RE: Das Triclinium - der Speisesaal
Kiki schaute mich ziemlich konsterniert für einen Moment an, als Nautius Philus die Würfel nahm und weiterwürfelte und danach auch noch ein Lied sang. Ich zuckte nur ganz leicht die Schultern, da ich auch nicht wusste, was der junge Mann hatte. Im Grunde hatte sie ihm gerade angeboten, dass er sie nackt ausziehen konnte, und er wählte stattdessen, lieber ein Lied zu trällern. Vielleicht hätte ich eher Narcissus mitbringen sollen, denn mehr Einsatz als Kikis konnte man von einer Hetäre wahrlich nicht erwarten. Dass er darauf nicht angesprungen war, hieß wohl, er wollte nicht.
Saturninus hingegen wollte, denn nachdem er begeisterten Beifall gespendet hatte, in den ich freundlich lachend mit eingestimmt hatte, küsste er immer wieder meinen Nacken, als ich nach dem Becher greifen wollte. Ich wölbte ihm meinen Rücken spielerisch entgegen, denn ja, mir gefiel es durchaus, wenn er so verspielt und zärtlich war. Und natürlich wollte er auch mehr, wie er kurz darauf offenbarte. Ich lächelte ihm zu und beugte mich mehr zu ihm. “Welcher Ort wäre denn besser als der Garten für jemanden, der Saturn im Namen trägt?“ stimmte ich mit einer rhetorischen Frage zu und strich mit meiner Hand über seinen Arm. Nein, ich würde ihn ganz sicher nicht abweisen, nicht mal, wenn er nicht hätte bis zum Garten warten wollen und hier gleich auf der Kline zur Sache gekommen wäre. Ich hatte da wenig Berührungsängste und schon zu viel auch erlebt, und er war wirklich eine meiner angenehmsten Bekanntschaften, nie übermäßig grob, auch wenn seine Worte das hätten vermuten lassen.
Aber erst nahm ich noch einmal nun den Würfelbecher. Natürlich glaubte ich Nautius Philus kein bisschen seinen Pasch, da Kiki ihren schon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erfunden hatte. Aber ich würfelte, um den Gast gewinnen zu lassen – ich hatte ihn schließlich schon oft genug erwischt und er schien nicht erpicht darauf zu sein, mit Kiki voran zu kommen – und öffnete dann theatralisch meinen Wurf. “Eine drei und eine vier“, gab ich gleich zu, ohne zu versuchen, zu Lügen. Ich schaute Saturninus, der als nächstes ja dran war, an und lächelte ihm entgegen. “Du darfst entscheiden, was ich ablegen soll“ bot ich ihm an. Und ja, ich wusste, dass er wohl gerade in der Stimmung war, mehr als die verbleibende Fibel einzufordern. Aber nunja, ich wollte ihn ja auch durchaus verführen und seine Stimmung ausnutzen.
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