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Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
05-23-2023, 08:17 PM,
Beitrag #54
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum
“Es war nur Altmetall, mehr nicht“, klärte ich Saturninus auf, als er meinte Waffen wären schlecht. Aber selbst wenn es Waffen gewesen wären: Owain war Schmied und ich hatte die Genehmigung für eine Schmiede! Ich durfte welche herstellen und verkaufen! Das war mit keinem Gesetz und keiner Verordnung verboten. Man durfte nur nicht mehr Waffen besitzen, als es als Händler üblich war, ohne ein entsprechendes Gewerbe ohne Lizenz zu haben. Aber meine Schmiede hatte die Genehmigung des Aedilen. Deshalb war es ja doppelt unsinnig, was geschehen war. Aber ich nahm an, dass es ohnehin keine Rolle gespielt hätte und dieser Tribun auch eine Haarnadel zur Waffe erklärt hätte, um sich mir aufzuzwingen.

Und Saturninus meinte dann auch gleich, dass er vermutlich wenig ausrichten konnte, was mich doch fast noch mehr weinen ließ. Wenn er nichts gegen diesen Kerl unternehmen konnte, wer denn dann? Ich hatte sonst keinen Schutz, den ich anführen konnte! Ich konnte ja noch nicht einmal Bürgerin dieser Stadt werden, um wenigstens diesen Schutz für mich verbuchen zu können. Wenn er nun auch nichts tun konnte, was blieb mir dann noch?
Ich dachte ernsthaft über eine Flucht von hier nach Londinium nach. Die Stadt war weit größer, kulturell weiter und reicher als Iscalis, dazu Provinzhauptstadt. Und sie war weit weg von diesem fürchterlichen Tribun und seinen Drohungen. Ich war definitiv nicht dafür gemacht, irgendwo auszuharren und zu kämpfen. Ich hatte Jahre damit verbracht, es zu perfektionieren, ein weiches, zartes Ding zu sein, in das Männer sich fallen lassen konnten. Wie also sollte ich dann jetzt kämpfen?

Aber er sagte mir seinen Schutz zu, dass ich bleiben konnte, wenn ich wollte. Mir war klar, dass ich nicht ewig bleiben konnte, allein schon des Geredes wegen, und auch aus den ganz praktischen Gründen, dass hier eine Zweisamkeit mit Owain weitestgehend ausgeschlossen wäre. Wenn er mich überhaupt noch wollte nach dem, was geschehen war. Ich dachte an meine Worte zurück, als ich ihm gesagt hatte, dass ich mir Frieden zwischen Römern und Kelten wünschte. Dass wir nicht alle so wären, wie er es erfahren hatte. Aber im Moment konnte ich verstehen, wenn er uns alle, und zwar wirklich alle, hasste und mich nicht mehr bei sich haben wollte.
Trotzdem wollte ich das Angebot erst einmal annehmen, bis ich wieder einen klaren Kopf hatte und entscheiden konnte, was ich machen würde. Im Moment konnte ich das eindeutig nicht. Da wollte ich nur baden und schlafen. Vor allen Dingen baden. “Ich danke dir“, sagte ich und küsste trotz der Schmerzen an meiner Lippe seine beiden Hände für dieses Angebot.
Er fragte auch, ob er Owain mitnehmen konnte für die Übersetzungen. Ich sah zu ihm und war etwas hin- und hergerissen. “Owen, würdest du…?“ sah ich ihn bittend an. Ich wusste nicht, ob er bereit wäre, Saturninus zu helfen, oder nach Cheddar fürs erste zurück zu kehren. Da er mit mir nicht geredet hatte, wusste ich nichts von dem, wie er sich gerade fühlte, so wenig wie er wusste, wie ich mich fühlte.
Ich sah wieder zu Saturninus, der sich Mantel und Schuhe bringen ließ. “Owen bräuchte auch Schuhe. Wir beide. Ich… ich hab sie verloren.“ Keine Ahnung, warum mir genau das genau jetzt durch den Kopf ging. Aber es war so, wir waren beide barfuß und etwas schmutzig.

Saturninus fragte mich dann noch, warum ich solche Angst hatte. Und ja, ich zögerte, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich zitterte sogar bei dem Gedanken, was die Konsequenzen sein könnten. Im Moment war mein schauspielerisches Talent auf einem eindeutigen Tiefpunkt angelangt, zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich meine Gedanken verbergen können. Aber nicht heute, und nicht so.
Ich haderte mit mir und trat dann dicht an Saturninus heran, damit niemand von den Umstehenden etwas hören konnte. Die Sklaven würden tratschen, und dann… oh Götter, der Tribun würde mich umbringen. “Er hatte… Probleme, als er mir… weh getan hat. Und er hat mir gedroht, dass er mich wieder aufsuchen würde, und dass er mich umbringt, wenn jemand davon erfährt.“ Ich musste es Saturninus sagen. Er war zu intelligent, um mir eine Lüge jetzt zu glauben, und er würde jetzt auch verstehen, warum ich die Drohung ernst nahm.

Ich trat wieder zurück und rieb mir die Oberarme, wie um mich zu wärmen. “Meine Mutter und mein Großvater… Ich kann von dir nicht verlangen, alle aufzunehmen, aber ich habe Sorge, dass sie in Gefahr sind. Vielleicht sollte ich doch zu ihnen, und… würdest du mir ein paar Sklaven leihen, zum Schutz? Bis du wieder zurück bist, oder für ein paar Tage? Wir schließen dann so lange, und...“ Ich wollte gar nicht daran denken, dass dieser Tribun meinem Großvater etwas antun könnte.
[Bild: 15_14_01_23_5_20_11.png]
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RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - von Liciniana Aglaia - 05-23-2023, 08:17 PM

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