RE: Hier kommt die Braut - Ankunft und Hochzeitsnacht
“Midas… Das ist einer der beiden Sklaven, die Sabinius Merula beim Gehen helfen, richtig? Der dunklere mit dem leichten Bart?“ Prisca meinte, es sich so gemerkt zu haben. Merula hatte ja immer dieselben beiden Sklaven dabei, und wenn sie sich nicht täuschte, war es Midas gewesen, der damals die Wachstafel hatte fallen lassen, die sie aufgehoben hatte. So lang war das noch gar nicht her, und trotzdem kam es Prisca lang vor. Es war alles verdammt schnell gegangen und sie hatte gar keine Zeit gehabt, es zu verarbeiten. “Ja, er sieht sehr gut aus“, stimmte sie dann zu. In der Tat waren beide Sklaven ihres Ehemannes durchaus mehr das, was ein Mädchenherz höher schlagen lassen konnte, als ihr Mann mit seinem strengen Gesicht. Aber sie sollte so nicht denken, sondern versuchen, die positiven Dinge an ihm zu sehen, damit sie sich hoffentlich schnell richtig in ihn verliebte. Im Moment hatte sie da nicht das Gefühl, als wäre sie wirklich verliebt in ihn. Und er machte es ihr auch nicht unbedingt leicht, dieses Gefühl zu finden.
Nysa half ihr beim Anziehen, und Prisca fühlte sich irgendwie ein bisschen komisch dabei. Sie wusste nicht, warum. Miriam hatte ihr eine Million Mal beim Anziehen geholfen. Da hatte sie sich nie so gefühlt. Vielleicht war sie gerade nur überspannt von der ganzen Situation und den vielen neuen Eindrücken. Nysa machte ihr ein Kompliment, und Prisca lächelte gequält. “Du musst mir keine falschen Komplimente machen, Nysa. Ich weiß, wie ich aussehe“, sagte sie eher resignierend und überhaupt nicht scharf. Aber sie wusste, dass sie zu groß, zu dünn und zu knabenhaft war, als dass irgendwer sie hübsch nennen könnte. Ein Mal hatte sie einem Jungen seine Schmeicheleien geglaubt, und es war umso schlimmer gewesen, als sich dann herausstellte, dass es nur ein grausamer Scherz gewesen war. Nein, Prisca wollte keine falschen Komplimente.
Sie strich das Kleid noch einmal glatt und schaute sich an. Es war zumindest lang genug und verdeckte ihren Mangel an Weiblichkeit recht geschickt, ohne dadurch wie ein Sack zu wirken. Prisca atmete etwas erleichtert durch. “Weißt du, wie man Haare hochsteckt?“ fragte Prisca. Nicht jede Sklavin wusste automatisch, wie man jemanden frisierte. Aber Prisca war jetzt Matrona und heute Morgen würden Gäste kommen, da brauchte sie mehr als nur ihre übliche Frisur. Sie sollte schließlich wie eine Domina aussehen.
Vormund (Tutor): Aulus Carisius Primus (NSC)
|