RE: Furius Saturninus zu Gast - freundschaftlicher Beistand
Er reagierte zwar ziemlich eindeutig, aber er wollte nicht und meinte, dass er sich für seine Frau aufsparen wollte, bis diese schwanger sei. Ich musste zugeben, dass mir diese Aussage mehr als nur ein wenig Sorge machte, denn manchmal dauerte das durchaus sehr viel länger, bis eine Frau ein Kind bekam. Bisweilen auch Jahre. Und da Saturninus eine Manus-Ehe eingegangen war, war die Scheidung vielleicht nicht ganz so einfach, sollte sie nicht innerhalb der nächsten Monate empfangen. Wobei ich seine Aussage vielleicht auch gerade falsch verstand.
Er dirigierte mich neben sich und redete weiter, dass er sich ein exklusives Engagement wünschte, sobald seine Frau schwanger wäre. Oh, verdammt, das traf doch eine ungeahnte Saite in mir und brachte sie zum Klingen. Ich schluckte einmal, weil ich doch irgendwie gerührt war, aber es war so schrecklich unpassend und ungünstig, wenn man die Gesamtsituation betrachtete, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sein Angebot bestand haben würde, sobald er von meinem Zustand erfuhr. Ich nahm mich zusammen, um vor ihm nicht in unangebrachte Gefühle auszubrechen, aber seit ich mich jeden verdammten Morgen erstmal übergab, sobald ich wach wurde, war es etwas schwerer, Gefühle vorzuspielen als zuvor. Aber vielleicht bildete ich mir das auch ein.
“Ich bin dir nicht böse, mein lieber Saturninus. Ich weiß doch, wie ernst du deine Verpflichtungen nimmst. Wie könnte ich dir da böse sein, wo du dich doch nur um deine Familie kümmerst?“, meinte ich also erst beschwichtigend. Eine gute Hetäre drängte sich schließlich nicht auf oder machte dem Mann zu unpassenden Zeiten ein schlechtes Gewissen.
Aber verdammt, die nächsten Worte fielen mir schwerer, als ich gedacht hätte. “Ich bin mir nicht sicher, ob du dein Angebot aufrecht erhalten willst, wenn ich dir sage, warum ich dir geschrieben habe.“ Ich schaute einmal nach oben zur decke, wo ein sehr unpassendes Deckenfresko gerade Nymphen und Satyrn dabei zeigten, was Nymphen und Satyrn eben gerne so taten und atmete tief durch.
“Ich bin schwanger“, sagte ich erst einmal, weil es wohl keine Möglichkeit gab, diese Worte irgendwie zu sagen, dass sie weniger Eindruck hatten als so direkt. “Meine Mutter möchte gerne, dass ich das Kind dir oder Tribun Iulius“, den Namen sagte ich mit einem halb erstickten Lachen, weil allein die Idee so lachhaft war, dass das gar nicht ernst durchführbar wäre. “...oder noch besser Plautius Montanus unterschiebe und mich dafür auszahlen lasse. Aber ich habe mich geweigert. Ich werde Owen freilassen und ihn heiraten, damit das Kind wenigstens in einer Ehe geboren wird und einen Vater hat. Durch mich wäre es zwar immer noch infam, aber wenn es das erste Jahr überlebt, könnten wir die Bürgerschaft beantragen und es hätte Möglichkeiten. Mehr Möglichkeiten als hier zu arbeiten, meine ich.“
Ich atmete einmal durch, weil das alles sehr schwer fiel. “Meine Mutter möchte mich deshalb enterben. Das Haus hier gehört zwar mir, aber… bislang hat sie die Buchführung gemacht. Sie ist jetzt für einige Zeit verreist, nach Londinium. Ich bin froh, dass ich so etwas Ruhe habe. Und ich sehe mir auch schon ihre Aufzeichnungen an. Aber ich verstehe das nicht, was diese Zahlenreihen und Kürzel alles bedeuten. Aber ich muss es verstehen, weil sie mich sonst erpressen wird.“ Gut, jetzt lief doch eine einzelne Träne, die ich mir wegwischte und die nicht gänzlich der Schauspielerei entsprungen war. Ich schluckte, um mich wieder zu fangen und zusammenzunehmen. “Aber ich wollte dir davon erzählen, damit ich nicht doch noch der Versuchung unterliege, ihr nachzugeben und dich glauben zu lassen…“ Ich schüttelte den Kopf und sprach nicht weiter. Ich hoffte einfach, er rechnete mir an, dass ich ihn ins Bild setzte, auch wenn ich gestand, dass mir die Entscheidung zur Ehrlichkeit schwerer fiel, als es sollte. Immerhin redeten wir ja aber von meiner Mutter!
“Ich würde es natürlich verstehen, wenn du eine schwangere Hetäre… weniger begehrlich findest und dein Angebot deshalb jemand anderem zukommen lassen willst. Es gibt viele Männer, die sich davon eher abgeschreckt fühlen.“ Es gab genauso Männer, die das erst recht begehrlich fanden, insbesondere, wenn so ausgeschlossen war, dass sie der Vaterschaft bezichtigt würden. Aber ich kannte Saturninus in diesem Punkt nicht gut genug, um ihn einschätzen zu können, wie er zu schwangeren Frauen im Bett stand.
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