RE: Hier kommt die Braut - Ankunft und Hochzeitsnacht
“Auf besondere Weise...“, wiederholte Prisca. Sie wollte es eigentlich mit Nysa versuchen, aber sie mochte es wirklich nicht, angelogen zu werden. Und wenn sie eines nicht war, dann hübsch. Das wusste sie schon lange und hatte es oft genug zu spüren bekommen. Da nützte es auch nichts, wenn Merula sie hatte heiraten wollen und ihr sagte, dass er sie liebte, oder wenn Nysa nun nett zu ihr sein wollte und behauptete, sie sei hübsch. “Ich bin zu groß, zu flach, meine Hüften sind zu schmal, meine Nase ist zu groß, mein Gesicht zu schmal, der Hals zu lang und hätte ich keine langen Haare, sähe ich aus wie ein Junge“, meinte sie sehr sachlich. “Mein Bruder nennt mich Pferdegesicht, wenn niemand da ist, der ihn deshalb tadeln könnte. Manchmal sogar dann.“
Prisca setzte sich auf den Stuhl und schwieg dann erst einmal. Das alles einmal laut auszusprechen hatte sie aufgewühlt. Die meiste Zeit ließ sie sich nichts anmerken davon, aber natürlich tat es ihr weh, zu wissen, wie die anderen Leute sie sahen und was sie dachten. Da dann irgendwelche Komplimente zu bekommen, seien sie noch so lieb gemeint, machte das alles nur noch schlimmer. Es machte ihr nämlich Hoffnung, doch nicht so schrecklich zu sein. Und Hoffnung tat nur weh, wenn sie wieder und wieder enttäuscht wurde. Nein, sie wollte am liebsten gar nicht an ihr Äußeres erinnert werden. Erst recht nicht von einer Frau, die wirklich hübsch war und bei der alle Körperteile so aussahen, als würden sie zusammenpassen.
Sie ließ Nysa ihr Haar bearbeiten und schaute eigentlich gar nicht hin. In ihren Gedanken war sie ganz wo anders. In Londinium, bei ihren Freundinnen, die ihr das Gefühl gegeben hatten, trotzdem dazu zu gehören. Sie vermisste ihre Freundinnen. Sehr sogar.
Nysa fragte sie irgendwann, ob ihr die Frisur gefallen würde. “Sieht sehr hübsch aus“, meinte sie etwas resigniert, denn auch die hübscheste Frisur würde aus ihr keine hübsche Frau machen. Sie seufzte und stand dann auf. “Ich gehe dann mal zu meinem Mann, die Gäste empfangen.“ Das war immerhin ihre Pflicht, so bedrohlich die auch erschien. Und gerade fühlte Prisca eher jeden Makel, jede Unzulänglichkeit ihrer Hochzeitsnacht und die Unzufriedenheit ihres Ehemannes mit ihr als das Glück einer frisch verheirateten Matrona.
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
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