05-29-2023, 08:09 PM,
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Alun
Falke; aka Lucius Tarutius Corvus
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RE: Das Gemeinschaftshaus im Dorf der Priesterinnen und der Vorplatz
(05-28-2023, 11:25 PM)Calum schrieb: Calum konnte sich an Zeiten erinnern, in denen sie wirklich so etwas wie Brüder gewesen waren. Heute jedoch war Dunduvan wie sein General, nicht wie sein Bruder. Gleichwohl war er, Calum, wohl kein guter Soldat mehr. Sie hätten ihm nie erlauben dürfen, die Römer kennenzulernen…
Doch wann hatten sie begonnen, sich gegenseitig zu betrügen?
Calum kam es vor, als ob er und Dunduvan mit ihren Blicken einen stummen Kampf ausfochten, ehe er sich den anderen zuwandte.
„Tut mir Leid, Alun, kanntest du ihn? Er stellte sich den Römern an Samhain entgegen, als sie die Feiernden überfielen. Doch er interpretierte noch die Prophezeiung der Göttin, die er mir weitergab. Einige von uns“ Er warf Dunduvan erneut einen Blick zu, „denken, er habe sich geirrt oder sei ein Verräter gewesen.
Caradoc sagte, dass Cathbad sich geirrt hat. Dass das Römische Reich noch lange nicht am Ende ist und unser Kampf nichts als Leid bringt und wir ihn nicht gewinnen können. Er sagte auch, dass ein Kind der Liebe kommen würde, aber die genaue Bedeutung ist mir nicht ganz klar.
Es scheint sich ja mit dem zu decken, was du zu berichten hattest: Dass die Römer zahlreich sind wie die Sterne. Wie soll eine Bande Falken das ändern? Sie überschwemmen uns wie eine Flut. … Ich hoffe, diese Worte waren zuversichtlich genug für dich, Bruder“, sagte er noch giftig zu Dunduvan, ehe er fortfuhr:
„Dieser neue Statthalter scheint ja gut dazu zu passen. Wenn er wirklich derart ehrgeizig ist, wie du sagst, Alun, dann könnten wir mit unseren Aktionen am Ende noch seine Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Es bringt uns nichts, für die Freiheit zu kämpfen, wenn unsere Landsleute dafür zahlen müssen. Wie seht ihr das?“
Die Frage war eigentlich eher an Alun gerichtet als an Ciaran, denn dessen Meinung konnte er sich schon fast denken. Der Mann war einfach nicht zufrieden, wenn er nicht Unruhe stiften konnte und eine friedvolle Lösung würde ihm einfach nicht gefallen.
(05-29-2023, 04:56 PM)Dunduvan Deimos schrieb: "Cathbad hat sich nicht geirrt!", rief Dunduvan aus. Früher war Calum immerzu der ergebenste der Brüder gewesen. Seit wann war er so auf Krawall gebürstet?
Dunduvan musste dagegen sprechen. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Druidenmeister ihn noch viel schlimmer bestraften, als das erste Mal, da er seine Verfehlung wiederholte:
"Cartivel hat mich mit einem Geis belegt, als ich es ausgesprochen habe: Cathbad lebt, und Caradoc ist tot! Wer also steht in der Gunst der Götter? Wer wurde bestraft?", er strich sein langes dunkles Haar aus seiner Stirn und sah nacheinander jeden mit funkelnden Augen an:
"Wir sind keine Bande von irgendwelchen Jungen. Wir sind die Rache der Götter. Auch du hast
einst geschworen, Calum , erinnere dich bitte:
Ich schwöre, Rom immerdar hassen.
Zu Land und zu Wasser werde ich die Römer bedrängen.
Sie sollen unsere heilige Insel verlassen und nie wieder kehren.
Und ihre Seelen sollen nie wieder geboren werden.
Wenn es ihr Schicksal ist, werden die Römer verschwinden, ja. Was gibt mir nur das Gefühl, dass du dich zu ihnen mehr hingezogen fühlst, als es gut für dich ist ?! Hast du denn deine Mutter vergessen?!",
Er schluckte. Er musste sich beherrschen. Beherrschen, bevor alles den Bach hinunterging.
Flüchtig dachte er an Niamh, als sie in seinen Armen aufgewacht war. Suileabháin hatte sie ihn genannt. Wie war es wohl, auf diese Weise angesehen zu werden wie sie jenen Suileabháin ansehen wollte?
Er verstand nicht, warum er gerade die Beherrschung verloren hatte. Vielleicht weil er sich immer noch sehnte?
Dunduvan grub sich seine eigenen Fingernägel in seine Handflächen, bis Blut kam. Das brachte ihm seine Gelassenheit zurück:
"Verzeih mir Calum, Bruder, meine harten Worte. Die Deutung eines Druiden für das Neue Jahr darf natürlich nicht unterschlagen werden. Jeder von uns ist frei, seine Schlüsse zu ziehen. Ich hatte... ich hatte einfach eine miese Nacht"
Das stimmte nicht. Nur das Aufwachen war verdammt mies gewesen.
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Draußen auf dem Platz erhoben sich Stimmen. *
Sie klangen ärgerlich oder ängstlich. Es war Dunduvan, als wäre die Stimmung von Beltane urplötzlich gekippt. Als hätte sich eine dunkle Wolke vor die Sonne geschoben.
Er hob die Hand: "Einen Moment bitte. Etwas geschieht gerade"
Dunduvan schaute durch den Eingang des Gemeinschaftshauses nach draußen. Auf dem Platz hatte sich alles um einen gerade eingetroffenen Reiter versammelt. Dunduvan kannte ihn vom Sehen. Es war einer der jüngeren Männer von Cheddar und ein Enkel von Boduognatus. Viele Tage hatte ihn das Sumpffieber an sein Lager gefesselt.
Man merkte ihm die Erkrankung und die Anstrengung eines scharfen Ritts an. Er zitterte und konnte sich kaum im Sattel halten. Das Fell seines Pferdes dampfte förmlich, und weiße Flocken stoben von seinen Nüstern zu Boden.
Langsam verstand Dunduvan, um was es ging. Die Wortfetzen formten sich zu einer Botschaft:
"Römische Soldaten haben Cheddar überfallen. Sie haben geraubt. Sie haben Frauen geschändet"
Dunduvan drehte sich um, die Tür hielt er offen. Die Falken mussten hören, was der Reiter berichtete.
"So also sieht der Römische Frieden aus", sagte er spöttisch, aber blass war er geworden.
* Sim off: Das geschieht dann, wenn es passt
(05-29-2023, 05:35 PM)Calum schrieb: "Mein Schwur? Mein SCHWUR?", rief Calum Dunduvan hinterher. "Wir waren sieben Jahre alt! Wir hatten keine Ahnung, was man uns da schwören ließ und haben nur das nachgeplappert, was man uns vorgegeben hat! Was schulde ich meiner Mutter? Sie hat mich gehasst, wie alle anderen auch. Sie hat mich so sehr gehasst, dass sie nicht einmal mehr leben wollte. DAS war meine Mutter. Und Cathbad soll sich nicht geirrt haben!? Denk an deine Schwester, Dunduvan, und dann an Raven, und dann sag mir, dass Cathbad in deinen Augen unfehlbar ist! Du kannst mir nicht sagen, dass du gutheißt, was er tut!"
Calum konnte seinen Ärger und diese unbändige Wut nicht mehr verbergen. Die Selbstverständlichkeit, mit der Dunduvan auf ihm herumtrampelte und alles verleugnete, was er sagte, brachte ihn an die Grenzen seines Charakters. Warum nur machte ihn Dunduvan so wütend?
Einen Dämpfer in seiner rechtschaffenden Wut erhielt Calum nach dem Auflauf, der draußen geherrscht hatte und von dem Dunduvan nun zurückkam.
Die Römer hatten Cheddar überfallen? Aber warum? Warum taten sie das jetzt? Cheddar? Was sollte da passiert sein? Mit welchem Grund...?
"Aber Cheddar hatten sie doch längst erobert... Warum sollten sie das Dorf angreifen?", fragte er mit einer blassen Miene wie ein Geist. "Außer, wenn sie dachten, dort gebe es Gefahr oder dass das Dorf rebellieren würde... Ich frage mich... wussten sie davon, dass wir dort waren? Aber das kann ich mir nicht vorstellen...
Ich sollte mich in der Castra umhören. Ich habe ein paar Gegenstände mit meinem Meister geschmiedet, die dorthin geliefert werden sollten. Alltagsdinge, Töpfe, Hufeisen und so. Vielleicht erfahre ich was. Gut, dass ich die Lieferung noch nicht gemacht habe." Caradoc hatte sich den Römern an Samhain entgegengestellt und war getötet worden. So weit so gut. Das war sehr bedauerlich. Aber ja, damit mussten wir alle rechnen, wenn wir uns dem Feind entgegenstellten. Aber der zweite Teil der Botschaft verwirrte mich ganz und gar! Cathbad habe sich geirrt. Das Imperium wäre noch lange nicht am Ende und wir würden darin scheitern, wenn wir sie weiter bekämpften, denn unser Kampf brächte nur Leid über die Stämme Albions. Das klang in meinen Ohren nach Verrat! Nein, Blasphemie!
"Ja, sie sind zahlreich wie die Sterne, aber das ist kein Grund, sie gewähren zu lassen. Sie nennen sich überheblich die Herren der Welt! Doch ich sage dir, Hochmut kommt vor dem Fall! Wir dürfen und nicht mit dem Gedanken begnügen, den Kampf aufzugeben, weil wir ja eh nichts ausrichten können. Nein Calum! Ich bitte dich, denke nicht so! Noch haben wir die Chance, etwas gegen sie zu unternehmen! Die Römer sind in ihrem Tun sehr pragmatisch! Nur wenn sie Sinn und Zweck in einer Sache sehen und ordentlich Profit machen können, realisieren sie sie. Wir müssen ihnen klarmachen, dass es nicht lukrativ ist, weiter in den Norden vorzudringen, oder gar Iwwerdon zu überrennen. Darin sehe ich unsere Aufgabe! Nur wenn wir etwas tun, können wir auch etwas bewirken!"
Dunduvan war auch aufgebracht darüber und erinnerte Calum an unseren Schwur! Ja, wie alle hatten geschworen die Römer dort zu bekämpfen, wo wir sie trafen! Das war damals kein Klein-Jungen-Spiel gewesen! Spätestens als damals unsere Mütter starben, war unsere Kindheit zu Ende gewesen. Und ja bei allen Göttern, ich würde nicht ruhen, bis ich den Mann gefunden hatte, der sich hinter dem Kürzel MAF versteckte, damit ich ihm sein verfluchtes Leben nehmen konnte. Albions Erde musste mit dem Blut der Römer getränkt werden, damit sie endlich verstanden, dass wir sie hier nicht wollten!
Meine finsteren Gedanken wurden von dem Tumult um ins herum für einen Moment ausgeblendet. Ein Reiter aus Cheddar sei eingetroffen hieß es, der mit seinen letzten Kräften diesen heiligen Ort erreicht hatte. Die Römer hätten Cheddar überfallen, hieß es weiter. Ich war nicht der Einzige, der nicht begriff, warum. Aber Ciarans Erklärung schien mir die plausibelste zu sein. "Nun seht ihr, wie Rom ist. Sie suchen nach einen Grund, uns weiter zu schwächen. Hier müssen wir ansetzen und ihnen klarmachen, dass sie uns noch lange nicht bezwungen haben!"
Ich erhob mich und blickte noch einmal zu meinen Brüdern. "Also ich weiß nicht, was ihr machen wollt. Aber ich werde jetzt nach Iscalis reiten! Aber vorher muss ich noch etwas erledigen!" Damit ließ ich die anderen zurück und begab mich zu jener Hütte, in der nun Niamh wohnte. Ich wollte mich von ihr verabschieden und sie fragen, ob ich Louarn eine Nachricht überbringen sollte. Seltsamerweise war sie nicht da. Auch ihr Bett schien nicht angerührt zu sein. Luoarn konnte sie nicht mitgenommen haben. Zu der Zeit war sie noch mit Dunduvan zu Gange gewesen. Etwas musste passiert sein. Hatte sie nicht erwähnt, dass dieser Gallier aus Iscalis nach ihr suchen ließ? Ich hatte ein ganz dummes Gefühl bei dieser Sache! Ich eilte wieder zu meinen Brüdern zurück. "Niamh ist weg! Sie ist verschwunden! Aber all ihre Sachen sind noch da!"
Ich verlor keine Zeit mehr, holte meine Sachen und mein Pferd und ritt so schnell es ging nach Iscalis.
Als "Lucius Tarutius Corvus"
Falke
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