(07-14-2023, 09:16 PM)Liciniana Olympias schrieb: Mir blutete das Herz bei diesem gefühlsduseligen Blödsinn, den meine sonst so wunderschöne und äußerst intelligente Tochter da von sich gab. Als der Barbar auch noch anfing etwas von der Arbeit seiner Hände zu schwatzen, während er hier unter unserem Dach lungerte und sich durchfüttern ließ statt dass er etwas Anständiges in seiner Schmiede herstellte, hätte ich beiden am liebsten eine Ohrfeige gegeben.
"Was ist mit deinen Plänen römische Bürgerin zu werden? Wenn das Kind nach uns schlägt könnte es passabel als römisch oder griechisch durchgehen und du könntest es mir gleichtun und deine Zukunft sichern.
Ich hatte einen Exklusivvertrag mit deinem Vater Decimus Julius Silanus Torquatus während der Schwangerschaft seiner Frau und wurde großzügig bedacht für deine Geburt. Du könntest es ähnlich halten mit dem Furius, Iulius oder dem fetten Plautier. Ein Stelldichein lässt sich leicht arrangieren und mit der Zuwendung eines reichen Gönners hast du ausgesorgt.
Wenn du den Barbaren heiratest, werde ich Kiki oder Fenya als meine Erbin adoptieren und der Betrieb, die Kunden und mein Vermögen wird zu einer der beiden als Erbschaft kommen, damit sie es weiterführen können in einem neuen Haus. Du verlässt diesen Betrieb zwar mit meinem Segen, aber nur noch mit deinem Privatvermögen ohne meine Mittel und wir werden weiterziehen. Wenn das die Zukunft ist, die du dir wünschst, so stehe ich dir nicht im Weg aber du kannst nicht alles auf einmal haben."
Ich war sehr direkt gewesen, aber ich hoffte, dass Aglaia noch zur Besinnung kommen würde statt wie ein einfaches Heimchen Kinder und Herd zu hüten bei dem mageren Einkommen eines Dorfschmieds. Was für eine Verschwendung von Intellekt, Schönheit und Bildung...
Aglaias Mutter strafte mich mit Verachtung und ignorierte mich, selbst dann noch, als ich mich zu Wort gemeldet hatte. Aber seitdem ich unter Römern lebte, war ich es gewohnt, ignoriert zu werden. Vielleicht konnte ich sie sogar ein kleinwenig verstehen, dass sie mich so behandelte, denn schließlich würde ich sie zur Großmutter machen, wenn unser Kind geboren würde.
Während sie sprach, drückte Aglaia meine Hand immer fester, denn was ihre Mutter da sagte, klang in meinen Ohren sehr verletzend. Auch wenn ich nicht alles verstand, was sie sagte. Doch ich begriff, was sie sagen wollte.
Wenn das Kind nach ihnen schlug... wenn unser Kind also keine blonden oder rotblonden Haare haben würde und mir auch sonst nicht ähnlich sein würde, könne man es für ein römisches oder griechisches Kind halten. Diese Aussage traf mich so fest in meinen Eingeweiden, dass ich erst einmal tief Luft holen musste. Meine freie Hand ballte sich zu einer Faust. Ich musste mich zwingen, ruhig zu bleiben. Unweigerlich wurde ich wieder an die Worte des Tribuns erinnert, als er sich damit gebrüstet hatte, Aglaia geschändet zu haben und dass sie ein starkes römisches Kind zur Welt bringen würde, wenn es nicht rotfüchsig sei.
Doch sie wetterte weiter gegen die Entscheidung ihrer Tochter. Was sie sagte, ließ kein Zweifel übrig, dass sie jemals echte müttlerliche Gefühle für ihre Tochter hatte. Offenbar spielte für Olympias nur Geld eine Rolle und wie sie sich und ihre Tochter gut verkaufen konnte. Der Höhepunkt war sicher ihre Ankündigung, Aglaia enterben zu wollen, wenn sie den Barbaren, also mich, heiraten würde. Schließlich war ich ja nichts in ihren Augen, als nur ein Barbar.
Als sie endlich ihre Tirade zu Ende gebracht hatte, sprang Aglaia kurz darauf auf und gab ihrer Mutter Contra. Auch ich erhob mich wenig später aus dem Korbsessel und folgte ihr dann auf dem Schritt, als sie dann all ihrer Wut freien Lauf gegeben hatte und mit ihrer Mutter fertig war.