RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
"So haben wir ganz früher vor Jahrhunderten auch gedacht. Aber dann haben unsere Götter den Menschen offenbart, dass die Mutter nur ein Gefäß ist, in dem der männliche Samen wächst. Und dass nur der Vater die Macht besitzt, Leben zu erzeugen“, erwiderte Pytheas, der weder das, was Louarn sagte, noch das, was er sagte, glaubte. Seiner Erfahrung nach lagen Kinder von ihren Anlagen entweder in der Mitte ihrer Eltern, oder sie kamen nach dem Vater oder sie kamen nach der Mutter. Um das festzustellen, brauchte man kein Medicus sein. Man brauchte nur Augen im Kopf zu haben:
"Ich entnehme deinen Worten, dass du ein frommer Mann bist“, sagte er:
"Vielleicht erzählst du mir bei Gelegenheit ein wenig über die britannischen Götter“,
Bei Louarns Bemerkung über die Natur des Menschen, wiegte er den Kopf hin- und her:
"Das ist ja philosophisch“, bemerkte er:
"Ich merke schon, dass du dir um einiges deine Gedanken machst. Aber hinsichtlich des Krieges hoffe ich eigentlich, dass du Unrecht hast“, jetzt lachte er und gab Louarn einen Handschlag.
Er war nicht so groß wie der Kelte, aber sein Handschlag war fest. Wer chirurgische Eingriffe durchführen konnte, brauchte eine gewisse Körperkraft, und Pytheas hatte mehr Kraft, als man ihm ansah:
„Wenn es nicht mit Alan klappt, könntest du auch hier ein Cubiculum beziehen“, sagte er:
"Nun erkläre ich dir einiges über diesen Haushalt. Außer mir lebt noch Wicho hier, das ist mein Gehilfe. Die Haushälterin Pegi kommt nur stundenweise und lebt wie du am Ort. Im Garten ist mein Reittier, eine Eselin, untergebracht.
In einem Teil des Gartens kultiviere ich Pflanzen für medizinische Zwecke. Wenn du dich damit nicht sehr gut auskennst, bitte ich dich, sie nicht zu berühren. Manche sind auch schon giftig bei Hautkontakt.
Du kannst alle Räume betreten, nur mein Schlafzimmer nehme ich aus, und Wicho soll dir selbst sagen, was er wünscht. Und ach ja...“
Der Medicus richtete seinen hellen Sperberblick auf Louarn. Was er dann sagte, sagte er nicht, weil er den Kelten beleidigen wollte. Er sagte es aus Vorsicht und mit aller Sachlichkeit:
"Falls dir jemand gesagt hat, dass ich über einiges Vermögen verfüge: Das entspricht der Wahrheit. Es sind Münzen und zwar Silber und Gold im Haus. Aber auch hier möchte ich dich bitten, die Säcke in der Truhe nicht zu berühren, wenn du nicht eines grausamen Todes sterben möchtest. Mein Geld bewacht sich sozusagen selbst. Nur ich besitze das Antidotum, das Gegenmittel“, er lächelte etwas traurig. Er würde nicht einmal gerne einen Dieb sterben lassen.
Pytheas nickte freundlich, stand dann auf und ging zur Tür, die er öffnete:
"Fadius Paetus, ich habe gerade doch noch einen Nachfolger für den Posten des Türstehers gefunden“, sagte er: "Ich weiß doch, dass du schon lange wegziehen wolltest und nur aus Treue geblieben bist“
Paetus musterte Louarn: „Äh….ich bleibe gerne noch länger, bis du jemanden wirklich Geeigneten gefunden hast, Flavianus“, sagte er.
„Das habe ich bereits. Ich bin mir sicher, dass Louarn hervorragend geeignet ist. Grüße deinen Sohn und die Kinder“, er nahm einen kleinen Lederbeutel, in dem es klimperte: "Hier dürften zwanzig Denare zum Abschied drin sein. Vielleicht solltest du ein Mitbrinsel für die Schwiegertochter besorgen“
Paetus Gesicht glänzte vor Freude wie eine Speckschwarte. Bei der Erwähnung der Schwiegertochter grinste er: "Ich danke dir sehr. Da sagst du was, Medicus Flavianus, über die Schwiegermieze. Und wenn ich doch zurück kommen soll“, wieder ein misstrauischer Blick zu Louarn:
„Brauchst nur einen Boten schicken“ Es war ihm anzusehen, dass es ihm nicht wohl dabei war, seinen Posten zugunsten eines Barbaren zu räumen.
Der Medicus wandte sich wieder an Louarn:
"Jetzt werde ich weiter arbeiten. Du kannst dir aber das Haus ansehen, wenn du magst. Und zur Vesperzeit wäre es schön, wenn du mit Wicho und mir zu Abend essen würdest.
Nichts Besonderes: Nur Brot, Käse und ein wenig eingelegtes Gemüse. Aber dann lernst du meinen Helfer kennen. Er ist Britannier wie du“
Titus Caesar Vespasianus Augustus (NSC)
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