RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Nein, ich hätte sie jetzt nicht verlassen können. Nicht jetzt! Ihr Blick sprach Bände, als ich ihr angedeutet hatte, was ich tun würde. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb sie sich noch enger an mich anschmiegte. Aber ich war ihr auch sehr dankbar dafür, dass ich noch etwas mehr gemeinsame Zeit mit ihr genießen durfte. Ja, ich genoss es, sie so eng an mir zu spüren. Ganz gleich wie ihr Haar aussah oder ob sie ungeschminkt war, würde ich sie so lieben, wie sie war. Das unterschied mich von jedem anderen Mann, der zu ihr kam, und gewisse Dienste von ihr erwartete. Aber ich hatte inzwischen auch begriffen, dass das etwas ganz anderes war. Diese Aglaia, die sich mit fremden Männern traf und mit ihnen schlief, war nicht die gleiche Aglaia, die nun bei mir lag. Natürlich wünschte ich mir, sie einfach nur für mich zu haben. Doch ich wusste, dass beides nicht ging. Wenn ich tatsächlich den Tribun töten würde, würde ich nicht bei ihr bleiben können. Ich wusste, mein Leben würde dann verwirkt sein. Denn dass ich heil aus der Sache herauskam, bezweifelte ich.
Doch vielleicht gab es wirklich noch einen Ausweg für uns, der nicht so zerstörerisch war und der ihr trotzdem Sicherheit bot. Aglaia sah mich einen Moment lang prüfend an. Vielleicht hatte sie selbst schon daran gedacht, von hier fort zu gehen. Was sie dann sagte, klang fast schon nach einem Plan. Nach Londinum wollte sie mit mir gehen. Dort wollte sie ein kleines Heim für uns finden und vielleicht eine Schmiede für mich. Das klang gut. Wobei der Gedanke, in Londinum zu leben, machte mir etwas Angst. Londinum war eine noch größere Stadt, als es Iscalis war. Dor gab es noch viel mehr Römer als hier. Aber vielleicht konnten wir uns dort in der Anonymität verstecken. Sie war sogar bereit dazu, auf ihre jetzige Tätigkeit zu verzichten. Dann konnte ich sie für mich alleine haben.
"Das du wirklich wollen?" fragte ich sie. Ich wusste, dass ich sie nicht dazu bewegen konnte, bei meinem Volk zu leben. Doch ich würde mich stattdessen fügen können. Ich würde einiges auf mich nehmen können, damit es ihr gut ging! Ich küsste sie wieder. "Ich gehen, wo du gehst!" versprach ich ihr. Als ob es ein Wink der Götter war, drang in diesem Moment einer der ersten Sonnenstrahlen des Tages in ihren Raum.
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