RE: Cubiculum | Aglaias Privatzimmer
Er kniete sich vor mich und weinte. Ich hatte mit einigem gerechnet, aber nicht damit. Ich war es, der Gewalt angetan worden war, und er kniete vor mir und brach deshalb zusammen. Vielleicht hatte ich heute schon zu viel geweint, war schon zu lange schwach gewesen, so dass ich darüber nicht weiter verzweifeln konnte. Vielleicht waren es auch einfach die vielen, langen Jahre, in denen ich die Männer kennen gelernt hatte, ihre guten und ihre schlechten Seiten. In der Welt da draußen mussten sie sein, wer sie vorgaben, zu sein. Bei mir mussten sie das nicht. Und so gab es Männer, die da draußen liebevoll und sanft waren, die mir mehr blaue Flecke verpasst hatten, als diejenigen, die draußen stark und energisch waren und mich dann dafür bezahlt hatten, einfach in meinen Armen ruhig zu schlafen, ohne mich auch nur anzufassen. Ich hatte gelernt, das zu sein, was ein Mann brauchte. Das, was er wollte und begehrte. Ich hatte nur irgendwie gehofft, dass es bei Owain doch anders wäre.
Ich schaute ihn einen Moment an, dann rutschte ich näher zu ihm und berührte seine Wange. Ich kannte das. Ich konnte das. Ich war nicht wichtig. “Du hättest nichts machen können. Er hätte dich getötet“, sagte ich leise mit dieser so kratzigen Stimme und streichelte ihm leicht über das zottelige Haar. “Er hat es nicht zuende gebracht. Ich hab gedacht, er tötet mich deshalb. Er hat gesagt, dass er mich tötet. Aber er hat es nicht“, hörte ich mich selbst sagen und wieder zog ich meine Knie dicht an mich und die Decke um mich, weil mir kalt war. Ich fragte mich, ob mir je wieder warm werden würde, aber ich bezweifelte es. Nicht, solange dieser Kerl in der Nähe war.
|