sabinius Merula" , sagte Pytheas, und stellte seine Tasche ab:

"Mein Name ist Flavianus Pytheas. ich bin Medicus hier am Ort. Ich hoffe, du gestattest mir, dein rechtes Bein zu untersuchen. Ich wurde von deiner werten Mutter darüber informiert, dass du während eines Einsatz schwer verletzt worden bist, und dass Du seither Schmerzen hast und dich kaum fortbewegen kannst ", er lächelte nicht, sondern taxierte den jungen Römer mit seinen seltsamen hellgrauen Augen. Dann schaute er sich um nach dem, was er benötigte:

"Bitte zieht die Vorhänge ganz auf, damit ich so viel Licht wie möglich habe. Und....",
er holte eine metallene Schale, einen Flakon mit Öl und ein weißes Leintuch hervor und richtete alles auf dem Tisch: " Und bitte etwas heißes Wasser für meine Schüssel " Die Bitten waren an niemanden bestimmten gerichtet, aber er hoffte, dass man sie erfüllen würde.

Einen Moment lang hob er beide Hände zu seiner Stirn: "Große Göttin der Heilkunst, göttliche Hygeia, leite mich bei meinem Werk", sagte er. Der Medicus glaubte nicht wirklich an dieses Ritual, aber es war in der Ärzteschule seines Lehrmeisters Andromachus Tradition, und er respektierte sie.

Pytheas wartete ab, wie Merula entscheiden würde. Auch wenn es Naevia Calida gut meinte und sie eine fürsorgende Mutter war, war es Merulas Entscheidung, seine Dienste in Anspruch zu nehmen.


RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 03-19-2023

Ich setzte mich auf, als der Medicus eintrat. Er war noch recht jung. Kaum älter als ich. Eher noch etwas jünger. Nach Mutters Anpreisungen seiner Fähigkeiten hatte ich mir einen älteren Mann vorgestellt.
"Salve Medicus!" entgegnete ich ihm und war nun doch gespannt inwiefern sich seine Methoden von denen der Militärärzte unterschieden. denn Pytheas Flavianus würde das Rad sicher nicht neu erfinden. Meiner Mutter zuliebe kooperierte ich schließlich.
"Ja, das ist richtig! Der Knochen des Unterschenkels, so sagte man mir, wäre sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Es war ein offener Bruch. Die Ärzte  mussten etliche Splitter entfernen. Und trotzdem habe ich immer noch Schmerzen. An manchen Tagen mit besonders feuchter Witterung ist es besonders schlimm." So wie jetzt gerade. "Es sind stechende Schmerzen. Laufen kann ich nur mit der Hilfe  eines Stocks und meiner beiden Sklaven." Ich wies auf die beiden jungen kräftigen Männer - Midas und Aratas - die sich dezent im Hintergrund hielten, stets bereit, um mir jeden Wunsch, den ich äußerte, zu erfüllen. Auf einen Wink hin unterstützen sie dann auch den Medicus. Midas lief los, um heißes Wasser zu holen und Aratas schob die Vorhänge zurück, damit mehr Licht in den Raum eindringen konnte.
Der Medicus rief zunächst Hygiea an und bat um ihre Unterstützung, bevor er mit seiner untersuchung begann. Ich hatte inzwischen mein Bein frei gemacht, an dem die Narben noch immer genau dokumentieren, welche Ausmaße meine Verletzung gehabt hatte.


RE: Cubiculum | MSM - Flavianus Pytheas - 03-19-2023

Zwei Sklaven taten, was Pytheas erbat. Der wusch sich die Hände in seiner Schale bis zu den Ellenbogen und trocknete sie an dem Leintuch ab:
Wie großartig wäre es doch, eine Apparatur zu besitzen, in der man in das Innere eines Patienten blicken könnte, dachte Pytheas. So war er auf seine Hände, seine Augen und auch auf seinen Geruch- und Geschmacksinn angewiesen, um eine Diagnose stellen zu können.

Er kniete sich vor das Bett, um das Bein des ehemaligen Centurios Zentimeter für Zentimeter, mit höchster Konzentration, abzutasten. Seine Finger glitten über die weiche Haut, unter der die Muskulatur und die Knochen lagen und prüften jede Narbe.  Als Pytheas die gesuchte, andersartige Stelle bemerkte, legte er kurz seine Wange auf die Haut, um den Temperaturunterschied sicher feststellen zu können. Da war es deutlich, was er vermutet hatte: Eine unterschiedliche, fast gelatinöse Konsistenz, die überhitzt war:

"Die Militärärzte in der Legio leisten hervorragende Arbeit, und das haben sie auch in deinem Fall, werter Sabinius Merula, getan. Deine Narben sind flach und gut verheilt", sprach er:

"Die Splitter wurden so weit ich es erspüren kann, alle entfernt und der Bruch wurde fachgerecht geschient. Trotzdem ist etwas geschehen, was man den Willen der Götter  oder übles Schicksal nennen könnte. Niemand trägt Schuld. Doch nach meiner Erfahrung kann es vorkommen,  wenn man entweder das Glied zu früh wieder belastet oder - wenn der Bruch durch ein einschneidendes Erlebnis verursacht wurde. Dann bleibt ein inneres Trauma, das ist griechisch für Verwundung.  Schau her, werter Sabinius Merula...", der Medicus bewegte das Bein leicht von einer Seite auf die andere. Der Knochenspalt verlief wie eine wellenförmige Bewegung unter der Haut:
"Der hauptsächliche Bruch ist nie verheilt. Stattdessen ist im Spalt zwischen den beiden Knochen ein Pseudoarthros*, ein Scheingelenk, gewachsen. Das Scheingelenk besteht nicht aus Knochengewebe. Es sind andere Körperstoffe, und sie neigen zu Entzündungen und Schwellungen. Daher stammen deine Schmerzen. Und natürlich ist das Scheingelenk auch nicht stabil und kann dein Gewicht nicht tragen. Daher kommt deine Unfähigkeit, wieder zu gehen"
Pytheas erhob sich, schob sich den Stuhl heran und setzte sich. Er sprach nun langsam, da er selbst seine Gedanken erst in Worte fassen musste:

"Eine Option ist auf jeden Fall, dass ich dich mit Nepenthes**, das ist ein Trank aus eingetrockneten Mohnsamen, versorge und zwar in der angepassten Dosis, dass dein Verstand einigermaßen klar bleibt, aber deine Schmerzen weitgehend verschwinden.  Nepenthes wäre keine Heilung. Doch zumindest würde dir das Opium dein Leben erleichtern"
 Das Leben selbst würde bleiben, wie es war: Ans Lager gefesselt, mit Krücken  sich dahinschleppen. Pytheas machte eine Pause. Das der ehemalige Centurio ein tapferer Mann war, war dem Griechen bewusst.
Würde er in diese Option einwilligen? Oder würde er den Mut haben, eine weitere erfahren zu wollen? 



Sim off: *Pseudoarthrose ; **Nepenthes 




RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 03-20-2023

Meine Mutter hatte inzwischen auf einem Stuhl Platz genommen und beobachtete nun, wie sich der Medicus vor mein Bett kniete und nun minutiös mit seinen Fingern mein Beinabtastete. Auch ich konnte nicht anders, als ihm ganz gespannt dabei zuzusehen, wie er das tat. Ich musste zugeben, dass er in dieser Hinsicht noch etwas genauer arbeitete, als es die Militärärzte getan hatten. Er gab sich wirklich große Mühe, um so Vertrauen zwischen Arzt und Patient zu schaffen.
Nach einer Weile hielt er an einer bestimmten Stelle inne und legte dann seine Wange auf mein Bein. Ich konnte mir nicht vorstellen, wofür das gut sein sollte. Aber so lange wollte er mich auch bestimmt nicht auf die Folter spannen. Das tat er dann auch nicht, sondern teilte seine Erkenntnisse mit mir und meiner Mutter.
Zunächst lobte er die gute Arbeit der Legionärsärzte und er bestätigte mir, wie gut meine Narben verheilt waren. Auch meinte er, es wären alle Splitter entfernt worden und der Bruch gut geschient worden. Dann endlich rückte er mit seiner eigentlichen Erkenntnis heraus. Es musste etwas passiert sein, ein übles Schicksal, was durch den Willen der Götter heraufbeschworen worden war. Ich fragte mich, was ich nur getan haben konnte, damit mir so etwas wiederfuhr! Doch offenbar hatte niemand Schuld, außer vielleicht ich selbst. Der Medicus erklärte mir schließlich alles. Ich hatte das Bein zu früh wieder belastet. Es war noch nicht richtig verheilt gewesen und es hatte sich ein Scheingelenk gebildet. Meine Schmerzen rührten von Entzündungen und Schwellungen her.
Der Medicus erhob sich wieder und nahm auf seinem Stuhl Platz. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen hatten mich schon überrascht. Nun wollte ich natürlich auch wissen, was man dagegen tun konnte, falls man etwas dagegen tun konnte. 
Seine erste Option, die er mir nannte, beseitigte nicht die Ursache meiner Schmerzen, sondern betäubten sie nur. Auf die Dauer würde das Opium meinen Verstand zerstören. Auch wenn die Aussicht auf Schmerzfreiheit sehr verlockend klang, sträubte sich alles in mir dagegen. 
Schließlich zögerte er, mir die zweite Option zu nennen. "Welche Option bleibt mir sonst noch?" fragte ich ihn.


RE: Cubiculum | MSM - Flavianus Pytheas - 03-22-2023

Offen gesagt hatte Pytheas diese Frage erwartet. Man war nicht mit achtundzwanzig Centurio gewesen, wenn es einem an persönlichem Mut fehlte. Also antwortete er wahrheitsgemäß:
"Eine andere Möglichkeit wäre es - es noch einmal zu versuchen. Dein Bein zu öffnen und das Scheingelenk zu entfernen, die Knochenenden zu säubern und neu zu schienen. Um eine Verkürzung zu verhindern, müsste dein Bein durch Gewichte gestreckt werden. Ich will dir nicht verhehlen o Sabinius Merula, dass die Behandlung äußerst schmerzhaft ist und strenge Bettruhe erfordert, auch hohe Disziplin später für die Übungen, die ich deinen Sklaven anweisen werde. Aber an Disziplin dürfte es Dir nicht fehlen, Excenturio", er lächelte ein wenig traurig:

"Weiterhin möchte ich dir auch die großen Risiken nicht verhehlen. Du könntest während der Operation durch den Blutverlust  sterben. Die Bruchstelle kann sich später noch entzünden, und dann müsste ich dein Bein amputieren. Es kann auch sein, dass der Knochen wieder nicht zusammenwächst, dann hättest du alles durchgestanden, ohne dass es einen Effekt gehabt hätte", 

er machte eine Pause, während er zu seiner Schale ging und sich erneut die Hände wusch. Ohne Merula anzusehen sprach er:
"Doch falls das Werk gelänge - du könntest wieder laufen. Nicht so, dass du wieder in deinen Dienst zurückkehren könntest, also keine Dreißigmeilenmärsche durch unwegsames Gelände, aber doch ohne Krücken und ohne die Hilfe deiner Sklaven. Und deine Schmerzen wären bis auf die Narbenschmerzen, wenn das Wetter umschlägt, wesentlich besser, wenn nicht gar fort"

Pytheas trocknete sich die Hände ab. Er dachte sich, dass Merula kein Mitgefühl wollte - und vermutlich schon gar nicht von ihm, einem Freigelassenen. Aber was für ein Medicus wäre er gewesen, keines zu empfinden? Vom Sklaven bis zum Kaiser, sie waren alle nur lebendige, atmende Körper. Litten sie, erhofften sie Heilung und Linderung. Sie waren alle gleich, wenn sie seine, des Flavianus Pytheas,  Patienten waren. Er schaute Sabinius ernst an:

"Du solltest dich nicht sofort entscheiden, werter Sabinius Merula. Schlafe darüber und wäge ab. Dann lass es mich wissen", fuhr er fort:
"Und die Bezahlung - ich schlage dir vor, dass du mich bezahlst, wenn die Operation erfolgreich verlaufen ist. Für diese erste Konsultation berechne ich dir nichts"

Pytheas wurde aus der kaiserlichen Kasse bezahlt, aber um sich nicht allzu sehr von anderen Ärzten zu unterscheiden, nahm er meist ein Honorar. Mit seinem Verzicht darauf zeigte er seine Sympathie für den jungen Römer, den das Schicksal so schwer geschlagen hatte, ohne dass es einer weiteren Geste bedurfte:

"Hast du noch Fragen an mich, werter Sabinius Merula? Oder du werte Naevia Calida?", fragte Pytheas nun die beiden Anwesenden, nachdem er seine Theca wieder gepackt und Platz genommen hatte.


RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 03-25-2023

Ohne eine Miene zu verziehen, hörte ich mir an, was der Medicus mir als weitere Option vorschlug. Lediglich meine Mutter weitete überrascht ihre Augen, als er davon sprach, dass er ein weiteres Mal das Bein öffnen wollte, um dieses Scheingelenk zu entfernen. Um ehrlich zu sein, ich hatte nichts anderes erwartet und natürlich waren mir auch sämtliche Risiken bekannt, die einen solchen Eingriff mit sich brachten. Niemand konnte mir versprechen, dass die Operation gelang, geschweige denn, dass ich sie überlebte. Im schlimmsten Fall starb ich dabei oder würde mein Bein verlieren, falls ich überlebte. Im besten Fall aber konnte ich mich wieder fast normal bewegen und machte nicht mehr den Eindruck eines beklagenswerten Krüppels.
Der Medicus trochnete seine Hände ab, nachdem er sie in seiner Schüssel gereinigt hatte. Er meinte, ich solle meine Entscheidung nicht überstürzen, sondern gut überlwgen. Wobei es für mich nichts mehr zu überlegen gab. Die Frage war jetzt nur noch, wann ich mich dem Eingriff unterziehen würde. Gerade erst vor einem Tag hatte ich mich Hals über Kopf verlobt, nachdem ich sozusagen meine zuküftige Braut beim Pferderennen gewonnen hatte. Mutter wusste noch gar nichts von meinem Glück, denn nach meiner Rückkehr hatten die Schmerzen eingesetzt und waren seitdem nicht mehr verschwunden.
"Nun ich denke, es kommt nur diese eine Option in Frage. Aber sage mir Medicus, wie lange wird es dauern, bis ich mich wieder einigermaßen von diesem Eingriff erholt habe?" fragte ich ihn und überließ ihm so die Entscheidung über meinen Hochzeitstermin. Andererseits war es sicher besser, Prisca vor dem Eingriff zu heiraten, damit sie im Falle meines Todes versorgt war.
Naevia Calida allerdings fehlten schlichtweg die Worte, als sie die Entscheidung ihres Sohnes vernahm. Wenn er sich doch wenigstens etwas Zeit zum Nachdenken genommen hätte! Erst einige Herzschläge später fand sie ihre Sprache wieder. "Aber mein Sohn, willst du denn nicht lieber eine Nacht darüber schlafen? Dieser Eingriff kann weitreichende Folgen für dich haben. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was alles passieren könnte. Obgleich ich mir auch für dich wünsche, dass du wieder laufen kannst."
Ich konnte sehr gut die Ängste meiner Mutter nachvollziehen. Doch mein Entschluss stand fest! Jedoch wollte ich dies mit ihr nicht vor dem Medicus ausdiskutieren.


RE: Cubiculum | MSM - Flavianus Pytheas - 03-28-2023

Pytheas ließ Naevia Calida ausreden und ihre Bedenken äußern, bevor er die Fragen seines Patienten beantwortete:
"Du bist jung und ansonsten gesund, Sabinius Merula. Ich schätze also vier bis sechs Wochen absolute Bettruhe, denn das operierte Bein darf erst einmal nicht belastet und muss in einer anatomischen Position fixiert werden. Ich würde aber deinen Sklaven Übungen anweisen, damit du nicht allzu viel Kraft verlierst. Wenn ich die Ruhigstellung entfernt habe, darfst du nicht nur sondern sollst sogar erst einmal mit Krücken laufen, zwei Wochen vielleicht. Und danach - wenn die Operation gut gegangen ist, wirst du mit beiden Beinen laufen, Excenturio. Man würde dir kaum noch anmerken, dass ein Bein schwächer ist"
er lächelte ein wenig:
"Du solltest dem Gott, den du besonders verehrst, ein Opfer darbringen. Und jeweils eines der Hygeia und dem Apollon" Der Grieche glaubte schon lange nicht mehr an die Götter, aber das diskutierte er nicht mit Patienten. Der Glaube an den Beistand eines Gottes beruhigte sie, das war der Heilung förderlich