RE: Deirdres Haus
Der Blick von Gwendolyn war ein wenig verwirrt, dass ein Mann hier eingriff, aber der Medicus schien zu wissen, was er da tat und so hielt sie sich samt ihrer Tochter zurück. Falls das Kind weiterhin steckenbleiben würde, dann konnte man immer noch eingreifen. Fasziniert sah sie dem Mann zu, wie er auf das Becken drückte und das Kind ein Stückchen weiter hinausglitt. Diese Technik kannte sie nicht, aber sie würde sie sich merken. Wie befohlen ging sie dem Medicus zur Hand und kurz darauf glitt der Rest des Kindes heraus und es war geboren.
Ich hatte nur noch wenig Kraft zu pressen gehabt, aber Schwerkraft und der Druck auf das Becken taten ihr Übriges und nach einer kurzen Weile hörte ich den kräftigen Schrei meines Kindes. Es lebte und war hoffentlich gesund, da es laut und ausdauernd plärrte. Ich war zu erschöpft für mehr als ein seliges Lächeln, da sich die Geburt einen dreiviertel Tag hingezogen hatte. Nach einigen Momenten reichte mir Gwendolyns Tochter das Kind, das in ein Tuch gehüllt war und verkündete freudig: "Ein Sohn - und was für ein strammes Kind."
Ich hatte Probleme die Augen offen zu halten, aber für einen liebevollen Blick und ein kleines Küsschen auf sein Haupt reichte es noch. Auch Rhea kam an meine Seite und wischte sich ein Tränchen aus den Augen und streichelte das Köpfchen. "Hallo, mein kleiner Aidan..." sagte ich in meiner Muttersprache. Danach wurde das Kind erst einmal gebadet, während sich Gwendolyn um die Nachgeburt kümmerte und Rhea mich ein wenig säuberte. Ich driftete selig in den Schlaf für ein Stündchen oder zwei.
Die restlichen Frauen in der Hütte waren beschäftigt mit dem Wegbringen besudelter Tücher, dem Schöpfen von frischem Wasser und dem Baden des Kindes. "Kein Wunder, dass es so lange gedauert hat. Das Kind ist mehr als 1 1/4 cubita (über 55 cm) groß und sehr schwer." sagte Gwendolyn bedenklich auf Latein, damit Rhea und der Medicus sie auch verstanden. Zumindest gab es keine großen Blutungen und auch die Nachgeburt war ohne Probleme und vollständig abgegangen und würde später im Garten vergraben werden. Das Kind selbst hatte einen vollen Schopf dunkler Haare, eine gesunde Farbe und keine äußerlich sichtbaren Makel.
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