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Normale Version: Nach Cheddar - Saturninus ist zurück
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Egon hatte vorsichtig an meine Tür geklopft und gesagt, dass Saturninus zurück sei und mich sehen wollte. Ich rief zurück, dass ich einen kurzen Moment bräuchte, denn alles seit den Geschehnissen in Cheddar hatte mich auf die eine oder andere Art gefordert.
Ich brauchte wohl eine viertel Stunde, um mich zu kämmen und mir ein leichtes, blaues Kleid anzuziehen. Den versuch, meine verletzte Lippe zu verstecken, unternahm ich gleich gar nicht erst. Zum einen wusste Saturninus, wie sie aussah, und zum anderen wollte ich mir nun wirklich nicht noch Farbe darüber schmieren. Es hätte nur weh getan und wenig genutzt. Also wusch ich mich nur ein letztes mal und schlüpfte noch in meine weichen Haussandalae, bevor ich mein Zimmer verließ.


Im Atrium wartete Saturninus, und ich machte mir gar nicht die Mühe, jetzt verführerisch oder gelassen wirken zu wollen. Ich merkte, wie wieder Tränen leicht aufstiegen bei seinem Anblick und ließ sie laufen, während ich auf ihn zulief und erst einmal ungefragt und uneingeladen umarmte wie einen alten Freund und geliebten Menschen. Er hatte so viel für mich getan. Und ich war ihm wirklich aufrichtig dankbar dafür.
Nach einem herzlichen Drücken löste ich mich wieder von ihm. “Du bist zurück“, sprach ich das offensichtliche aus. “Ich muss dir für so vieles danken.“ Ich merkte, dass mir ein wenig schwindelig war. “Entschuldige, wollen wir uns vielleicht setzen? Ich habe seit dem Vorfall nichts gegessen und fühle mich ein wenig schwach. Es tut mir leid, in diesem Zustand vor dir zu erscheinen. Ich hoffe, du denkst nicht schlecht von mir.“
 >>> Dem Furier, dem es nicht einfiel, sich bei einem Sklaven zu bedanken, nickte dem Ianitor nur zu und dann trat er in das Atrium. Er brauchte nicht lange warten. Aglaia kam, und sie trug ein blaues, duftiges Kleid. Sie war so schön wie immer, aber das Leuchtende, Heitere, das seine liebe Grazie immer umgeben hatte wie eine sanfte Brise aus Arkadien, schien völlig verschwunden. Saturninus tat das bitter Leid. Auch wenn ihre Beziehung rein geschäftlich war, bedeutete es nicht, dass er kein Herz hatte. Er betrachtete die schöne Hetäre als gute Freundin. 
"Auch ich muss mich entschuldigen. Ich bin scharf geritten und rieche gewiss nach Pferd. Normalerweise würde ich ohne ein Bad und frische Kleidung nie in dein Haus kommen", er drückte sie an sich und küsste sie fast keusch auf ihre helle Stirn:
"Ich würde nie schlecht von dir denken, Aglaia. Du bist eine Frau höchst edler Gesinnung. Ich glaube, ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn ich diesen Tribun jetzt vor mir stehen sehen würde", sein Gesicht verfinsterte sich wirklich:
"Nun gut, ich war in der Castra beim Tribunus Prolegato Iulius Cato", er spuckte den Namen förmlich aus, dann besann er sich wieder:
"Aber du solltest etwas essen, meine Liebe. Nicht zu essen und dem Leben zu entsagen, das würde nur die Grausamkeit jenes Mannes Früchte tragen lassen. Ich selbst würde gerne etwas trinken", 
er setzte sich und nahm ihre beiden zarten Händchen in die seinen. Von nahem sah er ihre malträtierte Lippe. Auch wenn Saturninus nicht sentimental war, war es ihm, dass solche Schönheit bewahrt und beschützt werden sollte.  Rohe Soldatenhände hatten sie misshandelt, kalte Fischaugen so viel Anmut gar nicht erkannt. Vielleicht, vielleicht war jener Ovidius ein größerer Barbar als jeder blauangemalte Kelte, der hier herumlief! 

 "Gut also: Der Tribun sagte mir, dass es einen berechtigten Verdacht für die Razzia  gegeben hätte. Wohl das Gerücht über versteckte Waffen. Ich hoffe sehr, dass das wirklich nur ein dummes Gerücht ist. Zumindest wurde mir das von den Einwohnern von Cheddar versichert.
Vorher war ich nämlich in Cheddar. Ich habe dort das Dorf unter mein Patronat gestellt, und die Dorfälteste, eine gewisse Ceridwen, begleitete mich. Die angerichteten Schäden in Cheddar begleiche übrigens ich; auch von dir bräuchte ich also eine Aufstellung der zerstörten Dinge aus der Schmiede.

Der Iulier hat mich, wie es seine Art ist, verhöhnt. 
Auch Appelle an seinen Verstand, doch  keine Rebellion zu provozieren, nützten nicht viel.
 Aber am Ende hat er sich dazu durchgerungen, dass jede zukünftige Razzia von ihm persönlich autorisiert werden muss, dass aber der Tribun in Iscalis die verschärften Patrouillen weiterführt. 

Das heißt: Cheddar ist zunächst sicher. Wenn sich meine Klienten dort nichts zu schulden kommen lassen. Doch in Iscalis wird der Terror durch Ovidius weiter gehen"

Saturninus ballte eine Faust:

"Cato wollte auch meine Deirdre und deinen Owain haben zum Verhör, da ja ein römischer Tribun beschuldigt worden ist. Das habe ich abgebogen! Verzeih mir, Aglaia, dass ich keine besseren Nachrichten für dich bringe!", 

er verbarg einen Moment lang sein Gesicht in den Händen. Schon früher hatte er vor Aglaia nicht immer stark sein müssen. Das war er auch gerade nicht, er litt wie ein Hund.
Er drückte mich und hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Stirn. Ich war sehr dankbar, dass er Rücksicht auf meine Lippe nahm, aus vielfältigen Gründen. “nein, entschuldige dich nicht. Ich konnte kaum schlafen, weil ich immer daran denken musste, was du wohl erreichen kannst. Du bist mir so nach Pferd riechend und staubig hundert Mal lieber als frisch gebadet und fein gekleidet, solange du mir erzählst, was geschehen ist“, versicherte ich ihm, während wir uns setzten.
Er ermahnte mich, etwas zu essen und bat um etwas zu trinken. Ich sollte losgehen, aber zum Glück war Egon noch in der Nähe, der mir zunickte und losging. Etwas später war es dann aber Kiki, die mit einem Tablett mit einem Krug verdünntem Wein und einigen kleinen Brötchen mit verschiedenem Belag zurückkam und auf einem Tischchen absetzte.
Sie beugte sich einmal tief Saturninus entgegen, so dass er gute Einblicke bekam, und strahlte ihn an. “Ich wollte dir noch persönlich danken, dass du deine Wachen hier hergeschickt hast. Durch Leon hab ich mich sehr gut beschützt gefühlt. Falls er dich irgendwann einmal begleiten sollte, wenn du herkommst, darfst du ihn ruhig mit hereinnehmen“, ließ sie ihn wissen und zwinkerte ihm einmal zu, ehe sie wieder davonschwebte und uns in Ruhe ließ.

Und dann fing Saturninus an, zu erzählen, was geschehen war. Und das war mehr als ernüchternd. Ich versteifte mich ein wenig, als er erzählte, dass Ovidius weiterhin in der Stadt bleiben würde und wohl noch stärker hier sein Unwesen treiben würde. Mir war etwas schlecht, und ich nahm Abstand davon, jetzt etwas zu essen. Das wäre nicht gut gewesen. Zum Glück hatte ich noch nichts genommen. Aber mein Entschluss war damit gefasst, dass ich nach Londinium gehen würde, so bald es ging. Aber das musste ich Saturninus nicht erzählen.
Ich nahm mich für den Moment zusammen, da Saturninus gerade seine eigene Verzweiflung zeigte. Ich war erfahren genug, von ihm keine Stärke und Führung zu verlangen, sondern ihm den ruhigen, sicheren Hafen zu bieten, den er jetzt brauchte. Den Ort, an dem er er selbst sein konnte und keine Verantwortung tragen musste, sondern sie teilen konnte. Ich griff nach seiner geballten Hand und drückte sie sanft. “Ich bin sicher, dass du alles getan hast, was auf die Schnelle in deiner Macht stand“, beruhigte ich ihn erst einmal und legte meinen Kopf leicht auf seiner Schulter ab, um etwas Nähe zu erschaffen. “Ich danke dir, dass du Owen vor Folter geschützt hast. Ich werde ihn fragen müssen, was in der Schmiede beschädigt wurde, ich habe davon wenig Ahnung. Und ich finde es sehr großzügig, dass du das Dorf so unterstützt.“
Ich seufzte leicht und gekonnt und überlegte. “Könnte der Stadtrat denn nichts tun? Wäre die Stadtverordnung nicht so….diskriminierend, würde ich mich ja selbst an ihn wenden, aber durch diese dumme Klausel ist mir ja der Status einer Bürgerin versagt. Aber die Legion hat ja eigentlich keine ordnende Befugnis innerhalb der Stadt. In Rom gibt es ja deshalb extra die Stadtcohorten und die Vigilen. Könnte Iscalis nicht selber Vigilen aufstellen und die Legionäre so… aussperren? Und das Tragen von Waffen untersagen?“ Das wär so das erste, das mir einfallen würde. Neben jeder Menge Beschwerden an Statthalter und den Kaiser! Oh, ich überlegte schon, welchem meiner Kontakte in Rom ich das Leid hier klagen sollte. Wer das Gehör des Kaisers hätte und die Karriere dieser Tyrannen beenden würde? Ich war nicht von Natur aus rachsüchtig, ganz sicher nicht, aber ich wollte wieder in Sicherheit leben können.
"Salve Kiki", sagte Saturninus: "Da werde ich Leon wohl noch öfter auf Botengang schicken" Kiki war seiner Meinung nach unbedarfter als Aglaia, doch ein netter Anblick und ganz reizend erzogen. Nun zwinkerte sie ihm zu. Der Furius zwinkerte zurück:
Für die Abordnung einer Stadtcohorte war Iscalis schlicht zu unbedeutend. Nur in Italia selbst, in Lugdunum in Gallien - da soll eine Münzstätte geschützt werden - und Carthago gab es Urbaner. 
"Die Brandbekämpfung in Iscalis wird bisher wie in vielen Provinzstädten von den hiesigen Handwerkzünften übernommen. Doch dein Vorschlag der Aufstellung von Vigilen ist durchaus bedenkenswert, wenn der Stadtrat das beschließt. Du kannst eine Eingabe schreiben, und ich reiche sie unter meinem Namen ein"
Aglaia drückte sanft seine Hand. Er gab den Druck zurück, zog ihre Hand an seine Lippen und bedeckte die Innenseite ihres Handgelenks mit Küssen:
"Es wird lange dauern, bis es da zu einer Entscheidung kommt", murmelte er: "Da Iulius Cato ihn nicht abziehen will, wird es darauf hinauslaufen, dass Tribun Ovidius irgendwann einmal mit eingeschlagenem Schädel in einer dunklen Ecke aufgefunden wird. Wir wären jedoch die ersten Verdächtigen. Der Täter müsste jemand sein, der mit keinem von uns in irgendeinem Zusammenhang steht"
Er lachte ein wenig: "Man darf doch wohl träumen", bemerkte er, aber seine Augen waren düster.
Ich war mir sehr sicher, dass Kiki jeden einzelnen Botengang dieses Leon sehr genießen würde, und dass Leon wahrscheinlich zukünftig sehr viel länger für Botengänge benötigen würde, als zuvor. Kiki tat selten etwas ohne Gegenleistung, und als Sklave hatte er wohl wenig, das er ihr geben konnte, was heißen musste, dass sie das mit ihm wirklich genoss. Ich gönnte ihr den Spaß.

Aber erst einmal war das andere Thema wichtiger. Saturninus meinte, ich könne eine Eingabe schreiben. Ich hatte keine Ahnung, wie man so etwas machte. “Ich habe noch nie eine schriftliche Eingabe gemacht. Aber ich kann es versuchen. Ein Status als Bürgerin wäre mir allerdings noch lieber“, ließ ich dann doch noch eine kleine Bemerkung fallen, wie ich es gerne tat, falls ein Gönner nicht wusste, was er mir schenken sollte. Die meisten Männer waren sehr dankbar, wenn man ihnen beim Schenken half. Auch wenn das jetzt etwas anderes als ein Paar Schuhe, Schmuck oder ein exotisches Tier war.

Saturninus nahm meine Hand und küsste sie. Ich war einerseits froh, dass er mich trotz meines derangierten Aussehens begehrte, auf der anderen Seite auch etwas bedrückt, dass ich ihm heute vielleicht nicht geben konnte, was er wollte. Oder besser gesagt, mich gerade nicht bereit fühlte, mit ihm zu schlafen. Aber bislang war alles noch sehr züchtig und kein Grund, irgendwie abweisend zu sein. Vielleicht konnte ich ihm im Fall größeren Nähebedürfnisses auch dazu überreden, sich von Kiki ihre Dankbarkeit demonstrieren zu lassen. Wir würden sehen.
Erst einmal überlegte er laut und halb im Scherz, den Tribun einfach umzubringen. “Ich denke, es gäbe sehr viele Verdächtigen, nicht nur uns“, meinte ich und streichelte mit der freien Hand einmal die Linie seines Gesichtes sanft nach, ehe ich meine Hand an seine Wange schmiegte. “Und ich wäre gewiss nicht traurig, wenn dein Traum in Erfüllung gehen würde, da ich ihn gewiss teile. In Rom gäbe es so viele Männer – und Frauen – die derlei tun würden, aber hier in der Provinz ist das wohl weit schwieriger. Sicherlich auch ein Grund, warum Ovidius sich hier so sicher wähnt in seinem Handeln.“
Saturninus lachte ein wenig:
"Iscalis gewänne eine schöne und gescheite Mitbürgerin. Ich selbst werde eine Eingabe mit einer Empfehlung schreiben müssen. Das bedarf einiger Vorbereitung", sagte Saturninus: 
"Wie würde es dir gefallen, meine Liebe, wenn du in deinem Namen und mit meinem Geld schon einmal etwas stiftest? Du wärst nicht die erste Hetäre, die als Euergetin, als Wohltäterin einer Stadt, auftritt. Du könntest klein anfangen. Dein Owain ist doch ein Kunstschmied, nicht wahr? Wie wäre es mit einem metallenen verschnörkelten Trinkbrunnen mit einer hübschen Quellnymphe zu Ehren des Isca -Flusses?  Auf dem Forum gehen täglich Bürger vorüber",
gerne ließ er sich von Aglaia sanft streicheln. Er wollte sie nicht behelligen, doch wie immer reagierte sein Körper auf sie. Die schöne Griechin war ihm so vertraut. Etwas resigniert setzte er sich ein Stückchen weg, damit sie sich nicht verpflichtet fühlte:
"Ist es wirklich so schwierig? Der Betreffende tut alles dafür, damit man ihn hasst. Ein Barbar, der schlicht durchdreht, wäre nicht unwahrscheinlich. Ich müsste nur die richtigen Leute kennen lernen", 
er lehnte sich zurück und rieb sich über sein Gesicht:
"Natürlich dürfte der Mörder hinterher auch nicht mehr am Leben bleiben, er wüsste entschieden zu viel. Und vielleicht müssten noch mehr sterben. Es wäre mir zuwider, Aglaia, das glaube mir. Aber es wäre für Iscalis und für die Provinz Britannien. Und...", 
er drehte den Kopf und küsste ihre Hand:
"Für dich wäre es auch!"
Er wollte sich wirklich dafür einsetzen, dass ich Bürgerin wurde? Und mir sogar Geld an die Hand geben, um meinen Forderungen Nachdruck zu verleihen? Ich war richtiggehend gerührt, und mehr noch, als er für mich diesen scheußlichen Menschen wirklich umbringen wollte. Ich strahlte ihn an und kam näher zu ihm, setzte mich auf seinen Schoß und gab ihm einen sanften Kuss, auch wenn meine Lippe schmerzte. “Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet, und ich wünschte wirklich, ich könnte dir gerade in dem Maße dafür danken, wie es angemessen wäre“, meinte ich mit ehrlichem Bedauern, auch wenn ich nicht vorhatte, ihn jetzt zu befriedigen. Deshalb rutschte ich auch wieder von ihm und an seine Seite, ihn nur sanft am Rand des Gesichtes streichelnd.
“Du hast wirklich keine Ahnung, wie viel mir diene Worte bedeuten, liebster Saturninus. Und ich würde dir so gerne helfen. In Rom könnte ich dir ein dutzend Männer sagen, die dafür geeignet wären und wo man sie fände, doch hier… ich hatte bislang angenommen, dass derlei Dinge in der Provinz nicht nötig wären.“ Ich seufzte leicht und überlegte. “Vielleicht kennt Owain ein paar Kelten, die gewaltbereit sind, auch wenn er es freilich nicht ist. Ich kann ihn zumindest bitten, sich in Cheddar umzuhören, wenn er dort seine Arbeit wieder aufnimmt. Auch wenn ich sagen muss, dass mir bei dem Gefühl mulmig ist.“ Die Wahrheit war, ich würde es nicht ertragen, sollte Owain etwas passieren. Wenn dieser schreckliche Tribun zurückkäme und ihm etwas antäte, ich würde ihn wohl selbst ermorden und meinem Leben hernach ein Ende setzen, ehe mich seine Wachen richten könnten.
“Aber die Idee mit der Stiftung ist sehr gut, und Owain könnte sicher etwas bezauberndes hierfür schmieden. Ich habe schon einmal überlegt, Geld dafür zu spenden, dass die Thermen ausgebaut werden und einen Bereich für die Frauen beinhalten, so dass wir ebenfalls am Nachmittag Körperpflege betreiben können.“ Ich schenkte Saturninus ein Lächeln, dass aufgrund meiner lädierten Lippe aber sicher einiges an Wirkung einbüßte. “Dann könnte ich dich auch beim Sport bewundern“, zwinkerte ich ihm zu, denn ja, die Sportanlagen waren natürlich für alle gemeinsam, und es war auch nicht ungewöhnlich, dass dort Männer und Frauen anwesend waren. Außer vielleicht beim Ringen und Boxen, aber bislang hatte sich noch nie ein Herr über meine Anwesenheit dabei beschwert.
“Würde es dir gefallen, wenn ich Kiki zurückrufen würde, damit sie dir in unser aller Namen, insbesondere in meinem, unseren Dank zeigt?“ fragte ich ganz offen, denn ja, ich wollte Saturninus durchaus zeigen, dass er hier höchst willkommen war, und ich war mir sicher, dass Kiki da absolut keine Einwände hatte. Saturninus war gutaussehend und ein guter Liebhaber, und sie hatte ihre eigenen Gründe, ihm dankbar zu sein. Einer davon hieß Leon.
"Owain darf auf keinen Fall mit so etwas in Verbindung gebracht werden. Er gehört dir. Er würde dich mit in den Abgrund reißen, und über dich auch mich dazu. Ich habe es schon der Dorfältesten von Cheddar gesagt: Auch wenn Iulius Cato ein arroganter Schnösel ist, ist er nicht zu unterschätzen, wenn es darum geht, I und I zusammenzuzählen", sagte Saturninus ernst: 
"Doch wenn dein Sklave  sich ganz unverbindlich umhören könnte, wer hierzulande solche Drecksarbeit erledigt...." Owain selbst hielt er nicht für eine Gefahr. Er war nur ein Sklave. Wenn er gescheit war, würde er ohnehin schweigen. 
Als Aglaia sagte, dass sie spenden wollte, damit endlich ein Frauentrakt in der Therme gebaut werden würde, lachte er gutmütig und zog sie an sich: "Da scheinst du ja ganz schön was gespart zu haben", neckte er sie: "Ich glaube, wir machen es umgekehrt: Nicht ich unterstütze dich, sondern du als reiche Frau finanzierst meinen Wahlkampf!"
Dann bot sie ihm Kiki an, und Saturninus Lachen wurde breiter. Er würde nicht ganz und gar leer ausgehen heute: "Meine liebe Aglaia, dir bleibt nichts verborgen, was mich betrifft", sagte er: "Kiki ist eine sehr schöne junge Frau, und ich nehme gerne heute mit ihr vorlieb"
Er gab Aglaia einen Kuss auf die Wange. Einen Moment dachte er wieder, wie erholsam es war, offen mit einer Frau reden zu können. Alles mit Aglaia war selbstverständlich. Er hätte diese Art Komplizenschaft gerne mit Serena gehabt, aber schon der Gedanke daran war völlig ungehörig. Gewiss hätte er seine Ehefrau schockiert, wenn er ihr so unbefangen von seinem unruhigen Docht erzählt hätte.
Saturninus lockerte schon einmal den Gürtel seiner Tunika: "Rufe bitte die liebe Kiki her", sagte er und warf Aglaia einen halb ironischen, halb sehnsüchtigen Blick zu: "Auch wenn sie nicht wirklich weiß, wo Arkadien liegt"
Obwohl das Gespräch eine eher eher heitere Wendung zu nehmen schien, hatte er jedoch das vorige Thema nicht vergessen. Er nahm an, dass Aglaia ihn wissen lassen würde, wenn sie etwas erfuhr.
Ich lachte, denn er meinte seinen Vorschlag sicher als Scherz, dass ich ihn finanzieren sollte. “Nun, so viel habe ich leider nicht. Aber einen Teil würde ich wohl dazugeben. Zu der Therme, meine ich. Aber das wäre doch sicherlich etwas, an dem sich mehrere Personen beteiligen könnten. Ich glaube wirklich, dass die Frauen von Iscalis es euch Männern sehr danken würden“, legte ich den Samen für eine meiner Meinung nach sinnvolle Erweiterung der Stadt. “Aber wenn du für ein Amt kandidieren willst, würde ich dich jederzeit unterstützen“, versicherte ich ihm dennoch.

Aber erst einmal stand ihm der Sinn weniger nach Politik. Ich löste mich aus seinen Armen, während er schon seinen Gürtel lockerte, und ging zur Tür. Irgendwie war es ja niedlich, dass er mir noch einmal versicherte, dass er sich eigentlich nach mir sehnte. Ich schenkte ihm noch ein Lächeln. “Dafür ist ihre Kunst an der Flöte legendär“, erinnerte ich ihn an einen Ausspruch von Kiki bei seiner Feier damals, ehe ich aus dem Raum verschwand.

[Bild: kikinxiu6.png]
Ich fand Kiki gerade dabei, wie sie und Leon offensichtlich versuchten, die Vorherrschaft über den Mundraum des anderen zu gewinnen. Ich sagte ihr, dass sie für mich bei Saturninus einspringen musste, was sie kurz seufzen ließ. Sie flüsterte Leon noch ein paar heisere Versprechungen ins Ohr, richtete sich kurz her und folgte mir dann zu Saturninus. Ohne wirkliche Einladung oder den Anschein von Nachdenken schlenderte sie auf ihn zu und machte es sich auf seinem Schoß bequem, die Arme um ihn schlingend. Ich betrachtete das ganze mit einem lachenden Kopfschütteln.
“Aglaia hat mir gesagt, dass ich dir heute zeigen darf, wie dankbar wir dir für deine Hilfe sind“, meinte sie mit ganz unschuldigem Gesichtsausdruck und sah Saturninus an wie ein Kind, dem man ein Honiggebäck vor die Nase hielt. “Wirklich? Ich fühle mich geehrt. Aglaia hat mir schon vorgeschwärmt, dass du ein guter Liebhaber bist, aber sie hat sich strikt geweigert, mir Details zu verraten“, meinte sie fast vorwurfsvoll und stupste Saturninus mit ihrer Nase leicht am Hals an, so dass er ihren Atem auf der Haut fühlte. “Verrätst du es mir? Ich möchte wissen, wie ich dir Freude bereiten kann“ raunte sie ihm zu und ließ ihre Hand tiefer gleiten.

Oh, ja, Kiki wusste, was sie tat. Und wahrscheinlich wusste Saturninus gar nicht, wer bei diesem Katz-und-Maus-Spiel die Maus und wer die Katze war. Aber so ganz allein wollte ich ihn damit nicht lassen. Ich kam etwas näher und setzte mich elegant an seine freie Seite, um mit sanften Fingern kurz seinen Kopf zu mir zu drehen. “Möchtest du lieber deine Privatsphäre mit Kiki, oder soll ich noch bleiben?“ fragte ich ihn ganz offen. Auch wenn er nicht uns beide haben konnte, manche Männer hatten zwischendurch auch gerne mal ein Streicheln, einen bewundernden Blick oder überhaupt Publikum.
"Wir werden noch einmal bei gegebenem Anlass darüber sprechen", versicherte Saturninus Aglaia. Sie hatte gute Ideen für das Wohl der Stadt. Er hatte sich bisher noch nie Gedanken darüber gemacht, dass die Frauen nur Vormittags in die Thermen konnten. 
Doch nun wollte er die Spannung des heutigen Tages abbauen, und er war schon erwartungsvoll bereit, als Kiki hereinkam. Sie setzte sich auf seinen Schoss, und er begann sie langsam zu streicheln. Kiki hatte eine Haut wie dunkler Samt, und Saturninus war zärtlich zu ihr. Aglaia hatte ihm gezeigt, was Frauen gerne mochten; grob war er zwar nie gewesen, aber doch zuweilen schrecklich ungeduldig. Er selbst hatte sich einmal einen Bauer vom Tiber in Liebesdingen genannt:
"Aglaia hat dir vorgeschwärmt?", fragte er, und das Lob einer so erfahrenen Hetäre ließ ihn noch ein Stückchen härter werden. Er wandte den Kopf zu Aglaia um, als sie sein Kinn zu sich drehte und nutzte die Gelegenheit, ihre Fingerspitzen zu küssen: "Ich habe aber auch eine gute Lehrerin, Kiki. Mir steht heute der Sinn nach einem scharfen, kurzen  Ritt, und du, meine schöne Nubierin, sitzt genau richtig da wo du sitzt. - Wir sind unter uns, meine Aglaia, und deine Gesellschaft ist mir so lieb wie immer" 
Von diesem stressigen Tag würde er sich in  den Armen der lieben Kiki und in Gesellschaft der schönen Aglaia erholen. Er empfand Dankbarkeit gegenüber beiden Frauen. Auch dass sie ihn heute so nahmen, wie er nun einmal gekommen war, obwohl er sich sonst immer badete, sorgfältig zupfte und parfümierte, bevor er in ihr Haus kam. 

Erst ein Weilchen später gab er Kiki noch einen Kuss und hob sie von sich hinunter. Dabei strich er fast fürsorglich ihren Rock zurecht: "Das nächste Mal kümmere ich mich mehr um dich, versprochen", sagte er, denn er war doch recht schnell gewesen. Vielleicht war Kiki gar nicht auf ihre Kosten gekommen. Er zwinkerte ihr zu:
"Ich lasse dir den Leon noch hier. Aber mache ihn nicht allzu verliebt in dich. Sonst ist er als scharfer Wachhund nicht mehr zu gebrauchen", er gab ihr einen sanften, wohlwollenden  Klaps aufs wohlgerundete Hinterteil.

Doch zu Aglaia sagte er zum Abschied: "Erhole dich gut, und lass nicht nur die Wunden deines Körpers, sondern auch die deiner Seele heilen, liebe Amica. Ich vergesse nicht, was das mögliche Ende eines Mannes betrifft. Ich warte also auf Nachricht" Er sah sie eindrücklich mit dunklen Augen an, und streichelte ihre Wange, wobei er den Kontakt mit der geschundenen Lippe vermied:
"Vale bene"
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