RE: Deirdres Haus
Pytheas misstraute den Hebammen nicht. Doch dem eisernen Messer vertraute er keineswegs. Wer wusste, in wie viele Patienten es schon hineingeschnitten hatte, ohne jemals abgespült zu werden? Der Medicus schüttelte missbilligend den Kopf und holte einige seiner eigenen Skalpelle aus seiner Tasche. Wicho hatte sie wie immer mit Essigwasser gereinigt. Dennoch hoffte er immer noch, nicht schneiden zu müssen - alles was mit Wunden zu tun hatte, war gefährlich. Pytheas schaute nach, ob der Muttermund wirklich geöffnet war und das war er.
Er legte nun selbst seine beiden Hände auf Deirdes Beckenschaufeln und drückte mit der nächsten Wehe das Becken zusammen, um die Spinae ischiadica für den Kopfaustritt zu erweitern. Er fühlte unter seinen Händen eine Bewegung und lockerte sofort den Druck; er wollte nicht drücken, sondern nur in die richtige Richtung schieben. Tatsächlich glitt das Kind ein Stück nach unten, immer mehr und allmählich. Pytheas konzentrierte sich ganz darauf, mit seinen Fingern den richtigen Druck zu finden. Es gab Ärzte, die sich mit ihrem ganzen Gewicht auf die Schwangere warfen. Er hatte immer den Verdacht gehabt, dass sie so manchen Schaden beim Kind verursachten, der nicht wieder gut zu machen war: Lähmungen und Taubheit. Pytheas arbeitete lieber mit dem Gefühl seiner Hände.
Pytheas wusste nicht, wie der Furius auf ein behindertes Sklavenkind reagieren würde. Vermutlich würde er befehlen, es auszusetzen. Daher passte er sehr auf, damit Deirdre ihr Kleines behalten durfte:
"Gwendolyn, der Damm!", sagte Pytheas auf Latein. Die Hebamme sollte hält den Damm von außen halten, um den Druck des Kinderköpfchens etwas abzubremsen, damit das dünne Gewebe nicht riss:
"Es ist ein großes Kind, das ja! Und es will jetzt mit aller Kraft geboren werden", sagte er zu Deirde, um ihr anzukündigen, dass nur noch wenig fehlte.
Mit den nächsten Presswehen wurde zuerst das Hinterhaupt sichtbar.
Pytheas ließ nun wieder Gwendolyn machen. Er griff nach Deirdres Hand: "Halte meine Hand", sagte er und um die Gebärende abzulenken: " Ich kann schon Haare sehen. Dunkle oder rote, was meinst du? Du machst es großartig, Deirde! Deine Göttin steht uns bei" dann wurde das Köpfchen geboren. Nach einer kurzen Verschnaufpause folgen mit der nächsten Wehe schließlich die Schultern und der Körper des Kindes.
Pytheas war froh, dass er nicht hatte schneiden müssen. Deirdre würde heilen, und sie konnte ohne Komplikationen noch mehr Kinder haben. Er wartete darauf, was ihm die Hebamme verkünden würde. Ein wenig lächelte er, und er schluckte, denn er war gerührt.
![[Bild: 3_20_01_23_11_54_02.png]](https://adlerchronik.de/gallery/3_20_01_23_11_54_02.png)
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
|