RE: Behandlungszimmer (Iatreion)
Die Art, wie er über die Römer sprach, war seltsam. Irgendwie so, als gehöre er nicht dazu. Aber er war ziemlich eindeutig ein Römer. Der Name, die Wohnung, die komischen Gebräuche, all das kam mir schon verdammt römisch vor. Ich war mir nicht sicher, ob seine frage ernst gemeint war, ob bei uns die Heiler wirklich so angesehen waren, aber ich beantwortete sie trotzdem. “Die Götter haben allein die Macht, zu erschaffen. Die höchste Macht darunter ist es, Leben zu erschaffen. Die Menschen, die dieser Macht am nächsten kommen, sind Frauen, wenn sie ein Kind tragen, und Heiler, wobei die Heiler für diese Kraft ein großes Wissen und Jahre der Erfahrung benötigen. Also ja, alle Kelten schätzen Heiler hoch.“ Die mystischen Feinheiten ließ ich weg, zum einen, weil ich die selber nie so richtig verstanden hatte, zum anderen, weil Flavianus Pü eben ein Römer war, den die tieferen Kenntnisse somit nichts angingen. Wahrscheinlich sollte ich nicht mal für ihn arbeiten, aber ich brauchte das Geld und ich brauchte eine Tarnung. Ich hasste es, solche Spielchen zu spielen, aber es war nunmal notwendig. Auch wenn mir Lügen nicht lag.
Seine anderen Worte klangen zynisch in meinen Ohren. Die Legionen erhielten den Frieden? Er glaubte das wahrscheinlich wirklich, aber seine Art von Frieden war wohl eine andere als die keltische. Das, was die Römer nach Mona gebracht hatten, war sicher kein Frieden. Und sie taten es immer noch an vielen Orten. Es war wie eines von Ciarans Giften, das langsam überall hindurchsickerte und eine Weile brauchte, bis es wirkte. Ich war da zwar bei weitem nicht so fanatisch wie Dun… verdammt, ich wollte nicht an ihn denken.
“Die meisten Leute verwirren mich. Ich bin daran gewöhnt“, meinte ich stattdessen freundlich lächelnd. “Aber wenn du es mir erlaubst: Krieger werden immer gebraucht werden. Ein weiser Mann hat es einmal so ausgedrückt: Zu fragen, warum wir kämpfen, ist zu fragen, warum im Herbst die Blätter fallen. Es liegt einfach in der Natur.“
Ich stand mit ihm auf, weil er nach draußen gehen wollte um diesem Veteran bescheid zu geben, wenn ich ihn richtig verstanden hatte. Ich wusste zwar nicht, warum er mich einstellen wollte, aber ich würde dieses Geschenk nicht hinterfragen. Zumindest nicht jetzt. “Also drei Tage, drei Denare, und ansonsten ein Denar pro Tag, an dem du mich benötigst?“ fasste ich zusammen, was ich jetzt verstanden zu haben glaubte. Wenn er einen Handschlag wollte, gut. Ich zögerte kurz, einem Römer die Hand zu reichen, aber gut, das war nur recht, es mit einem Handschlag zu besiegeln. Ich würde schon nicht gleich unser Schicksal verweben. Also hielt ich ihm meine Pranke hin. “Aber ich glaube nicht, dass dieser Paetus sich darüber so freuen wird.“
Nein, der Kerl hatte gedroht, mich umbringen zu wollen, auch wenn das wohl eine sehr leere Drohung gewesen war. “Und ja, ich denke, wenn Alan mich lässt, wohne ich weiter da. Ich hab kein Haus hier.“
Falke
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