RE: Atrium
Offensichtlich schien sich Claudia Sabina über sich selbst zu ärgern, denn sie schüttelte ihren Kopf, was Nefertems Herz rascher in seiner Brust pochen ließ. Hoffentlich würde sie ihm nun nicht zürnen.
“Marcus Iulius Cato hat mir diesen Namen verliehen. Nach meiner Geburt war ich -namenlos-. Meiner Mutter stand es nicht zu, einen Namen für mich auszusuchen. Dies oblag einzig und alleine den Herrschaften.“
Erklärte Nefertem mit seiner sanften Stimme und neigte dabei seinen Kopf auf die Seite, während er aus dem Augenwinkel in Claudia Sabinas Richtung schielte. Als die junge Domina einen Blick auf die niedergeschriebenen Hiroglyphen warf, errötete Nefertem leicht und schüttelte seinen Kopf.
“Ich diene meinem Dominus als sein Leibsklave. Seine Korrespondenz wickelt einer der anderen Sklaven ab. Meine Mutter hat mir die Schriftzeichen näher gebracht. Offensichtlich habe ich das Talent meiner Mutter geerbt.“
Jetzt musste Nefertem leicht schmunzeln und hätte sich am liebsten kühles Wasser in sein erhitztes Gesicht gespritzt. Bisher hatte er diese Art von Gesprächen noch mit niemandem geführt. Noch nicht einmal mit seinem Dominus und Marcus Iulius Cato stand er dann doch näher, als so manch anderem.
“Wieso gelten die Kelten als Barbaren? Behauptet denn nicht ein jeder über fremde Völker, dass diese der Barbarei zugehörig sind?“
Nachdenklich tippte sich Nefertem gegen die Unterlippe und ließ seinen Blick für einen kurzen Augenblick in weite Ferne schweifen. Als würde er dort die Antwort auf seine Frage finden.
“Oh. Das ist .. natürlich schade. Kann ich dich denn häufiger besuchen, damit wir uns über die Große Mutter austauschen können? Oder ist dir das auch nicht gestattet?“
Irgendwie hatten römische Töchter noch weniger Freiheiten als es Sklaven hatten. Diese Gedanken behielt Nefertem jedoch für sich und entließ stattdessen ein leises Seufzen über seine Lippen. Die griechisch gesprochenen Worte der dunkelhaarigen Frau drangen zwar an Nefertems Gehör, jedoch verstand der Jüngling kein Wort und so schüttelte er seinen Kopf.
“Ich spreche fließend ägyptisch, arabisch und aramäisch. Auch verstehe ich einige Brocken des keltischen Zungenschlags.“
Erklärte Nefertem, nicht ohne leichten Stolz in seiner Stimme mitschwingen zu lassen.
“Ich würde auch gerne griechisch erlernen. Glaubst du das mir Anaxarete griechisch beibringt?“
Natürlich müsste er zuerst seinen Dominus fragen, ob er überhaupt Unterricht in griechischer Sprache erlaubte. Aber vorfühlen hat noch keinem geschadet. Und so strahlte Nefertem zu Claudia Sabina empor. Als die junge Römerin dann in diesem befehlenden Ton Worte an Nefertems Gehör dringen ließ, zuckte der Sklave zusammen und schielte aus dem Augenwinkel in Claudia Sabinas Richtung. Hatte sie ihre Worte ernst gemeint?
“Wie du wünscht Domina.“
War Nefertems leise Stimme zu vernehmen, während er zögerlich nach den Mostbrötchen griff. Und ebenso zögerlich biss er hinein. Oh. Köstlich diese Mostbrötchen.
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