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Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn
07-01-2023, 08:14 AM,
Beitrag #18
RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn
(06-30-2023, 04:17 PM)Wicho schrieb:
Der Patient war bestimmt sehr aufgeregt, Wicho klopfte das Herz aber auch vor Aufregung. Es war soweit sein Patron und Mentor, ließ ihn bei einer so großen Operation helfen. Sorgfältig, so wie dieser ihn das gelehrt hatte wusch er sich auch die Hände mit Essigwasser. Seine größte sorge war dann, ob er schnell genug, das Richtige, dem Medicus anreichte. So geschickt wie dieser war, würde die Operation schon gelingen.
Mit einer leichten Verbeugung begrüßte Wicho den Hausherrn und wartete auf Anweisungen von Pytheas.

Pytheas trat vor Wicho hin: "Wicho, du bist nun über ein Jahr in meinen Diensten", sagte er ruhig: "Du hast stets gute Arbeit geleistet und begonnen, einfache Fälle selbst zu behandeln. Du hast ein Talent dafür.  Wenn wir diese Operation überstanden haben, so führe ich dich in unsere Rituale ein, so wie mein Lehrmeister mich eingeführt hat. Dann bist du nicht mehr Arzthelfer, sondern Medicus Assidens, ein Assistenzarzt in der Tradition der Ärzteschule des Andromachus von Kreta in Rom"
Wicho würde der erste Iscaler Kelte sein, der einer griechischen Ärzteschule angehörte. Pytheas klopfte ihm auf die Schulter:
"Und nun an unsere Arbeit"

(06-30-2023, 05:02 PM)Accia Prisca schrieb: Als das Schweigen sich über alle senkte, trat sie einen Schritt vor und versuchte, den beißenden Essiggeruch so gut wie möglich zu ignorieren. “Ich wollte dir den Segen des Aesculapius für die Operation wünschen. Wenn du erlaubst, würde ich ein weißes Kaninchen opfern, während… während dem hier. Um für deine baldige Genesung zu bitten“, sagte sie so ruhig und gefasst wie eben möglich angesichts der Umstände. Aber etwas besseres, was sie tun könnte, fiel ihr nicht ein. Das hier war weit jenseits ihres Wissens.

Erst im zweiten Schritt bemerkte sie den Medicus so wirklich und kurz blitzte Erkennen in ihrem Blick auf. Das war ihr Nachbar vom Thorianum! Sie erinnerte sich. Aber leider war er nicht zur Hochzeit gekommen, oder sie hatte ihn einfach nicht gesehen.
"Und dir, werter Medicus, möchte ich für deine Bemühungen danken und dich bitten, gut auf meinen Ehemann acht zu geben", sagte sie dann an ihn gewandt und knetete etwas die Hände vor Anspannung.

Pytheas lächelte Accia Prisca an. Sie erkannte ihn natürlich, im Thorianum waren sie ja auch Nachbarn gewesen: "Ich werde mein Bestes geben, werte Matrona, auf deinen Ehemann achtzugeben. Doch alles Menschenwerk liegt am Ende in den Händen der Götter. Wenn du möchtest, opfere, wenn du Vater Aeskulap das Kaninchen darbringst,  auch noch etwas Wein und Honig für seine Tochter, die Göttin Hygeia. Sie ist die persönliche Schutzgöttin meiner Ärzteschule"
Damit war dieses sanfte Menschenkind erst einmal beschäftigt. Pytheas aber würde alles tun, sie nicht zu einer jungen Witwe zu machen.

(06-30-2023, 09:28 PM)Marcus Sabinius Merula schrieb: Prisca richtete auch noch einige dankende Worte an den Medicus. Dann ließ ich mir den Becher reichen und trank ihn aus. Ein letzter Kuss auf die Stirn meiner Frau, dann begab ich mich mit Aratas' Hilfe zu dem Tisch, auf den ich mich dann legte und darauf wartete, bis ich einschlief.

Der Sabinius zeigte seine soldatische Haltung auch kurz vor dem Eingriff, stellte Pytheas fest. Mit ruhiger Hand trank er den Mohnsamenbecher wie Sokrates den Schierlingsbecher aus und legte sich dann auf den Tisch. Pytheas trat zu ihm hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. Es hätte ihm nicht zugestanden, wenn man den Stand berücksichtigte, doch gerade waren die Verhältnisse vertauscht, und Merula sollte spüren, dass sein Medicus die richtige Kraft und Ruhe für den Eingriff besass:
"Bis später Excenturio", sagte er: "Wir sehen uns wieder"

Danach sah er Accia Prisca freundlich an: "Matrona, ich bitte dich darum, nun zu gehen", sagte er.
Nur der Sklave Aratas blieb. 

Pytheas  beobachtete, wie Sabinius Merula einschlief.
Er rief Wicho an das Kopfende.  Er selbst fühlte dem Patienten an der Halsschlagader den Puls:
"Schau Wicho, hier am Hals kontrollierst du mit zwei Fingern, ob das Herz gleichmäßig schlägt. Nur sanft die Finger darauf legen. Sabinius ist ein starker Mann, und sein Herz schlägt stark und regelmäßig. Sollte sich etwas ändern, gibst du mir Bescheid"

Pytheas deckte mit einem weiteren sauberen Leintuch nun den Patienten zu und ließ nur das zu operierende Bein frei. Er kniff heftig hinein - keine Reaktion.Das Nepenthes wirkte. Manche Patienten versanken in reine Schwärze, andere wurden durch die Götter in wilde Träume hineingezogen. Aber äußerlich waren sie regungslos und starr, und nur die Wärme ihres Leibes verriet, dass sie nicht in Thanatos Reich, sondern unter den Lebenden weilten.

Wie es der Medicus schon einmal getan hatte, bewegte er das Bein leicht von einer Seite auf die andere, um die genaue Stelle des Traumas zu finden. Der Knochenspalt verlief wie eine wellenförmige Bewegung unter der Haut:
Der hauptsächliche Bruch war nie vollständig verheilt. Stattdessen war im Spalt zwischen den beiden Knochen ein Pseudoarthros, ein Scheingelenk, gewachsen, das nicht aus Knochengewebe, sondern aus weicherem Körpermaterial bestand.Es war instabil und konnte Sabinius Gewicht nicht tragen. Und es war eine Stelle, die sich entzündet hatte, eine Quelle des Schmerzes.

Die Operation bestand nun darin, das Bein zu öffnen, das Scheingelenk zu entfernen, die Knochenenden zu säubern und neu zu schienen, und das Bein durch Stangen und Gewichte so zu strecken, dass es wieder vollständig zusammenwachsen konnte. Bei jedem Schritt konnte etwas schief gehen. Wenn es aber gelang, so konnte Sabinius am Ende wieder gehen, ja sogar laufen. Er würde nicht zur Legion zurückkehren können, aber ein gewöhnliches Leben führen. Und zum ersten Mal seit Jahren würde er schmerzfrei sein.

Pytheas stellte die Flammen der Öllampe höher und suchte sich auf dem Tisch das größte Skalpell aus:

"Bitte erhitze das Kauterium, das Brenneisen, in den Flammen und halte es bereit", sagte er zu Wicho.
Sobald er geschnitten hatte, musste er die Blutgefässe verschließen. Sonst würde ihm der Patient verbluten.

Pytheas schnitt sorgfältig. Als der Wundspalt sich wieder schloss, klammerte er ihn, um zu sehen. Das Blut nahm ihm zunächst die Sicht, aber dann konnte er die Blutgefäße kauterisieren, und der strenge Geruch von verbranntem Fleisch mischte sich mit dem des Essigs. 
Das erste, was er sah: Er hatte Recht behalten. Der Pseudoarthros hob sich als unförmige, beinahe gelatinöse Masse von den Knochenenden ab. 

"Wicho, die Knochensäge" 

Die Zeit verging. Die Öllampe brannte hinunter. Pytheas arbeitete so schnell, wie er konnte. Schweiß sammelte sich unter seinem Stirnband. Der Pseudoarthros war nicht schwer zu entfernen, aber die Knochenenden mussten ein jeder gesäubert und fixiert werden. 

Schon als er beim ersten war, bemerkte er, dass es dunkel wurde. Er schaute zum Fenster hin. Verflixtes Britannia. Am Morgen war der Himmel blau gewesen, und err hatte gehofft, dass es so bleiben würde. Und daher keine Vorkehrungen getroffen. Nun aber schoben sich graue Wolken vor die Sonne. Pytheas hatte die Wankelmütigkeit des hiesigen Klimas unterschätzt:

"Aratas, nicht wahr? Bitte laufe zu deiner Herrin! Ich brauche sofort alle Öllampen und alle Kerzen, die sie im Haus hat!", rief Pyrtheas und ließ das Messer sinken.
[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]
Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - von Flavianus Pytheas - 07-01-2023, 08:14 AM

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