RE: Das Cubiculum des Balventius Varro
Varro zog in Überraschung die Augenbrauen hoch. Geplant natürlich. An diesem Gespräch überraschte ihn gar nichts. Nicht ein Zucken seines Gegenübers.
"Na, deiner", sagte er als sei das nicht eine wichtige Neuigkeit für den kleinen Scheißer. Eine Sekunde nur gönnte er sich, das Erstaunen und den Schreck des Jungen zu beobachten. Er wusste genau, wie lange er sein Gegenüber zappeln lassen musste, um den Einschlag seiner Worte zu begreifen. Dann fuhr er fort und fuhr Ganymed durch das Haar.
"Ich meine, was hast du geglaubt? Du bist ganz hübsch, sicherlich akzeptabel. Hast sonst aber nichts zu bieten. Hier gibt es viele hübsche Gesichter. Sieh dir Flavian an. An Schönheit zieht er mit dir gleich, an Intellekt und Fleiß hat er dich längst überholt. Während mein Bruder sich hübsche Dinger zum Anschauen ins Haus holt, brauche ich Sklaven, die... nützlich sind." Varro mühte sich, seiner Stimme einen gelangweilten Anstrich zu geben, als sei all dies für ihn völlig belanglos.
"Sklaven, die sich nicht damit zufrieden geben, sondern nach mehr streben. Um ehrlich zu sein: Ich habe faule Geschöpfe wie dich immer gehasst. Du hattest zudem das Pech, von meinem Bruder verzogen worden zu sein. Schade... Aber in den Minen wird jeder Mann gebraucht, daher kommt dir doch noch ein Nutzen zu. Du solltest dich freuen.
Natürlich... gehörst du meinem Bruder und daher liegt technisch gesehen die Entscheidung nicht bei mir."
Nun griff er an Ganymeds Kinn und zog dieses näher zu sich heran.
"Aber mein Bruder ist, wie du sehr genau weißt, auch ein Schlappschwanz. Wenn er die Wahl hätte zwischen dir und seinem hübschen gemütlichen Plätzchen in meinem Haus, glaubst du, er würde sich die Sache zweimal überlegen? Mein Hübscher, täusch dich nicht. er wird dir sicher nicht helfen. Der Einzige, dessen Wohlwollen dich retten könnte, liegt in diesem Bett mit dir."
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