RE: Nach Cheddar - Saturninus ist zurück
Ich war mir sehr sicher, dass Kiki jeden einzelnen Botengang dieses Leon sehr genießen würde, und dass Leon wahrscheinlich zukünftig sehr viel länger für Botengänge benötigen würde, als zuvor. Kiki tat selten etwas ohne Gegenleistung, und als Sklave hatte er wohl wenig, das er ihr geben konnte, was heißen musste, dass sie das mit ihm wirklich genoss. Ich gönnte ihr den Spaß.
Aber erst einmal war das andere Thema wichtiger. Saturninus meinte, ich könne eine Eingabe schreiben. Ich hatte keine Ahnung, wie man so etwas machte. “Ich habe noch nie eine schriftliche Eingabe gemacht. Aber ich kann es versuchen. Ein Status als Bürgerin wäre mir allerdings noch lieber“, ließ ich dann doch noch eine kleine Bemerkung fallen, wie ich es gerne tat, falls ein Gönner nicht wusste, was er mir schenken sollte. Die meisten Männer waren sehr dankbar, wenn man ihnen beim Schenken half. Auch wenn das jetzt etwas anderes als ein Paar Schuhe, Schmuck oder ein exotisches Tier war.
Saturninus nahm meine Hand und küsste sie. Ich war einerseits froh, dass er mich trotz meines derangierten Aussehens begehrte, auf der anderen Seite auch etwas bedrückt, dass ich ihm heute vielleicht nicht geben konnte, was er wollte. Oder besser gesagt, mich gerade nicht bereit fühlte, mit ihm zu schlafen. Aber bislang war alles noch sehr züchtig und kein Grund, irgendwie abweisend zu sein. Vielleicht konnte ich ihm im Fall größeren Nähebedürfnisses auch dazu überreden, sich von Kiki ihre Dankbarkeit demonstrieren zu lassen. Wir würden sehen.
Erst einmal überlegte er laut und halb im Scherz, den Tribun einfach umzubringen. “Ich denke, es gäbe sehr viele Verdächtigen, nicht nur uns“, meinte ich und streichelte mit der freien Hand einmal die Linie seines Gesichtes sanft nach, ehe ich meine Hand an seine Wange schmiegte. “Und ich wäre gewiss nicht traurig, wenn dein Traum in Erfüllung gehen würde, da ich ihn gewiss teile. In Rom gäbe es so viele Männer – und Frauen – die derlei tun würden, aber hier in der Provinz ist das wohl weit schwieriger. Sicherlich auch ein Grund, warum Ovidius sich hier so sicher wähnt in seinem Handeln.“
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