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Normale Version: Das Cubiculum des Balventius Varro
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Im oberen Stockwerk liegt das Schlafzimmer des Hausherrn, welches neben einer breiten Schlafstatt mit Vorhängen auch über eine kleine Sitzecke mit Korbstühlen verfügt.
Varro ist eigentlich ein Langschläfer, dem dies nur aufgrund seiner vielen Arbeit selten vergönnt ist. Nicht selten findet sich auch eine seiner Affären oder auch eines der hübscheren Mädchen unter den Sklaven - oder auch ein Jüngling - wieder. Varro ist wirklich niemand, der sich seinen Spaß versagt.
Der Morgen war schon längst gegraut und Sonnenlicht schien durch die Fenster in das Schlafzimmer des Hausherrn. Dessen breites Bett war zerwühlt und hatte in der Nacht einiges an Bewegung gesehen.
Varro hatte sich des Medicus' gründlich angenommen und ihm nicht viel Schlaf gegönnt. Es war sein Wille, der hier erfüllt wurde und Götter, hatte er ihn gewollt! Das Wimmern und die Lustschreie des Griechen hatten ihn nur mehr angespornt.

Doch auch der kräftigste Hengst muss einmal ruhen und das taten sie nunmehr. Varro hatte sich an den Rücken von Flavianus geschmiegt und hielt ihn in seinen Armen. Schon ein wenig besitzergreifend - aber der Lockenkopf konnte davon doch gar nicht genug bekommen.
Als er nun erwachte, gähnte Balventius langgezogen und richtete sich auf, um sich einmal ordentlich zu strecken. Sicher gab es wieder irgendeinen dringenden Termin. Den konnte Flavian wahrnehmen oder irgendwer, Hauptsache, ihm ging niemand auf den Geist und störte ihn. Immerhin, Phyteas hatte es gesagt: Er gehörte ihm noch den ganzen Vormittag.
"Guten Morgen", raunte er mit seiner tiefen Stimme in dessen Ohr. So gern er ihn auch beim Schlafen beobachtete. Er wollte noch ein wenig Aufmerksamkeit von dem Medicus, sich mit ihm unterhalten, seine Stimme hören und ihn dabei im Arm halten. "Ich gestehe, auch wenn ich es angekündigt habe, es war eine großartige Nacht mit dir. Ich hatte es fast nicht erwartet, züchtig und professionell wie du dich immer gibst."
Pytheas lachte auf, züchtig hatte man ihn nur selten genannt: "Ich hoffe Wicho kümmert sich um die Patienten", sagte er: 
"Ich selbst werde später am Tag langsam wie ein altes Weib nach Hause humpeln müssen, so sehr hast du mich in Anspruch genommen",
 er streichelte Varros Wange: "Es war schön mit Dir", sagte er und fuhr mit seiner Hand den Nacken des Mannes entlang: "Und du bist schön",verlangend sah er ihn an. Balventius Varro besaß einen trainierten, wohlgeformten männlichen Körper wie aus dem Lehrbuch. 
Pytheas konnte diesen Mann, seinen Hochmut und den Humor, der ab und zu durchblitzte, mehr als gut leiden. Es war für ihn eine Liebe ohne all die Kompromisse, die Liebe für gewöhnlich mit sich brachte. Wenn Varro es wollte, würde er gerne mit ihm schlafen. Wollte er es nicht, würde er mit Begehren an ihn denken und ihm ansonsten Gutes wünschen. 
Wer brauchte da Besitzansprüche und Vorwürfe? Pytheas brauchte das nicht und wollte das auch nicht. Vielleicht war das ein Grund, weshalb er seltener mit Frauen etwas hatte. Ab einem gewissen Grad der Intimität wollten sie doch fast immer zwei Dinge von ihm: ein gemeinsames Heim und Kinder.
"Bist du eigentlich verheiratet?", fragte er Balventius Varro.
Varro lächelte nicht oft, deshalb war dies einer von einer kleinen Auswahl seltener Augenblicke.
"Es ist ja nicht so als hättest du nicht förmlich darum gebettelt", erwiderte er, sanft über die Schulter des Bettgenossen streichend, den er im Arm hielt. "Und... das kann ich nur zurückgeben... Ich bin sicher, in Athen gibt es noch Statuen von dir. Ich sollte auf dich aufpassen, sonst kommt mir noch euer Zeus und trägt dich hinfort."
Er ließ den freundschaftlich verbalen Austausch kurz weitergehen, gefolgt von einer kurzen Ruhe, die von Phyteas' Frage unterbrochen wurde.
"Nein. Es ist erstaunlich, wie schwer es ist, eine passende Frau zu finden mit einem Ruf wie dem meinen. Wobei, ich glaube, es ist nicht einmal das. Ich habe schlicht zu viel gearbeitet und zu wenig nach einer geschaut. Aber wenn ich so sehe, was für Schönheiten sich in meinen Laken tummeln, weiß ich nicht, ob ich das bereue."
Er saugte jeden Eindruck auf, den der Anblick des Medicus bei ihm hinterließ. Er war perfekt, in jeder Hinsicht. Eine solch unangenehme Arbeit hatte er doch wirklich nicht nötig.
"Ich will das sehr bald wiederholen, Phyteas." Er benutzte den Namen ohne Erlaubnis, gleichzeitig war es ein Gestatten der Nutzung seines eigenen Namens: Varro. Natürlich nur, wenn sie unter sich waren. "Ich finde, du solltest mich nächste Woche ein paar Tage auf mein Landgut begleiten."
" Die Liebe der Götter ist schwer zu ertragen und ging auch für den Sterblichen meist nicht gut aus", erwiderte Pytheas und bedeckte den Arm von Varro mit kleinen Küssen: 
"Da halte ich mich lieber an die höchst irdischen Genüsse. Ich dachte immer, Männer von Stand wollen Erben zeugen, Söhne. Und dazu brauchen sie die Ehe. Für einen kleinen Varro oder mehrere", Varro nannte ihn Pytheas. Das war schön; auf "Flavianus" legte er nur im Dienstlichen Wert: 
"  Du meinst doch bestimmt, ich sollte mir deine Landarbeiter mal ansehen? Ist denn Sumpffieber aufgetreten?", damit lieferte er die Ausrede schon mit, um Varros Ruf zu schützen:
" Wir werden dafür sorgen, dass sich die Krankheit nicht ausbreitet. Mit dir ein paar Tage auf einem Landgut stelle ich mir herrlich vor.", er lachte, dann wurde er ernst und rollte sich auf den Bauch, um sein Kinn aufzustützen:
"Dein Sklave Madoc hat mich übrigens auf etwas Wichtiges hingewiesen: Man sollte von anderen nicht verlangen, was man selbst nicht bereit ist zu geben. 
Der Gelehrte Strabon beschreibt Pseudoargyros, falsches Silber, welches bei der Verhüttung von Blei von den Ofenwänden tropft und dass Arbeiter, die in Kontakt damit kommen, weniger anfällig für die Bleikrankheit sind.  Er schreibt auch, dass die Götter das Heilmittel oft in der Nähe der Krankheit gedeihen lassen. Ich habe mir von dem falschen Silber kommen lassen. Und da ich nicht weiß, wie und ob es wirkt, werde ich es selbst ausprobieren"
Varro schmunzelte, als er Phyteas dabei zusah, wie er ihn liebkoste. Der Medicus wusste wirklich, wie man anderen Freuden bereitete. Götter, hatten sie eine Nacht hinter sich...
"Sieh mich an. Ich bin im besten Alter, reich und sehe nicht übel aus. Ich habe noch genug Gelegenheiten, eine perfekte Frau zu finden, die zu mir passt. Ich bin hierher gekommen, um mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu genießen. Und genau das habe ich vor. Kleine Varros wird es schon noch genug geben."
Aufmerksam hörte er dem Medicus zu, wie er das Sumpffieber erwähnte und schon erste Maßnahmen zu ersinnen begann, seinen Besuch auf seinem Landsitz zu rechtfertigen.
"Ich weiß, dass auf jeden Fall ein Fieber bei mir ausgebrochen ist, das regelmäßiger Behandlung bedarf", lachte er mit einem schelmischen Glanz in den Augen. "Obwohl es fast die Mühe wert wäre, die Waschweiber in Iscalis reden zu lassen. Ich genieße schon einen schillernden Ruf. Mal sehen wie viel schillernder er werden kann, wenn sich herumspricht, dass ich den örtlichen Medicus ficke."
Natürlich hatte er nicht ernsthaft vor, das herumzuerzählen. Einen derartigen sozialen Selbstmord würde er dann doch nicht begehen. Oh, aber welch passende Gelegenheit, seinem neuen Betthäschen nochmal vor Augen zu führen, wer hier wen pflügte. Varro war nicht völlig immun gegen die Anziehung der Machtspielchen.
"Schön, dann lasse ich alles für dich herrichten... obwohl ich nicht glaube, dass du ein Gästezimmer benötigen wirst. Oder Kleidung. Ich glaube, ich halte dich einfach nackt, sobald du ankommst."

Verträumt dachte er schon an die zahlreichen Spiele, die ihm für den Besuch in den Sinn kamen, als ihm klar wurde, wovon Phyteas da sprach.
"Nein!", sagte er, setzte sich auf und klang wieder so streng, wie es die meisten seiner Sklaven gewöhnt waren. "Du wirst ganz sicher kein solches Zeug versuchen, ich verbiete es! Die Sklaven in der Mine sind Abschaum, Rebellen und Verbrecher. Fast jeder von ihnen ist ein Widerling, keiner unschuldig und niemand so wichtig wie du." Entschlossen, aber auch liebevoll, hob er Phyteas' Kinn an. "Einer von ihnen wird dieses Gegenmittel ausprobieren, verstanden? Schließlich will ich noch eine Weile was von dir haben, mein Lieber. Willst du mir widersprechen? In dem Fall muss ich dir wohl nochmals demonstrieren, wer hier das Sagen hat, oder?"
"Die perfekte Frau? Meinst du, dass es so etwas gibt? Meiner Erfahrung sind sie auch nur Menschen, wenn auch nicht so defizitär, wie viele Männer glauben", lachte Pytheas, während seine Hand über Varros flachen Bauch strich und die Festigkeit der Muskeln genoss:
"Das Fieber, von dem du sprichst, ist leicht durch Liebkosungen zu kurieren. Varro, ich bin nur ein Freigelassener und von mir erwartet keiner großartige moralische Standards. Keiner wird aber auch dir einen Vorwurf machen, sobald du es genügend herausstellst, dass du mich zur Entspannung benutzt. Du darfst nur nie zugeben, dass du mich gerne hast. Und noch weniger...", dass du mich liebst, hatte er sagen wollen, aber das sagte er nicht, denn er wusste nicht, wie Varro darauf reagiert hätte. Wie er als Römer darauf reagieren sollte, das wusste er schon: Ihn auslachen. Der Sex war in Ordnung, solange die Hierarchie gewahrt wurde: Ein Ritter gebrauchte einen Freigelassenen. Liebe aber wäre etwas Lächerliches gewesen, der Spott von Iscalis. Man kann nur haben, was einem das Schicksal zuteilt, dachte Pytheas, denn er hatte Varro mehr als nur gerne:
"Ich werde für alles bereit sein, edler Eques Varro . Dein Landhaus lasse ich mir nicht entgehen", sagte er und bedeckte Stellen, die normalerweise von Kleidung bedeckt wurden, mit kleinen, sanften Küssen:
"Schon gut, ich bringe mich nicht in Gefahr. Das Pseudosilber ist nicht wirklich giftig", er wollte auch lieber über Angenehmeres reden:
"Du hast das Sagen? Ich würde eher behaupten, dass dein kleiner Varro es hat...", er schmiegte sich an den Geliebten und vergaß darüber die Zeit.....
Varro lächelte.
Nein, die perfekte Frau gab es wahrlich nicht. Ebensowenig den perfekten Mann. Aber es gab jene, die verdammt nah dran waren - ihn selbst natürlich eingeschlossen. Varro sah seinem neuen Augenstern zufrieden zu, wie dieser jeden Zentimeter liebkoste, den er zuvor außer Acht gelassen hatte.
"Wer auch immer das Sagen hat, ich demonstriere es dir gern, so oft du danach verlangst", hauchte er abschließend, bevor er sich daran machte, eben dies zu tun.

Doch alles Schöne muss einmal enden. Nichts ahnend von den Gefühlen, die in dem Medicus erwacht waren, erlebte Varro selbst eine tiefe Zufriedenheit. Eine derartige Ungezwungenheit erlebte er nicht oft. Phyteas war nicht nur hübsch und ein junger Gott in den Laken, er war ihm auch einfach schlicht sympathisch. Nun, wo ihrer beider Masken wenigstens zeitweise abgelegt waren, fand er die Gesellschaft des jungen Kundigen sehr erquickend. Er hätte nichts dagegen, diese noch weitaus öfter zu erleben. Ja, er freute sich sogar bereits auf den Besuch auf seinem Landgut, der gar nicht früh genug kommen konnte.
Verrückt, er hatte Phyteas noch nicht einmal gehen lassen und sehnte ihn sich schon wieder zurück. Mit ihm stimmte ja wirklich was nicht.

Als sie jedoch einig darin waren, dass es Zeit für das Weitermachen wurde, kleidete sich Varro höchst widerwillig an und sah Phyteas zu, wie er dasselbe tat. Selbst nach einer Nacht voll ungeteilter Aufmerksamkeit und purer Erschöpfung hatte er noch den Eindruck, nicht genug zu haben. Bevor sie rausgingen, zog er den Mann noch einmal an sich .
"Wenn ich jetzt tagelang auf deine begehrenden Blicke und deine Lippen verzichten muss, dann will ich den Abschied auch auskosten", sagte er und ergriff die letzte Gelegenheit, ehe sie sich wieder der Öffentlichkeit aussetzen würden. Erst nach einem verlangenden und langen Kuss gab er Phyteas' Hintern einen letzten schelmischen Klaps und ging zur Tür.
"Ich weiß jedenfalls eines: Du wirst zwecks der Behandlung wohl regelmäßig vorbeischauen müssen."
Pytheas lachte leise und ließ sich gerne noch einmal von Balventius Varro an sich ziehen: 
"Die Patienten rufen", sagte er, und dachte bei sich: Was würde mein Patron sagen, wenn er sehen würde, wie pflichtvergessen ich gerade bin, und dann fiel ihm ein, dass der Caesar Augustus Tausende von Meilen weg in Rom war. Er selbst wollte nicht zurück nach Rom. Er wollte in Iscalis bleiben, mit Varro schlafen und verliebt in ihn sein. Das erste Mal formte sich in Pytheas so etwas wie ein eigener Wunsch. Das war ungewohnt, doch es fühlte sich gut an, ungewohnt aber gut:
"Wir sehen uns. Schicke nach mir, wann immer du willst, Eques Valventius Varro",  er nannte ihm bei seinem vollständigen Titel, doch das war mehr ein Scherz; ein letzter Kuss, dann ging der Medicus.
Das Seufzen und Stöhnen, das aus Balventius' Schlafzimmer drang, war nur zu kleinem Anteil sein eigenes. Seine tiefe Stimme erhob er nur selten, auch wenn er sich anstrengte oder der Ekstase fröhnte. Dafür hörte er die Vögelchen gern singen. Das heutige Vögelchen, Ganymed, war eine wahre Nachtigall, wie es aussah. Sein Bruder hatte ihm den Jungen netterweise ausgeliehen und Varro machte ordentlichen Gebrauch von dieser Leihgabe. Es lohnte sich nicht, wenn der Bursche am Ende noch sitzen konnte.
Aber für diese kleine Einlage gab es noch einen anderen Grund, als Scapulas kleinen Sklaven zu ficken, oh ja...
Eng an den Rücken des bildhübschen Jungen gepresst, küsste er dessen Nacken - eine seltene Zuneigungsbekundung, ehe er sich ablöste und schwer atmend auf den Rücken fallen ließ.
"Das war... gar nicht übel", seufzte er und legte einen Arm um den Sklaven. "Wirklich, du hältst, was du versprichst... Wirklich ein Jammer, der Verkauf wird mir schwer fallen."
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