Obwohl die Leute taten, was Frowin sagte und eine Gasse bildeten, um Bonni durchzulassen, erschien die kleine Ikenerin nicht. Sie hatten sie wohl schon fortgebracht. Das war Dunduvan nicht recht, aber da viele Frauen und Männer immer noch da standen und ihre Wachstafeln oder sogar ihre bloßen Arme dem jungen Wagenlenker entgegen reckten, um eine Unterschrift zu ergattern, kam er auch nicht so schnell weg. Er blieb also in Frowins Nähe und hatte ein harmlos wirkendes Grinsen aufgesetzt. Der misstrauische Blick von Frowin war ihm jedoch nicht entgangen.
Für Spione gab es eine ungeschriebene Regel, dass wenn man Erklärungen abgeben musste, die
Wahrheit immer am besten war. Am zweitbesten war eine
Halbwahrheit. Erst an dritter Stelle stand die
Lüge, denn eine Lüge konnte jederzeit auffliegen.
Dunduvan beschloss also, Frowin eine Erklärung zu liefern, die in ihrem Kern wahr wäre. Und da er schon einmal Kontakt mit dem jungen Gallier hatte, ihn auch ein wenig über seine Stellung auszufragen - und über seinen Herren. Da wartete er aber, bis sich die Fans etwas verlaufen hatten.
"Das ist ein Trubel, ist das immer so?", bemerkte er:
"Hast du auch Durst bekommen? Ich mächtigen. Hier in der Nähe gibt es eine gute Taberna. Lust, auf Wein oder Posca? Ich lade dich ein. Ich glaube, ich bin dir eine Erklärung schuldig, doch die gebe ich dir lieber etwas privater. Ganz schön viel Militär heute in der Stadt"
Es gab durchaus auch Römer, die etwas, nun zwielichtigeren Beschäftigungen, nachgingen und nicht gut auf die Legion zu sprechen waren. Mochte Frowin denken, dass er einen kleinen Dieb oder Hehler vor sich hatte. Aber sein Wagenlenkeridol würde solch ein Kleinkrimineller nie beklauen, das war Ehrensache.
Adriana und Laurentia zogen Schnuten. Sie hatten sich wohl von den beiden Männern etwas mehr erhofft. Die konnte Dunduvan aber jetzt so gar nicht mehr brauchen. Plötzlich hatte er es eilig.
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