RE: Atrium
Die leise, beinahe nahdenklich gesprochenen Worte der jungen Claudia ließ Nefertem unkommentiert. Was sollte er hierauf auch schon erwiedern? Seinem Dominus stand es zu, seinen Sklaven jedwede Namen zu geben, nach dem es ihm gelüstet. Und bei ihm war der Iulier, den Göttern sei gedankt, noch gnädig gewesen. Nicht auszudenken, wenn er, wie es dem -Dicken- wiederfahren war, einen ebenso schmählichen Namen erhalten hatte. Etwa -Schmalbrust- oder dergleichen. Bei diesem Gedankengang musste der Dunkelhäutige dann doch tief durchatmen und neigte anschließend seinen Kopf auf die Seite.
“Das ist korrekt. Meine Mutter konnte die aegyptischen Schriftzeichen niederschreiben.“
Dann verstummte Nefertem und blickte mit einem fragenden Glanz in seinen Augen zu der jungen Frau.
“Ist man also gebildet weil man schreiben kann? Gehört da nicht noch sehr viel mehr dazu, um als -gebildet- angesehen zu werden?“
Nachdenklich gesprochen entwichen diese Worte den Lippen des jungen Sklaven, während er die Claudia aus dem Augenwinkel beobachtete.
“Die Kelten sind also alle groß, behaart und wild? Bei den Fremdvölkern gibt es auch einige Gruppen die sind auch groß, behaart und wild. Werden diese Menschen von dir dann auch als -Barbaren- bezeichnet?“
Nun blickte Nefertem mit einem neugierigen funkeln in seinen Augen zu der jungen Frau empor und war gespannt auf die Erwiederung der Claudia.
“Wenn du erlaubst Domina, werde ich meinen Dominus fragen, ob ich dich von nun an häufiger besuchen komme. Um mich mit dir zu unterhalten.“
Dann verstummte der Jüngling abermals und atmete tief durch, wie um seine Gedankengänge zu sortieren.
“Wir haben in Nikopolis gewohnt. Dort gibt es eine große Militärcastra. Dort war es staubig und so groß. Ganz anders als hier. Hier ist es ruhig und angenehm. Beinahe friedlich.“
Erwiederte der Jüngling mit seiner angenehm weichen Stimme und blickte Claudia Sabina mit einem sanften Lächeln an.
“Ich würde dir gerne meine Sprache näher bringen Domina. Wenn Anaxarete mir im Gegenzug die griechische Sprache näher bringt.“
Ein leichtes Schmunzeln huschte bei diesen Worten über Nefertems Lippen. Der JÜngling hatte, in Gegenwart der Herrschaft, gefordert. Und diese Tatsache ließ den Dunkelhaarigen leicht erröten. Den Göttern sei gedankt war es Claudia Sabinas Stimme, die diesen Moment vergehen ließ.
“Es war mir eine Freude dich kennen zu lernen Claudia Sabina und mich mit dir zu unterhalten. Vielen Dank für diese köstliche Leckerei. Vale bene.“
Mit diesen Worten griff der Dunkelhaarige nach einem der köstlich aussehenden Mostbrötchen, verneigte sich vor Claudia Sabina und verließ die Villa, um zurück zur Castra und zu Marcus Iulius Cato zu gehen.
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