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Bevor Flavianus Pü den nächsten Patienten hereinholen konnte, war ich auch schon kurz durch die Tür geschlüpft und bemühte mich redlich darum, gelassen und ruhig zu wirken, auch wenn in mir alles so sehr in Aufruhr war, dass ich schon befürchtete, jederzeit könnte aus meinem inneren ein Sturm herausbrechen wie in den alten Geschichten der Elfen.
"Entschuldige, Flavianus Pü. Am Eingang steht eine Sklavin des Tuchhändlers Erwan, die dich um einen Hausbesuch bitten möchte. Eine Sklavin ist krank geworden und hat wohl über Nacht hohes Fieber bekommen." Und wahrscheinlich fragte sich der Medicus gerade, warum
ich ihm das erzählte und nicht besagte Sklavin von Erwan.
"Entschuldige, wenn ich damit hier so reinplatze, aber ich glaube, ich kenne das Mädchen. Es... äh, ist eine Freundin meines kleinen Bruders." Das war technisch gesehen nicht einmal gelogen.
"Also von früher. Als wir Kinder waren." Das war gelogen. Aber plausibel.
"Deshalb darf ich nicht in ihre Nähe, aber du verstehst sicher, dass ich mir Sorgen mache. Vielleicht irre ich mich auch. Aber... wenn du hingehst, könntest du sie nach ihrem Namen fragen? Und sollte sie Niamh heißen, könntest du ihr unter vier Augen ausrichten, dass mein Bruder Dunduvan noch immer an sie denkt?" Das sollte ungefährlich sein, Erwan würde hoffentlich nicht alarmiert werden, mein Name bliebe erst einmal außen vor, aber Niamh würde hoffentlich dennoch wissen, dass wir in der Nähe waren und sie holen kommen würden. Verdammt, ich wollte am liebsten gleich mit, aber sogar ich wusste, dass das eine schlechte Idee wäre und nichts bringen würde.